Regionalliga Bayern
„Der Abschied nagt schon an mir“

Eichstätts Trainer Markus Mattes über seine Zukunftspläne und die Regionalliga-Restrunde mit dem VfB

14.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:33 Uhr

So kennt man den Cheftrainer des VfB Eichstätt: Der engagierte Regionalliga-Coach wird die Domstädter nach achteinhalb Jahren im Sommer verlassen. Wie es dann für ihn weitergeht, ist noch offen. Foto: Traub

Eichstätt – 16 Punktspiele noch, dann geht beim VfB Eichstätt eine Ära zu Ende. Wie berichtet, werden Markus Mattes und der Fußball-Regionalligist am Saisonende getrennte Wege gehen. Der 47-Jährige blickt schon jetzt mit Wehmut zurück, ist zugleich aber offen für eine neue Herausforderung.

Herr Mattes, am 27. Mai werden Sie im Auswärtsspiel beim SV Wacker Burghausen letztmals als VfB-Trainer an der Seitenlinie stehen. Beschleicht Sie ein mulmiges Gefühl, wenn Sie daran denken?
Markus Mattes: Es war klar, dass der Zeitpunkt irgendwann kommen wird – vor allem, weil ich schon seit Anfang 2015 beim VfB Cheftrainer bin. Das ist eine brutal lange Zeit. Wenn ich so nachdenke, dann nagt der bevorstehende Abschied schon an mir. Über die Jahre hat sich schon etwas entwickelt, im Zusammenspiel mit dem Verein, dem Umfeld und den Zuschauern.

Hatten Sie zuletzt schlaflose Nächte?
Mattes: Es war eine Entscheidung, die mich tatsächlich berührt hat, auch danach, als sie gefallen war. Es gibt letztendlich nicht den einen entscheidenden Beweggrund. Nach achteinhalb Jahren Zusammenarbeit haben beide Seiten aber das Recht auf eine Veränderung, wobei eine andere Gesprächsführung möglich gewesen wäre.

Sie haben im vergangenen Jahr die A-Lizenz erworben. Damit können Sie in einem Nachwuchsleistungszentrum, der Frauen-Bundesliga oder auch als Co-Trainer oder Videoanalyst im Profibereich arbeiten. Wohin führt Ihr Weg?
Mattes: Ich muss jetzt abwarten und schauen was passiert. Ich habe definitiv noch nichts in der Hinterhand. Die Situation, dass ich auf dem Markt bin, ist auch für mich neu. Ich bin aber relativ offen für alles. Letztendlich muss die neue Aufgabe einen gewissen Reiz haben, dann kann ich mir alles vorstellen – sogar eine Tätigkeit, die weiter entfernt liegt. Bei meinem Job habe ich die Möglichkeit, mich für ein paar Jahre beurlauben zu lassen. Ich wäre nicht der erste, der das für den Fußball macht.

Torwarttrainer Norbert Scheuerer war in all den Jahren Ihr Begleiter. Ist es für Sie vorstellbar, dass er Sie bei der nächsten Station begleitet?
Mattes: Ganz ehrlich: Darüber habe ich mir noch keinerlei Gedanken gemacht und einen VfB Eichstätt ohne ‚Umberto‘ kann ich mir nicht vorstellen. Er ist ja viel länger dort als ich, er gehört zur Familie. Schlussendlich müsste man ihn selbst fragen. Ich habe jedenfalls sehr gut und gerne mit ihm zusammengearbeitet.
Können Sie sich auch eine Tätigkeit unterhalb der Regionalliga vorstellen?
Mattes: Es wäre überheblich, wenn ich ‚Nein‘ sagen würde. Auch in den darunterliegenden Ligen wird sehr guter Fußball gespielt. Aber natürlich würde ich mich am Anfang schon sehr schwertun, weil ich von der Arbeit in der vierten Liga verwöhnt bin. Die Spiele dort werden mit Kamera aufgezeichnet, sodass im Nachgang eine Videoanalyse möglich ist, ganz zu schweigen von den namhaften Gegnern und tollen Stadien. Irgendwie habe ich mich natürlich daran gewöhnt.

Sind Sie in die Nachfolge-Regelung eingebunden?
Mattes: Sollte mich jemand fragen, werde ich meine Meinung sagen. Aber ich bin überzeugt, dass die VfB-Verantwortlichen das alleine ganz gut hinkriegen werden.

Der frühe Zeitpunkt der Bekanntgabe am Anfang des Jahres hat ein wenig überrascht.
Mattes: Für einen Verein ist Planungssicherheit ganz wichtig. Deshalb gilt es für den VfB, zeitnah einen Trainer zu finden, schließlich hängen von dieser Entscheidung die weiteren Verhandlungen mit den Spielern ab.

Keine Gespräche sind mit Mälek Amdouni erforderlich. Der 22-jährige Angreifer hat den VfB nach nur sechs Kurzeinsätzen schon wieder mit unbekanntem Ziel verlassen.
Mattes: Nach aktuellem Stand ist er der einzige Winter-Abgang. Was Neuzugänge betrifft, tut sich auch nicht viel. Als Trainer würde ich mich natürlich noch über den einen oder anderen qualitativ guten Neuzugang freuen, bin mir zugleich aber auch der finanziellen Möglichkeiten des Vereins bewusst.

Der Bayerische Fußball-Verband hat inzwischen die beiden Nachholspiele terminiert. Die SpVgg Hankofen-Hailing ist am Dienstag, 28. März, um 17.30 Uhr zu Gast, der TSV Aubstadt am Gründonnerstag, 6. April, um 17.45 Uhr.
Mattes: Unser Vorteil ist, dass das zwei Heimspiele sind. Nachteil ist dagegen, dass die Spiele binnen zwei Wochen terminiert worden sind und wir somit in 20 Tagen sechs Spiele haben. Fairerweise muss man aber zugeben, dass dem Verband bei uns die Hände gebunden sind, weil wir kein Regionalliga-taugliches Flutlicht haben. Deswegen müssen sie bis zur Zeitumstellung warten – und dann kommen die Spiele eben geballt auf uns zu.

Wäre der neuerliche Klassenerhalt nun die Krönung Ihrer Zeit in Eichstätt? Wie groß wäre der Makel, den ein Abstieg in die Bayernliga hinterlassen würde?
Mattes: Dass wir die Klasse nicht halten sollten, daran habe ich noch keinen Gedanken verschwendet. Ich bin überzeugt, dass wir das – sofern in der Vorbereitung nichts Außergewöhnliches passiert und wir danach vom Verletzungspech verschont bleiben – die Liga halten werden. Von daher stellt sich die Frage nach dem Makel für mich nicht.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler.