Kapitän Philipp Federl beendet nach sieben Jahren sein VfB-Kapitel

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:31 Uhr

Noch bis zum Saisonende trägt Philipp Federl das grün-weiße Trikot des VfB Eichstätt. Foto: Traub

Beim Gespräch mit dem Spielführer des VfB Eichstätt Philipp Federl geht es auch um seinen Abschied nach dann sieben Jahren bei den Grün-Weißen. Ein mögliches Karriereende ist ebenfalls Thema.

Eichstätt – Seit gestern ist bekannt, dass Philipp Federl beim Fußball-Regionalligisten VfB Eichstätt aufhören wird. Mit ihm verlässt am Saisonende der sogenannte aggressive Leader im Mittelfeld, Führungsspieler und Leistungsträger den Verein. Ein Gespräch mit dem Platzhirsch über seine Funktion als Spielführer, die bisherige Vorbereitung und ein mögliches Karriereende.

Herr Federl, in der Vorbereitung lief es bislang mit vier Siegen aus vier Spielen bei einem Torverhältnis von 15:3 super. Welche Erkenntnisse können Sie daraus ziehen?
Philipp Federl: Die Ergebnisse geben die Richtung und den Weg vor, den wir auch im Liga-Spielbetrieb bestreiten wollen. Die Stimmung im Team ist sehr gut, jeder weiß, worauf es ankommt und alle ziehen an einem Strang. Einerseits darf man die Spiele nicht überbewerten, weil es meistens klassenniedrigere Gegner waren. Andererseits sollte man die Resultate aber auch nicht unterschätzen, weil wir in dieser Phase eine intensive Trainingsbelastung hatten, dominant aufgetreten sind und souverän gewonnen haben.

Als nur eine von vier Mannschaften der Regionalliga Bayern schlägt der VfB Eichstätt ab diesem Donnerstag ein fünftägiges Trainingslager im Ausland auf.
Federl: Gerade nach der Corona-Zeit finde ich es für den Teamspirit sehr wichtig, dass wir das wieder gemeinsam durchziehen und wir uns ein paar Tage von der Außenwelt abschotten. So kann die Mannschaft noch enger zusammenwachsen und an den Feinheiten im technischen oder taktischen Bereich nachjustieren. Ich bin überzeugt, dass wir davon profitieren werden.

Sie selbst gehen seit Jahren auf dem Platz mit Kampf und Leistung voran. Wie wird man ein guter Anführer?
Federl: So einer wie Benni Schmidramsl es war, werde ich sicherlich nicht mehr werden (lacht). Ich denke aber, dass es größtenteils der natürlichen Autorität geschuldet ist. Mir ist in diesem Zusammenhang aber wichtig klarzustellen, dass ich das als Kapitän nicht alleine richte. Bei uns verteilt sich die Führungsverantwortung auf mehrere Schultern, da wir mit Fabian Eberle, Jonas Fries, Basti Graßl oder Julian Kügel sehr erfahrene Spieler haben, an denen sich andere orientieren und deren Wort Gewicht hat.

Geht Markus Mattes mit Ihnen als Kapitän kritischer um?
Federl: Die Erwartungshaltung ist deutlich höher und mir ist auch bewusst, dass wegen der Ausübung dieses Amtes ein besonderes Augenmerk auf mich gerichtet ist. Denn es ist ja nicht so, dass der Spielführer nur die Platzwahl durchführt und das war es dann. Man ist schon der verlängerte Arm des Trainers und muss Anweisungen umsetzen und weitergeben. Unabhängig davon versuche ich, immer meine beste Leistung zu bringen, so wie jeder andere Spieler halt auch.

Und wie ist es andersherum: Sind Sie gegenüber den Mitspielern eher aus dem Bauch heraus kritisch oder kommunizieren Sie auf die ruhige und sachliche Art?
Federl: Das ist immer situationsbedingt. Es gibt Momente, da muss man verbal dazwischenhauen, ganz klar. Dann wiederum gibt es Augenblicke, in denen man auf den Spieler zugehen und sich besonnen aussprechen muss. Wie gesagt: Das mache aber nicht nur ich alleine, sondern auch andere aus dem Team sind in diese Führungsrolle hineingewachsen.

Seit dieser Woche ist bekannt, dass Ihr Kapitel beim VfB zu Ende gehen wird. Was waren Ihre Beweggründe dafür?
Federl: Ich werde definitiv nicht mehr jünger und bin an einem Punkt angelangt, wo ich für mich die Entscheidung getroffen habe, dass ich zum Saisonende aufhöre. Ich bin dankbar, dass ich eine so schöne und erfolgreiche Zeit mit vielen tollen Menschen hatte und außergewöhnliche Erfahrungen sammeln durfte. Das erfüllt mich schon mit Stolz. Außerdem bin ich bis jetzt, Gott sei Dank, von größeren Verletzungen verschont geblieben. Das soll auch so bleiben, man soll das Glück nicht überstrapazieren.

Sie überlegen also, Ihre Fußballschuhe ganz an den berühmt berüchtigten Nagel zu hängen?
Federl: Stand jetzt werde ich meine Laufbahn komplett beenden. Aber wenn sich in der Region etwas Interessantes auftut, dann bin ich offen für Gespräche. Man kann sich vieles anhören, muss aber nicht zusagen.

Sie haben schon vor zwölf Jahren bei Ihrem Heimatverein TSV Rohrbach unter Markus Mattes gespielt.
Federl: Gefühlt hatte ich im Herrenbereich nur ihn als Trainer. Er war mein großer Förderer und Mentor. Ohne ihn wäre ich bestimmt kein Regionalliga-Spieler geworden. Deswegen habe ich ihm sehr viel zu verdanken – wie auch der gesamte VfB. Uns verbindet alle das Ziel, sich mit dem Klassenerhalt zu verabschieden.

So eine langanhaltende Negativserie wie zwischen dem 7. und 16. Spieltag sollte es dann aber nicht mehr geben. Was macht das eigentlich mit einem, wenn es über Wochen und Monate nicht läuft?
Federl: Ich als Vollblutfußballer bin dann total gekränkt. Denn wenn ich verliere, ist die ganze Woche gelaufen. Aber es hilft nichts: Auch aus solchen Phasen muss man lernen, gestärkt hervorgehen und es in den Rückspielen deutlich besser machen. Diesen Anspruch haben wir und das wollen wir auch mit Vollgas umsetzen.

Im Vorjahr waren Sie mit zwölf Toren der beste VfB-Knipser. Bislang haben Sie erst dreimal getroffen. Woran liegt es?
Federl: Ich bin froh, dass der ‚Faber‘ wieder da ist und mir diese Aufgabe mit bislang zehn Toren abgenommen hat (lacht). Im Ernst: Ich bin Mittelfeldspieler und da liegt meine Priorität Nummer eins nicht auf dem Toreschießen. Aber klar ist auch, dass ich an meiner Torgefährlichkeit noch härter arbeiten muss, damit ich der Mannschaft wieder besser helfen kann. Am Ende ist es aber egal, wer die Tore für den Ligaverbleib schießt.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler
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Zur Person

Philipp Federl wurde am 24. Oktober 1991 geboren und ist 31 Jahre alt. Nach Stationen im Herrenbereich beim TSV Rohrbach und beim TSV Jetzendorf wechselte er im Sommer 2016 in die Bayernliga zum VfB Eichstätt. Für die Grünhemden bestritt er seitdem 178 Pflichtspiele, davon 130 in der Regionalliga Bayern, 32 in der Bayernliga Nord, zehn im Toto-Pokal, fünf im Ligapokal und eins im DFB-Pokal. Dabei erzielte er 41 Tore, kassierte 51 Gelbe Karten und flog sechsmal vom Platz (4 Gelb-Rote Karten und 2 Rote Karten).