Taekwondo-DM
Gold-Mädels aus dem Altmühltal

Taekwondo: Vanessa Körndl und Lorena Brandl krönen sich jeweils zum siebten Mal zur deutschen Meisterin

30.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:16 Uhr

Das hat schon Tradition: Wenn Lorena Brandl (links) und Vanessa Körndl Gold gewinnen, gibt es immer ein Huckepack-Bild. Fotos: Vormstein

Vanessa Körndl und Lorena Brandl krönen sich jeweils zum siebten Mal zur deutschen Meisterin. Leonie Mayer gewinnt Silber und bei den Juniorinnen wurde Sarah Wilhelm Dritte.

Nürnberg – Am Wochenende hat es für das Taekwondo-Team Tiger and Dragon Altmannstein/Mindelstetten bei den deutschen Meisterschaften Medaillen geregnet. Die international erfahrenen Athletinnen Lorena Brandl (+73 kg) und Vanessa Körndl (-67 kg) verteidigten in Nürnberg ihre Titel und gewannen jeweils zum siebten Mal Gold. Auch der Nachwuchs sammelte fleißig Medaillen: Die 17-jährige Leonie Mayer aus Offendorf gewann, nach ihrem dritten Platz im letzten Jahr, Silber bei den Seniorinnen (-53 kg). Bei den Juniorinnen schaffte es die 16-jährige Mindelstettenerin Sarah Wilhelm (-49 kg) bis ins Halbfinale und erkämpfte sich die Bronzemedaille.

Die Weltranglisten-13. Körndl ging als klare Favoritin in das Turnier und wurde dieser Rolle im Viertel- und Halbfinale gerecht. In ihrem ersten Kampf landete sie im ersten Durchgang gegen Irina Neumann vier Kopftreffer und hatte auch im zweiten keine Schwierigkeiten mit ihrer Gegnerin. Trotzdem ist die 25-Jährige etwas angespannt in den Kampf gegangen. „Als Favoritin ist die Fallhöhe viel größer, weil alle damit rechnen, dass man gewinnt. In der Vorbereitung kann man das voll abschalten, aber man ist dann vor dem Wettkampf schon aufgeregt. Die Anspannung ist viel höher als sonst“, sagte Körndl. Im Halbfinale bezwang sie Emily Hörmann und zeigte in diesem Kampf ihre beste Leistung des Tages. Im ersten Durchgang kontrollierte sie das Geschehen und ließ keinen Treffer zu und auch im zweiten war die Siegerin der Dutch- und Albania Open des vergangenen Jahres die dominierende Akteurin.

Ihre Finalgegnerin Viviana Valentino setzte sich in einem äußerst spannenden Kampf gegen Lisa-Maria Seele, die Körndl im Vorfeld als stärkste Konkurrentin eingeschätzt hatte, durch. „Ich kenne sie aus dem Training und habe schon oft gegen Viviana gekämpft“, weiß die Altmannsteinerin um die Stärken und Schwächen ihrer Gegnerin, die – wie Körndl und Brandl – ebenfalls am Mittwoch zu den nächsten internationalen Turnieren in die Türkei fliegen wird.

Finalkampf wirdzur Nervenschlacht

Der Entscheidungskampf um den Titel verlief nicht nach Körndls Plan. Im ersten Durchgang fand sie keinen Weg an der gegnerischen Deckung vorbei und verlor mit 0:5. Nun musste sie den zweiten für sich entscheiden, um eine dritte Runde zu erzwingen. Mit 6:0 gewann sie diesen dann auch und bewies hier schon das erste Mal Nervenstärke. In Runde drei kam Valentino am Anfang wieder häufiger an Körndls Deckung vorbei und lag nach etwa einer Minute mit 5:2 Punkten in Führung. Doch auch in dieser Situation behielt die Altmannsteinerin die Ruhe und reagierte mit einem wichtigen Kopftreffer, wofür es drei Punkte gab – der Wendepunkt in diesem Kampf. Die amtierende Deutsche Meisterin war fortan nicht mehr aufzuhalten, gewann die dritte Runde letztendlich deutlich mit 12:5 und sicherte sich damit auch Titel Nummer sieben. „Ich weiß, dass ich konditionell sehr stark bin und am Schluss immer aufholen kann. Das habe ich immer im Hinterkopf und dann werde ich nicht nervös. Zum Schluss hat die Kondition bei ihr nachgelassen und ich konnte noch punkten“, freut sich die alte und neue Deutsche Meisterin nach ihrem Final-Krimi.

Ihre Freundin und Trainingspartnerin Brandl fieberte währenddessen schon umgezogen auf der Tribüne mit. Nachdem im Schwergewicht nur vier Kämpferinnen angetreten waren, war ihr Wettkampf deutlich schneller beendet. Auch Brandl, die noch vor etwa zwei Monaten Dritte bei der Weltmeisterschaft geworden war, trat als haushohe Favoritin an. „Ich wollte die anderen wissen lassen: Da ist die Lorena und das war es“, sagte die Pförringerin mit großem Selbstvertrauen. Dort ließ sie Alma Hasanbasic nicht den Hauch einer Chance. In zwei zweiminütigen Runden gelang ihrer Gegnerin kein einziger Treffer. „Ich arbeite sehr hart an meiner Deckung. Wenn es drauf ankommt, dann muss die Deckung stimmen, damit du keine Punkte herschenkst. Im ersten Kampf war es echt gut. Das war ein super Start ins Turnier und hat dann auch nochmal Schwung gegeben für den zweiten Kampf“, schätzt die Weltranglisten-Dritte ihre Leistung ein.

Mit viel Selbstvertrauen und starker Deckung zum Titel

Im Finale wartete mit Esmeralda Husovic vom TSV Dachau Brandls stärkste Konkurrentin auf nationalem Niveau. Die beiden haben vor einem halben Jahr schon einmal gegeneinander gekämpft, dort hatte Brandl die Oberhand behalten. Das sollte auch bei ihrem zweiten Aufeinandertreffen so bleiben. Im ersten Durchgang hielt Husovic noch mit, aber die Favoritin setzte sich mit 6:3 durch. In der zweiten Runde ließ Brandl aber dann keinen Zweifel daran, wer Deutsche Meisterin wird. Weil sie mit 13:1 führte und somit einen Vorsprung von zwölf Punkten hatte, waren die Runde und damit auch der Kampf schon vorzeitig beendet. Strahlend drehte sie sich zur Tribüne, wo ihre Familie und Freunde ihr zujubelten. „Das war voll die Unterstützung. Die sehen mich ganz selten live kämpfen, weil wir so oft im Ausland unterwegs sind. Und wenn die deutsche Meisterschaft schon mal in Nürnberg ist, dann ist das einfach der Jackpot. Da bin ich auch echt dankbar, dass die so hinter mir stehen“, sagte die 25-Jährige nach ihrem siebten DM-Gold.

Am Mittwoch geht es für beide Kämpferinnen in die Türkei zum President‘s Cup und anschließend zu den Turkish Open, wo beide wieder international um Ranglistenpunkte für die Olympiaqualifikation kämpfen werden. Insbesondere für Brandl ist dann der mentale Druck größer. Seit über zwei Jahren arbeitet sie deshalb mit einem Mentaltrainer zusammen und sagt darüber: „Ab einem gewissen Leistungslevel bist du immer Druck ausgesetzt. Du lernst dabei einfach, stabil im Kopf zu bleiben. Ich sage immer: Welcome in the world of pressure. Druck ist immer da, du musst nur lernen, damit umzugehen.“

DK