Fussball
2471 Einsätze in fünf Jahrzehnten

Jürgen Roth: „Erwin Hammerer hat Schiedsrichtergruppe Neuburg mitgeprägt wie kaum ein anderer“

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:04 Uhr

Ein absolutes Vorbild : Erwin Hammerer (2. v. r.) – hier zusammen (v. l.) Paul Birkmeir (Mitglied des Bezirksschiedsichterausschusses Schwaben, Thomas Künzel (Vorsitzender des Fußballkreises Augsburg) und Jürgen Roth (Obmann der Schiedsrichtergruppe Neuburg). Foto: F. Hegener

Von Roland Kaufmann

Untermaxfeld/Langenmosen – Jürgen Roth war nicht schon immer ein leidenschaftlicher Regelhüter. Erst der Umstand, dass er als aktiver Fußballer immer wieder mit den Entscheidungen der damaligen Unparteiischen haderte, brachte den Mann aus Langenmosen vor knapp viereinhalb Jahrzehnten dazu, selbst zur Pfeife zu greifen. Und ein paar Spielzeiten später ist aus ihm ja bekanntermaßen sogar der Obmann der Schiedsrichtergruppe Neuburg geworden, der sich inzwischen weit über die eigenen Landkreisgrenzen hinaus einen hervorragenden Namen gemacht hat.

Dass sich Roth stets schützend vor seine Referees stellt, liegt wohl in der Natur der Sache. Aber dass er zugibt, vor einem seiner Kollegen „ehrfurchtsvoll den Hut“ zu ziehen, das kommt selbst bei ihm eher selten vor. Der Mann, der aktuell den allerhöchsten Respekt des Obmanns verdient, heißt Erwin Hammerer. 86 Jahre ist dieser mittlerweile alt – und darf nun auf stolze fünf Jahrzehnte zurückblicken, in denen er als stets zuverlässiger Schiedsrichter fungierte.

Dass der Untermaxfelder, der offiziell für den SV Grasheim unterwegs war, nun mit der Verbands-Ehrenmedaille in Gold ausgezeichnet wurde – „natürlich hat er sich das hundertprozentig verdient“, gibt Roth gerne zu: „Hammerer erfüllte seine Rolle als Unparteiischer immer mit viel Herzblut. Und falls er dann doch mal von den Spielern angemeckert wurde, ließ er das ganz nonchalant an sich abprallen.“

Der Obmann weiß, wovon er da spricht: „Die Schiedsrichter hatten es damals, als ich selbst noch beispielsweise für den SC Feldkirchen oder des SC Rohrenfels kickte, keineswegs leicht mit mir und meiner kritischen Art. Aber vor dem Erwin und seiner starken Persönlichkeit auf dem Feld hatte ich immer einen Riesenrespekt.“

Sein dunkler Oberlippenbart war stets Hammerers äußeres Markenzeichen – während er sich auf dem Rasen durch seine stets konsequente Regelauslegung einen Namen machte, ohne hierbei gleich zu streng zu wirken. „Erwin hat unsere Schiedsrichtergruppe Neuburg mitgeprägt wie kaum ein anderer. An seinem jahrzehntelangen Einsatz für das Unparteiischentum darf sich die heutige Jugend gerne ein Beispiel nehmen“, sagt Roth.

Der Langenmosener hat sich vor kurzem die Mühe gemacht, alle von Hammerer geleiteten Spiele zusammenzuzählen – und ist hierbei auf schier unglaubliche 2471 Einsätze gekommen. Vor rund zwei Jahren hat der Untermaxfelder dann offiziell seine Karriere beendet – bedingt durch die damals beginnende Corona-Pandemie sowie die Tatsache, dass es ihm ganz allgemein gesundheitlich nicht mehr so gut geht. Aber Letzteres hinderte ihn natürlich nicht daran, bei seiner Auszeichnung mit der Verbands-Ehrenmedaille in Gold persönlich vor Ort zu sein – sehr zur Freude aller seiner Kollegen aus der Schiedsrichtergruppe Neuburg, die bei diesem Ehrenabend in Schönesberg ebenfalls anwesend waren.

„Ich kann nur immer wieder betonen, dass Erwin zu einer ganz besonderen Art von Mensch gehört. Einer Art, die mich durch ihre Zuverlässigkeit mächtig fasziniert“, erzählt Roth. Der Langenmosener weiter: „Selbst, wenn es extrem kurzfristig war – Erwin sprang im Notfall immer als Schiedsrichter ein. Und er fragte auch nie nach, um was für ein Spiel es sich im Konkreten handeln würde – sondern wollte nur wissen, wohin er denn wann zu fahren habe.“

Hammerers Sohn Udo sei übrigens aus dem gleichen Holz geschnitzt. „Die Gene seines Papas kommen bei ihm hundertprozentig durch, denn auch Udo ist immer zuverlässig und einsatzbereit, wenn er benötigt wird“, berichtet Obmann Roth über den für die TSG Untermaxfeld fungierenden Unparteiischen, der im Laufe seiner Karriere sogar auch Partien in der damals noch existierenden Bezirksoberliga geleitet hatte.

„Leute wie ihn und seinen Vater brauchen wir“, betont Roth. Zumal es ganz allgemein in seiner Schiedsrichtergruppe „momentan nicht wirklich gut“ aussehen würde. Ihr fehle es schlichtweg an Nachwuchs – wobei der Langenmosener nicht verstehen kann, warum das so ist: „Wir haben immerhin 37 Fußballvereine in unserem Einzugsbereich. Wenn jeder von ihnen nur einen einzigen Kandidaten zum nächsten Neulingslehrgang Ende September schicken würde, dann hätten wir mit einem Schlag keine Probleme mehr.“

Bloß dass es dazu kommt – hieran hat Roth schon ein bisschen den Glauben verloren: „Wir hören fast immer die gleiche Platte von den Vereinen – nämlich die, dass sie sich zwar bemühen, aber in ihren Reihen trotzdem keinen Interessenten an einer Schiedsrichtertätigkeit finden würden.“

EHRUNGEN IN DER SCHIEDSRICHTERGRUPPE NEUBURG

50 Jahre Tätigkeit (Verbands-Ehrenmedaille in Gold): Erwin Hammerer (SV Grasheim).

40 Jahre (Verbands-Ehrenmedaille in Silber): Bertram Gastl (TSV Aindling), Hans-Peter Hermann (FC Illdorf), Manfred Riedl (SV Grasheim), Erhard Sandmeir (TSV Rain am Lech), Siegfried Segnitzer (SV Feldheim), Wolfgang Weiß (SV Straß).

35 Jahre (Ehrennadel der Gruppe in Gold mit Ehrenpreis): Stefan Bauer (SV Ludwigsmoos), Günther Behr (Spielvereinigung Joshofen/Bergheim), Michael Edler (Spielvereinigung Joshofen/Bergheim), Horst Krampl (SV Straß) und Alfred Martin (SV Straß).

30 Jahre (Verbands-Ehrenzeichen in Gold): Karl-Heinz Degen (FC Zell/Bruck), Josef Detter (SV Karlshuld) und Fritz Roßkopf (SV Bertoldsheim).

25 Jahre (Ehrennadel der Gruppe in Silber mit Ehrenpreis): Harald Hausner (SV Straß), Johann Karmann (FC Ehekirchen), Albert Stemmer (SV Wagenhofen), Karl-Heinz Koppold (TSV Burgheim).

20 Jahre (Verbands-Ehrenzeichen in Silber): Roland Heindl (FC Zell/Bruck).

15 Jahre (Ehrennadel des Bezirkes Schwaben in Gold): Sebastian Deak (TSV Rain), Sebastian Eder (SV Holzkirchen), Patrick Krettek (SC Ried), Josef Neff (DJK Langenmosen), Massimabotom Pana Bayessem (SV Wagenhofen), Tobias Segnitzer (SV Feldheim).

10 Jahre (Ehrennadel des Bezirkes Schwaben in Silber): Marvin Bihler (VfR Neuburg), Reinhard Brandstetter (BSV Berg im Gau), Manfred Häckel (SV Ludwigsmoos), Fabian Hegener (FC Zell/ Bruck) und Sebastian Steigerwald (SC Rohrenfels).

SZ