Regionalliga Bayern
„Die Leidenschaft ist extrem groß“

VfB-Trainer Mattes im Interview über die Vertragsverlängerung, Kaderplanung und einen Job im Profibereich

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:15 Uhr

Markus Mattes folgte 2015 beim VfB auf Jürgen Steib. Zunächst sicherte er den Klassenerhalt in der Bayernliga Süd, um dann – nach dem Wechsel in die Nord-Gruppe – für Furore zu sorgen. 2016/17 holte er mit Eichstätt die Meisterschaft und den damit verbundenen Regionalliga-Aufstieg. Foto: Traub (Archiv)

Eichstätt – Erst seit Samstag haben die Fans des Regionalligisten VfB Eichstätt Gewissheit: Cheftrainer Markus Mattes setzte kurz vor Anpfiff des letzten Saison-Heimspiels gegen die Augsburger Reserve (1:0) seine Unterschrift unter die Vertragsverlängerung. Lange hatte man in Eichstätt auf diesen Schritt gewartet, denn traditionell macht der VfB in der Winterpause oder aber spätestens mit dem Start in die Rest-Rückrunde Nägel mit Köpfen, was die Trainerfrage betrifft.

Herr Mattes, warum haben sich die Vertragsverlängerungen so lange hingezogen?
Markus Mattes: Wichtig war, dass für beide Seiten frühzeitig klar war, in welche Richtung es geht und dass wir auch in der Saison 2022/23 zusammenarbeiten wollen. Von daher hat jetzt keine Partei bis zur finalen Unterschrift einen riesigen Zeitdruck verspürt. Bei Verlängerungen gibt es intern immer Sachen zu klären und zu diskutieren. Letztendlich waren dies aber nur Formalitäten.

Sie sind seit Januar 2015 Trainer in Eichstätt. Nutzt man sich da nicht irgendwann ab?
Mattes: Wenn das so wäre, dann hätten wir in dieser Saison keine 50 Punkte geholt. Die Fluktuation innerhalb des Teams ist ein großer Grund, dass man als verantwortliche Person nicht verbraucht ist und immer wieder neue Impulse setzen kann. Das sieht man am besten am Beispiel von Christian Streich, der noch viel länger Trainer des SC Freiburg ist. Ich selbst habe einfach ein gutes Gefühl, dass es mit mir und dem VfB auch weiterhin passt.

Mit Rückkehrer Fabian Eberle, Angreifer Timo Meixner und Mittelfeldakteur Daniel Haubner sind bereits drei Neuzugänge fix. Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Kaderplanung?
Mattes: Um diese Zeit waren wir noch nie so weit, wie wir heute schon sind. Die Verpflichtungen werden uns in jeder Hinsicht guttun – vor allem aber auch, weil in der Saison 2021/22 in der Offensive der Schuh gedrückt hat und wir nur wenige Tore geschossen haben. Ich bin überzeugt, dass die Qualität des Kaders im Vergleich zur diesjährigen Saison zunehmen wird und wir personell ein paar Möglichkeiten mehr haben werden.

Auf der anderen Seite steht auch ein Quartett als Abgang fest.
Mattes: Da geht uns natürlich einiges an Substanz verloren. Aber so ist der Fußball: Spieler kommen und Spieler gehen. Es bieten sich also auch wieder neue Chancen. Besonders hat es mich gefreut, dass sich zum Beispiel Christian Heinloth am vergangenen Wochenende das letzte Mal im heimischen Stadion noch mit einem Tor belohnen konnte.


Für welche Mannschaftsteile wünschen Sie sich noch Verstärkungen?
Mattes: Nach dem Abgang von Teoman Akmestanli müssen wir in der Innenverteidigung noch etwas tun.

Nach einer Abstimmung unter den Vereinen wird die Regionalliga Bayern auch in der Saison 2022/23 mit 20 Vereinen an den Start gehen. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Mattes: Das wird brutal hart, denn statt aktuell drei werden am Ende vier Mannschaften direkt absteigen. Hinzu kommen zwei Releganten. Knapp ein Drittel der Teams wird also permanent auf einem Abstiegs- beziehungsweise Relegationsplatz stehen. Aber Jammern hilft nichts, die Situation ist so wie sie ist. Fakt ist: Es wird erneut eine hammerharte Spielzeit werden.

Sie machen derzeit an der Sportschule Duisburg-Wedau die A-Lizenz. Das ist die erste Voraussetzung, um überhaupt im Profibereich arbeiten zu können. Wie sieht Ihre weitere Karriereplanung aus?
Mattes: Ich bin maximal ehrgeizig, aber auch realistisch. Um bei einem Profiverein eine Chance zu bekommen, muss extrem viel passen. Fußball ist ein Geschäft, in dem viel auf Beziehungen und Kontakten basiert. Um als hauptverantwortlicher Cheftrainer in einer der drei Profiligen trainieren zu dürfen, müsste ich zunächst ja auch noch die Pro-Lizenz des Deutschen Fußballbundes, also die ehemalige Fußballlehrer-Lizenz, erwerben.

Diese Ausbildung ist neu strukturiert worden . . .
Mattes: . . . und macht es noch schwieriger, um für den Kurs, der auf 16 Teilnehmer beschränkt ist, zugelassen zu werden. Die Plätze werden nach einem ausgeklügelten Punktesystem vergeben. Da ist einer, der nur im Amateurbereich gespielt hat, einem ehemaligen Bundesligaspieler deutlich im Nachteil. Mit der A-Lizenz könnte ich aber immerhin als Co-Trainer oder im Bereich der Kaderplanung arbeiten.

Reizt Sie so ein Job?
Mattes: Der Fußball war schon immer Teil meines Lebens. Die Leidenschaft für diese Sportart ist extrem groß. Wer träumt nicht davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. Von daher sollte man gerade im Fußball niemals etwas ausschließen.

Sie haben jetzt zwar beim VfB Eichstätt um ein weiteres Jahr verlängert. Aber gibt es für den Fall der Fälle eine Ausstiegsklausel?
Mattes: Vertragsinhalte bleiben wie immer intern.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler.