Kinderfußball
Erste Funino-Saison mit zehn Vereinen der Region

09.08.2022 | Stand 22.09.2023, 7:02 Uhr
Sabine Kaczynski

Kleine Spieler auf kleinem Feld: Der Funino-Modus setzt auf mehr Spaß und weniger Frust in den Nachwuchs-Teams. Foto: Kaczynski

Von Sabine Kaczynski

Eichstätt – Eigentlich sollen die neuen Spielformen im Kinderfußball seitens des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) erst ab der Saison 2024/25 verbindlich für alle 21 Landesverbände sein. Zehn Vereine aus der Region haben die erste Saison für ihre G- und F-Jugend-Mannschaften aber bereits im Funino-Modus absolviert – in Eigenregie, denn der Bayerischen Fußballverband (BFV) ist auf die Reform noch nicht eingestellt.

Guido Müller und Markus Jörg, Jugendleiter beim FC Hitzhofen-Oberzell, waren schon Anfang 2021 von dem Konzept so überzeugt, dass sie die neue Form in der Saison 2021/22 umsetzen wollten: „Wir sind also auf andere Vereine zugegangen und haben schließlich mit den Teams des SV Buxheim, FC Arnsberg, SV Eitensheim, FC Nassenfels, SC Irgertsheim, SC Steinberg, TSV Egweil, der SG Pietenfeld/Ochsenfeld sowie der SG Böhmfeld/Hofstetten neun Mitstreiter gefunden, die auf Funino setzten“, erzählt Müller.

Spaß am Spiel statt Frust und Konkurrenzkampf

Doch worum geht es dabei überhaupt und was ist so revolutionär? Gespielt wird auf sehr kleinen Flächen im Drei-gegen-drei-Modus, jedes Team spielt auf zwei Tore (siehe Kasten). Es gibt weder Schiedsrichter noch Torhüter, dazu wird nach jedem Treffer gewechselt, um allen Kindern gleich viel Spielzeit zu ermöglichen. „Dadurch können sich auch weniger talentierte Jungs und Mädels weiterentwickeln und bleiben dabei. Der große Gewinn ist, dass sehr viel fußballspezifische Bewegung abläuft – es also wenig Pausen und Standzeit gibt. Zudem können auch kleine Vereine mit wenig Spielern leicht ein Team stellen, denn es braucht nur drei Kinder plus ein oder zwei Rotationsspieler“, erklärt der Jugendleiter.

Die Teams würden zudem „leistungsgerecht“ zusammengestellt und treten in den Festivals, die als Ersatz für Punktspieltage fungieren, gegen ähnlich starke Gegner an, denn die Mannschaften werden vorab eingeteilt und entsprechend gesetzt: „Ergebnisse wie ein 16:0 gegen einen übermächtigen Kontrahenten gibt es somit nicht und damit viel weniger Frust vor allem für diejenigen Spieler, die noch Entwicklungspotenzial haben“, führt Müller die Vorteile an. Bis zu 16 Teams können gleichzeitig auf einem „normalen“ Fußballfeld spielen, die Jugendteams aus der Region absolvierten bei ihrer Funino-Premiere pro Festival sieben Runden à sieben Minuten, wobei es nach jedem Sieg einen Aufstieg, bei jeder Niederlage einen Abstieg ins nächste Feld gab. Im Vordergrund steht der Spaß am Sport, der Leistungsdruck rückt in den Hintergrund, deshalb wird bei den Festivals ganz bewusst auf Platzierungen verzichtet.

Neuer Modus überzeugt Jugendleiter

Die Strategie zeigt Wirkung: „Bei uns ist kein einziges Kind nach der Saison abgesprungen“, sagt Müller, dessen Trainerkollegen ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Andreas Steib, F-Jugend-Trainer beim FC Arnsberg, ist ebenfalls vom Konzept Funino begeistert: „Als Dorfverein hat man entweder sehr viele oder sehr wenig Kinder, die Fußball spielen wollen – und bei diesem System können einfach alle auf den Platz. Im spielerischen Bereich ist der Ansatz altersgerecht. Mit vielen Ballkontakten und Torszenen und durch das kleine Spielfeld mit drei Kindern pro Mannschaft liegt der Fokus auf dem Geschehen und man sieht eine fußballerische Entwicklung der Kids“, sagt er.

Zu einem ähnlichen Fazit kommt Stefan Heigl, F-Jugend-Trainer beim SC Irgertsheim: „Es kommen alle Kinder zum Zug und niemand steht herum. Die Kids haben viel mehr Spaß, weil mehr Tore fallen und durch die vielen Spiele bei den Festivals gleichen sich Siege und Niederlagen aus. Bei Kleinfeldpartien kann das Ergebnis durchaus auch mal zweistellig ausfallen, dann sind die Kinder geknickt und verlieren schnell die Lust am Fußball. Diesen Effekt hat man bei Funino nicht“, so Heigl. „In dieser Altersgruppe lernen die Kinder durch diese Spielform am meisten, weil sie permanent im Spielbetrieb sind und kombinieren müssen“, ergänzt er.

Kritik an mangelnder Torwartausbildung

Kritische Stimmen, die eine fehlende Torwartausbildung anmahnten, von „keinem echten Fußball“ sprachen oder aufgrund der vielen gleichzeitig stattfindenden Partien einen Mangel an Betreuern befürchteten, sind dagegen nach einem Jahr Praxistest gänzlich verstummt. Auch weil die Teams der Region die Spielform im Training sehr kreativ auslegen und auch mal vier-gegen-vier mit Keeper oder im „Eishockeymodus“ mit umgedrehten Toren agieren.

Funktionäre, Trainer, Eltern und vor allem die Kinder selbst äußerten sich jedenfalls in einer Umfrage ausschließlich positiv zu der neuen Spielform und alle teilnehmenden Vereine waren sich einig, dass das Projekt Funino auch in der kommenden Saison fortgeführt wird. Müller ist sich sicher, dass diese Spielform für die jüngsten Fußballer der richtige Weg ist: „Durch die zwei Tore machen die Kinder das Spiel intuitiv breit, die Rotationsspieler müssen sofort Entscheidungen treffen und alle Kinder erzielen Tore. Das Erstaunlichste ist, dass nicht nur die schwächeren, sondern alle Spieler stärker werden“, schwärmt Müller.

EK