„Konnten das Toreschießen nicht komplett verbieten“
17:0 des FC Gerolsbach II gegen den FC Schrobenhausen: Eine Trefferflut, die niemanden glücklich macht

17.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:28 Uhr

Ein gewohntes Bild am Sonntagnachmittag: Keeper Florian Schießl (am Boden) und Kapitän Martin Höhler (l.) mussten mit ihrem arg dezimierten FC Schrobenhausen gleich 17 Gegentreffer hinnehmen. In dieser ganz konkreten Szene netzte übrigens Dominik Schuster (Nummer 11 ) für den FC Gerolsbach II ein. Foto: H. Steurer

Sport und Häme für einen Gegner, der von seinem FC Gerolsbach II schnell mal mit 17:0 vom Feld gefegt worden war? „Das wäre einfach nur armselig“, entgegnet Korbinian Reiner, der Abteilungsboss der Schwarzweißen, sofort: „Ich habe vielmehr allerhöchsten Respekt vor jedem einzelnen Schrobenhausener, der das am Sonntag vom Anfang bis zum Ende mit durchgezogen hat.“

Plötzlich fällt auch noch der Torwart mit Fingerbruch aus

Genauer ausgedrückt waren’s sieben Schrobenhausener. Mehr FCS-Fußballer gab es an diesem 16. April schlichtweg nicht. Der Rest des Kaders: aufgrund von Urlaub, Arbeit, Verletzungen sowie Krankheiten einsatzunfähig. „Wenige Stunden vor dem Spiel meldete sich sogar auch noch unser Keeper Krystian Gasiol ab, vermutlich hat er sich einen Finger gebrochen“, berichtet Klubchef Stephan Rausch: „Es kam plötzlich alles Negative zusammen.“

Aber kein Jammern deswegen von ihm, kein Wehklagen; „Für uns ist es das Wichtigste, nicht komplett aus der A-Klasse Aichach zu fliegen – und da wir in der laufenden Saison bereits zweimal aus personellen Gründen nicht antreten konnten, mussten wir nun eben unbedingt in Gerolsbach spielen. Auch wenn das nicht wirklich schön für uns war.“

Rausch weiß sehr genau, wovon er da spricht – denn der Vereinsboss höchstpersönlich gehörte zum Häuflein der Übriggebliebenen, die sich der fußballerischen Herausforderung in Gerolsbach stellte. Ebenso wie Florian Schießl, der nach Gasiols Absage urplötzlich sogar das zweifelhafte Vergnügen hatte, ein unverhofftes Debüt als A-Klassen-Torwart feiern zu dürfen. Seine Freude darüber hielt sich aber in arg überschaubaren Grenzen, wie Rausch zugibt: „Unser Spielertrainer Daniel Wittmann musste schon seine ganzen Überredungskünste auffahren, um den ,Flo‘ von einem Einsatz zu überzeugen. Ich persönlich hätte es wohl nicht geschafft.“

Wäre es den Schrobenhausenern irgendwann zu bunt geworden, hätten sie das ungleiche Duell am Sonntagnachmittag frühzeitig beendet – selbst alle Gerolsbacher hätten dafür Verständnis gehabt. „Es dürfte nicht viele Klubs geben, die das in dieser Lage auch so ehrenhaft, so seriös und ohne negative Nebengeräusche durchgezogen hätten“, gibt FCG-Fußballchef Reiner zu: „Es gehörte viel Mut dazu, dass der FCS überhaupt zu siebt antrat. Ich kann wirklich nur meinen Hut vor ihm ziehen.“

17:0 am Ende: was für ein unglaubliches Resultat für ein Fußballspiel im Herrenbereich. In der Gerolsbacher Vereinshistorie dürfte es seinesgleichen suchen – in jener des FCS wohl ebenso. Aber Reiner denkt gar nicht daran, deswegen nun irgendwie die Korken knallen zu lassen. Ganz im Gegenteil: „Ich möchte über das Ergebnis überhaupt nicht mehr reden. Allen Beteiligten inklusive mir selbst wäre es deutlich lieber gewesen, wenn es ein ,ganz normales’ Spiel gegeben hätte. Und jetzt sind wir einfach nur auf beiden Seiten froh, dass wir die Sache sauber zu Ende gebracht haben.“

17:0 am Ende: „Wenn die Gerolsbacher nicht irgendwann den Fuß vom Gas genommen hätten, wären locker 20 oder vielleicht sogar 30 Gegentore für uns drin gewesen“, räumt Rausch ein. Dass der FCG II im Laufe der Partie sogar den einen oder anderen eigenen Mann vom Feld nahm, um die Angelegenheit nicht mehr ganz so einseitig wirken zu lassen: Dieser Sportsgeist der Schwarzweißen hat den FCS-Klubchef besonders beeindruckt. Währenddessen hat Reiner fast schon ein schlechtes Gewissen, dass es am Ende trotzdem 17 Treffer der Seinen wurden: „Aber wir konnten unseren Jungs ja das Toreschießen nicht komplett verbieten“, so der Gerolsbacher Fußballchef.

Und wie geht’s jetzt weiter? Im Schrobenhausener Lager hoffen sie, dass sich ihre Personalprobleme mit dem Ende der Osterferien schön langsam verflüchtigen. „Dann sollte es für uns auch möglich sein, die noch nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln“, glaubt Rausch. Bloß ob es in der neuen Saison überhaupt noch ein FCS-Team im Punktspielbetrieb geben wird, das steht weiterhin in den Sternen. „Es hängt von sehr vielen Faktoren ab“, gibt Rausch zu: „Wer bleibt uns aus dem aktuellen Kader erhalten? Bekommen wir Neuzugänge? Spielen wir weiterhin in der A-Klasse? Es ist noch so Vieles offen. Und es kann noch so viel passieren.“

Den Erzrivalen TSV Weilach fest im Visier

Weitaus entspannter wirken sie zurzeit beim FC Gerolsbach II. Stand jetzt liegt dieser sensationell auf Tabellenplatz vier der A-Klasse Aichach, der Aufstiegsrelegationsrang ist gerade einmal zwei Punkte von ihm entfernt. Nun gut: Vom Sprung hoch in die Kreisklasse wird trotzdem nicht geträumt – aber den Erzrivalen TSV Weilach, der sich nur zwei Punkte beziehungsweise zwei Positionen vor ihnen befindet, würden die Schwarzweißen schon noch gerne überholen. Zumal dieser aktuell vom Ex-Gerolsbacher Leo Solich trainiert wird. „Er kann unseren Atem bestimmt schon spüren“, meint Reiner augenzwinkernd.

SZ