Es ist geschafft: 960,4 Kilometer in acht Tagen hat die Radsport-Elite bei der Tour de France der Frauen abgespult. Am Ende platzierte sich die sensationelle Siegerin der fünften Etappe, Ricarda Bauernfeind (Canyon-Sram) aus Eichstätt, bei ihrer ersten Teilnahme auf Anhieb unter den Top 10.
„Ich habe mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt hätte“, resümiert die Tour-Neunte ihre Premiere bei der Frankreich-Rundfahrt. Diese Platzierung verdankte sie unter anderem ihrer Leistung auf der Königsetappe am Samstag. Bereits vor dem Tour-Start freute sich die Bergspezialistin auf den härtesten Abschnitt der Rundfahrt. Erst musste sie den Col D’Aspin bezwingen, bevor der 17 Kilometer lange Anstieg (mit durchschnittlicher Steigung von 7,5 Prozent) zum Col du Tourmalet anstand. Besonders am letzten Anstieg fand Bauernfeind ihren Rhythmus und kam als starke Zehnte völlig entkräftet ins Ziel. „Das war einfach gigantisch. Ich war voll fokussiert, aber musste am Col D’Aspin leider etwas zur Spitzengruppe abreißen lassen. Da war ich etwas enttäuscht“, sagte Bauernfeind.
Viele Athletinnen schleppten sich mit den letzten Kräften über die Ziellinie und mussten teilweise von Betreuern festgehalten werden, damit sie nicht mit ihren Rennrädern umkippen.
Favoritin Demi Vollering gewinnt Tour de France
Am beeindruckendsten war die Leistung der favorisierten Niederländerin Demi Vollering (SD-Worx), die die Königsetappe mit 1:58 Minuten Vorsprung vor Bauernfeinds Teamkollegin Kasia Niewiadoma souverän gewann. Vollering sicherte sich damit nicht nur den Etappensieg, sondern auch das Gelbe Trikot, was sie auch im Einzelzeitfahren verteidigen sollte. Niewiadoma ergatterte sich das rot-gepunktete Bergtrikot und wiederholte ihren dritten Platz in der Gesamtwertung aus dem Vorjahr. Das war auch das Mannschaftsziel, welches das Team und Bauernfeind im Vorfeld der Tour ausgerufen hatten.
Dass Canyon-Sram ein weiteres Ziel erreichte, dafür war die Eichstätterin höchstpersönlich verantwortlich. „Wir wollten diesen Sieg schon das ganze Jahr. Und jetzt habe ich es geschafft“, sagte Bauernfeind zum ersten Tagessieg ihres Teams in diesem Jahr auf der fünften Tour-Etappe. Welchen Platz ihre Sieger-Medaille bekommt, das weiß die jüngste Gewinnerin einer Tour de France-Etappe noch nicht. „Aber sie bekommt auf jeden Fall einen besonderen Platz“, sagt Bauernfeind.
Mentale Stärke war Schlüssel zum Erfolg
Für sie hat bei dieser Tour de France „einmal mehr bestätigt, dass der Kopf eine Riesenrolle spielt“. Zudem ist die 23-Jährige glücklich, dass ihre Eltern bei ihrem größten Erfolg mit dabei sein und mit ihr feiern konnten.
Viel Zeit zum Regenerieren bleibt nicht. Denn bereits am kommenden Wochenende ist Bauernfeind wieder im Einsatz. Dieses Mal in Glasgow (Schottland) im Nationalmannschaftstrikot.
DK