Kunstradfahren
18. Platz in Gent: Rahman Mohammad Hassan nimmt zum zweiten Mal an Weltmeisterschaft teil

08.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:35 Uhr

Schöne Haltung: Bis auf einen Schnitzer zeigte Rahman Mohammad Hassan ein sehr gutes Programm. Foto: W. Schwarz

Burgheim/Gent – Rang 18, vorletzter Platz, und doch im Großen und Ganzen zufrieden: Zum zweiten Mal hat Rahman Mohammad Hassan, der in Burgheim wohnt und für sein Heimatland Afghanistan an den Start gegangen ist, an einer Weltmeisterschaft im Kunstradfahren teilgenommen. Am vergangenen Wochenende ist Hassan mit seinen Betreuern in die belgische Hafenstadt Gent gefahren, wo heuer die Hallenradsport-WM der Union Cycliste Internationale (UCI) ausgetragen wurde. Insgesamt gingen in der Disziplin Kunstradfahren der Herren 19 Sportler aus zwölf Nationen an den Start. Voriges Jahr war Stuttgart der Austragungsort dieser WM, doch wegen der Corona-Pandemie waren wesentlich weniger Teilnehmer zu verzeichnen gewesen. Jetzt erlebte Rahman Mohammad Hassan eine richtige internationale Atmosphäre.

Intensive Vorbereitung

Der junge Mann, der als Flüchtling aus Afghanistan kam und beim Radfahrerverein Burgheim das Kunstradfahren für sich entdeckte, hat sich intensiv auf die WM vorbereitet. Wie sein Betreuer und Mentor Albert Frank bestätigte, waren seit Monaten die gesamten Wochenenden belegt mit Wettkämpfen oder Lehrgängen.

Eine Woche zuvor hatte noch das World-Cup-Finale in Heilbronn stattgefunden, an dem Rahman Mohammad Hassan ebenfalls teilnahm. Der World Cup besteht aus einer Serie von vier Wettkämpfen; an dreien davon fuhr der Afghane mit. Von elf Teilnehmern belegte er den achten Platz. Der Boden in Heilbronn erwies sich als schwierig. Kaum etwas klappte bei den Proben, bis ein befreundeter Trainer den entscheidenden Tipp gab: „Du musst mit viel Kraft fahren.“ Das beherzigte Rahman Mohammad Hassan und führte sein Programm gut durch – auch wenn er zum Schluss etwas in Zeitnot geriet. Das gab ein gewisses Maß an Zuversicht.

Weil alle vier Veranstaltungen des World Cups in Europa terminiert waren, fehlten manche großen Namen, zum Beispiel aus Asien. Das sollte in Gent anders sein. Hier kam die Weltelite zusammen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Hassan noch nicht sehr lange seinen Sport betreibt. Seit vorigem Jahr hat er zwar erhebliche Fortschritte gemacht und sein Programm um neue Elemente angereichert, doch mit der Weltspitze kann er sich noch nicht messen. Die eine oder andere anspruchsvolle Übung wurde zur WM auch weggelassen. Man wollte auf Nummer sicher gehen.

Unter Zeitdruck

Beim Kunstradfahren setzt sich die Kür aus verschiedenen Elementen zusammen; jedem von ihnen ist eine bestimmte Punktzahl zugeordnet. Den Höchstwert gibt es aber nur bei perfekter Darbietung. Die geringste Abweichung wird bestraft. Zudem gibt es ein Zeitlimit. Rahman Mohammad Hassans Kür hatte eine Wertigkeit von 96,20 Punkten. „Realistisch sind für ihn 80 Punkte“, erklärt Frank. Höher ginge es nur, wenn alles optimal laufe. So sah es anfangs sogar aus. Doch dann geriet Hassan unter Zeitdruck. Er musste drei Sekunden gutmachen und patzte bei der letzten Übung. Sie sah vor, das Rad abzulegen und einen Handstand darauf zu machen. Vor lauter Hast konnte der Athlet den Handstand nicht halten – sechs Punkte Abzug und damit 79,77 Punkte in der Gesamtwertung.

Rahman Mohammad Hassan haderte mit seinem Fehler, bekam aber auch Zuspruch von unerwarteter Seite. Nach Beendigung der Durchgänge kamen zwei Kampfrichter und lobten ausdrücklich seine schöne Haltung auf dem Rad. Falls er die sechs Punkte nicht verloren hätte, wäre der junge Afghane einen Platz weiter nach vorne gerückt, auf Rang 17. Zum Vergleich: Die Kür, die der Weltmeister, der Deutsche Lukas Kohl, präsentierte, hatte einen Wert von 212,70, von denen Kohl 211,83 erreichte, also nahe an der Perfektion fuhr.

Vorbereitung auf Glasgow

Nun ist erst einmal Pause. Aber bald stellen Rahman Mohammad Hassan und seine Betreuer ein neues Programm zusammen. Das Ziel ist erneut die Weltmeisterschaft, die 2023 in Glasgow stattfindet. „Das wird nochmals eine andere Nummer“, erklärt Albert Frank. An 13 Tagen im August gehen hier sämtliche Radsportarten an den Start. Und Rahman Mohammad Hassan will dann die 100 Punkte knacken.

DK