Judo Finalrunde
Abensberg bleibt Titelsammler

Der Rekordsieger aus Niederbayern ist erneut Deutschlands beste Judomannschaft

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:32 Uhr

Nach dem Finale herrschte Freude pur beim alten und neuen Titelträger aus Niederbayern. Foto: Martin Oberndorfer/Knut Novak

Von Wolfgang Abeltshauser

Abensberg/Hamburg – Der TSV Abensberg ist erneut deutscher Mannschaftsmeister im Judo. Im Finale besiegte der amtierende Titelträger das Judo-Team Hamburg in dessen Halle mit 9:5. Im Halbfinale hatte sich die Sport Union Annen dem TSV mit 10:4 geschlagen geben müssen. Auch der Pförringer Sebastian Seidl war in der Hansestadt vor Ort. Ihm wurde beim Abensberger Triumph allerdings nur eine untergeordnete Rolle zu Teil.

Am Ende war es dann doch eindeutig für den Titelverteidiger. Erwartet hatten das die Abensberger nicht. „Alle vier Mannschaften hätten Meister werden können“, zeigte sich Trainer Radu Ivan noch am Wettkampftag in der Sporthalle in Wandsbek überzeugt. Letztlich habe die Tagesform entschieden.

TSV- Abteilungsleiter Martin Oberndorfer betonte am Ende noch einmal: „Wir waren nicht der Favorit.“ Nie hätte er an einen solch klaren Sieg gedacht. Mannschaftsführer Manuel Scheibel freute sich über die Geschlossenheit des Teams. So habe man auch wettmachen können, dass für das Finale mit Temur Nozadze kurzfristig ein wichtiger Mann ausgefallen war.

Die Gastgeber zeigten sich zu Beginn angriffslustig. „Wir haben alle Kämpfer hier, die wir hier haben wollen“, betonte vor den Halbfinals der Hamburger Sportdirektor Patrick Strutz. Schließlich stachen für die Abensberger aber die Trümpfe, auf die sie gesetzt haben. Am Ende war es Vazha Margvelashvili (bis 66 Kilogramm), der gegen Tofig Mammadov den entscheidenden achten Punkt für den TSV holte. Nach rund zwei Minuten schaffte der Georgier gegen den Mann aus Aserbaidschan den Ippon. Es stand 8:4 – der Sieg war dem TSV nicht mehr zu nehmen.

Aber vor allem waren es die schweren Gewichtsklassen, in denen die Abensberger überzeugten. Dabei gab es gerade da im Vorfeld Verletzungssorgen. Es war nicht sicher, ob Falk Petersilka (bis 100) und Roy Mayer (über 100) antreten könnten.

Knifflige Aufgabe mit Bravour gelöst

Beide überzeugten im Finale. Mayer schaffte sowohl im Halbfinale als auch im Finale zwei Siege und war so der wichtigste Garant für den Erfolg. In keinem Kampf ließ er Zweifel daran, wer als Sieger von der Matte gehen würde.

Petersilka hatte im Finale eine diffizile Ausgangslage. Im Halbfinale gegen die Sport Union Annen hatte der Mann, der in seiner Juniorenzeit vordere Plätze bei internationalen Turnieren geholt hatte, zwei Niederlagen eingesteckt. Jetzt musste er gleich zum Start des Finals gegen Dario Kurbjeweit Garcia ran, der jüngst erst beim Grand Slam in Baku einen dritten Rang holte. Nach längerem Abtasten erarbeitete er sich Vorteile. Nach zweieinhalb Minuten konnte sich sein Gegner gerade noch so retten. Kurz darauf schaffte der Abensberger den entscheidenden Wurf. Zum Auftakt des zweiten Durchgangs, als es nur knapp 4:3 für Abensberg stand, gab es die Begegnung erneut. Petersilka reichten diesmal 90 Sekunden, um den Kampf für sich zu entscheiden.

Für den Trainer der Hamburger, Slavko Tekic, waren diese beiden Kämpfe vorentscheidend: „Das hat unsere Mannschaft schon etwas geknickt.“ Insgesamt gab es für einige Abensberger vor knapp 1000 Besuchern besondere Momente. Lukas Vennekold (bis 81) musste sich im ersten Durchgang dem Medaillengewinner der Olympischen Spiele Dominik Ressel stellen. Vennekold, der schon während der Bundesligavorrunde ein Punktegarant für den TSV war, biss sich richtiggehend in den Kampf, holte sich eine Minute vor Schluss eine Wertung und verteidigte diese bis zum Schluss. Tekic räumte ein, dass diese Niederlage nicht einkalkuliert war.

Wieder einmal eine gute Leistung bot über 73 Kilo Niklas Menzl. Mit ihm und Sebastian Hofäcker trafen zwei Medaillengewinner der deutschen Hochschulmeisterschaften aufeinander. Es ging hin und her – mit Vorteilen für Menzl. Trotzdem musste er in die Verlängerung, nachdem es nach der regulären Kampfzeit keine Wertung gab.

Er ließ nicht locker und holte sich noch den Sieg – nach insgesamt fast neun Minuten. Die weiteren Zähler für Abensberg holten Luka Maisuradze und Johann Lenz (beide bis 90).

Seidl lediglichin der Zuschauerrolle

Vergeblich im Aufstellungsbogen des TSV suchte man den Pförringer Judoka Seidl, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Tokio. Der 32-Jährige war zwar aus taktischen Gründen bei der Finalrunde in Hamburg dabei, griff aber nicht aktiv ins Geschehen ein. Seidl befindet sich bereits seit längerem im Aufbau für die nächsthöhere Gewichtsklasse (-73) und setzte über die gesamte Saison hinweg mit dem Kämpfen aus.

Im Halbfinale zuvor wurde es zwischenzeitlich enger als gewünscht. „Es lief nicht alles nach Plan“, gestand denn auch Coach Ivan ein. Denn nach der Auftaktniederlage von Petersilka gegen den Holländer Simeon Catharina unterlag auch Menzl der deutschen Nachwuchshoffnung Jano Rübo.

Unerwarteter Rückstand zuvor im Halbfinale

Es stand plötzlich 0:2. Siege von Temur Nozadze (bis 60 Kilo) und Mayer sorgten für den Ausgleich. Als nach einer Niederlage von Patrick Weisser (bis 66) Johann Lenz bis 90 Kilo die Matte betrat, stand er unter Druck. Ein Sieg war nötig, um mit einem Vorsprung in die Pause zu gehen. Er musste gegen Martin Matijass ran, der jüngst beim Grand Slam in Baku den fünften Platz erreichte. Mit einem Festhaltegriff sicherte Lenz Abensberg in der Verlängerung das 3:3. Weitere Punkte beim 10:4-Sieg holten Kevin Abeltshauser, Lukas Vennekold, Nozadze, Mayer, Manuel Scheibel (bis 66), Lenz und Timo Cavelius (bis 81).

DK