Frauen-Landesliga Süd
„Bei uns kann jede Tore schießen“

Der FV Obereichstätt brilliert mit Offensivfußball und will als Tabellenführer in die Bayernliga aufsteigen

26.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:34 Uhr

Mit zehn Treffern ist Carina Bauer (rechts) die erfolgreichste Torschützin der Landesliga Süd. Mit nur einem Tor weniger steht ihre Teamkollegin Maria Zeller auf dem geteilten zweiten Platz in der Torschützenliste. Foto: Traub

Obereichstätt – Zehn Jahre nach dem Abstieg aus der Bayernliga und dem zwischenzeitlichen Gang in die Bezirksoberliga klopfen die Fußball-Frauen des FV Obereichstätt wieder an das Tor zur Beletage des bayerischen Fußballs an. Die Elf um Trainerin Barbara Moosmeier führt bei einem weniger absolvierten Spiel mit zwei Punkten Vorsprung die Tabelle der Landesliga Bayern Süd an. Wir haben uns mit der 34-Jährigen über die Altersstruktur der Mannschaft, die Heimstärke und das bevorstehende Trainingslager unterhalten.

Frau Moosmeier, was würde die Rückkehr in die Bayernliga für Sie persönlich, für die Mannschaft oder aber auch den Verein bedeuten?
Barbara Moosmeier: In der Saison 2012/13 war ich selber nicht dabei, weil ich damals für den FC Ingolstadt 04 gespielt habe. Für mich wäre der Aufstieg natürlich ein toller Erfolg und eine Bestätigung für die gute Arbeit. Auch einige Spielerinnen sind ganz heiß darauf, endlich mal einen Aufstieg feiern zu können. Nicht zuletzt wäre die Rückkehr in die Bayernliga ein Ausrufezeichen für die Region, dass neben dem FC Ingolstadt auch bei einem so genannten kleinen Verein wie es der FV Obereichstätt in dieser Hinsicht ist, ein attraktiver und guter Fußball gespielt wird. Infrastrukturell ist dagegen einiges verbesserungsbedürftig.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Moosmeier: Wir überwintern auf dem ersten Tabellenplatz, von daher gibt es nicht viel zu bemängeln und ich bin sehr zufrieden. Das konnte man so nämlich nicht erwarten – auch wenn wir auf ein gut eingespieltes Team zurückgreifen konnten. Man muss zugeben, dass wir in einigen Spielen Glück hatten, dass der Gegner verletzungsbedingt nicht immer mit voller Kapelle antreten konnte.
 
Zwei Punkte Vorsprung und ein Nachholspiel in der Hinterhand: Wie ist die weitere Zielsetzung für die restlichen zwölf Saisonspiele?
Moosmeier: Der SC Regensburg als Bayernliga-Absteiger und Tabellenzweiter ist ganz klar der Favorit. Beim Drittplatzierten SV Kirchberg muss man abwarten, denn als Aufsteiger hat man in der Vorrunde oft das nötige Spielglück. Da gilt es zu schauen, wie sich der Liga-Neuling nun in der Rückrunde schlägt. Und wenn bei den anderen Teams die Langzeitverletzten zurückkommen, dann können sie vielleicht auch nochmal oben angreifen. Wir selbst denken nur von Spiel zu Spiel und wollen möglichst oft die drei Punkte sammeln.

Was hat Ihnen bei der Entwicklung Ihrer Spielerinnen besonders gut gefallen?
Moosmeier: Soweit erforderlich, haben alle ihre neuen Aufgaben hervorragend angenommen. Wir haben nämlich ein bisschen umgestellt. So ist zum Beispiel Nicole Schüller von der Außenverteidigerposition in die Innenverteidigung gerückt und Carina Bauer ist in den Sturm vorgezogen worden. Daran sieht man, welch gut ausgebildete und flexible Spielerinnen wir haben. Etwas ‚Ältere‘ wie Sophie Bösl oder Katharina Schneider unterstützen die Jungen mit ihrer Erfahrung und Mentalität.

Und was muss besser werden?
Moosmeier: Wir haben kaum zu Null gespielt. Das ist aber wohl unserem Offensivdrang geschuldet.

Sie sprechen es an: Mit 34 Treffern ist Ihre Mannschaft mit weitem Abstand die Torfabrik der Liga.
Moosmeier: In der Vorsaison war das eher unser Manko, da hatten wir keinen Knipser – was sich durch den Positionswechsel von Carina Bauer geändert hat. Sie hat einen schnellen Antritt und schließt eiskalt mit aller Ruhe ab. Zudem haben wir über die Außenbahn mit Maria Zeller oder eben Kathi Schneider und Sophie Bösl sehr sprintstarke Spielerinnen mit Drang zum Tor. Jana Stock als Zehner verfügt über viel Erfahrung. Für den Gegner wäre es also fatal, sich nur auf eine einzelne zu konzentrieren, denn bei uns kann jede Tore erzielen.

Mit sechs Siegen aus sechs Spielen bei einem Torverhältnis von 27:6 sticht die makellose Heimbilanz besonders heraus. Die zwei einzigen Niederlagen gab es auswärts. Welche Erklärung haben Sie hierfür?

Moosmeier: Die Heimstärke war mir jetzt gar nicht so bewusst. Auswärts ist es so, dass es nach meistens zwei bis drei Stunden Busfahrt, immer schwierig ist, zu spielen. Das geht den anderen Teams aber auch so. Beim 2:3 in Murnau waren wir nicht topbesetzt und Ex-Nationalspielerin Annika Doppelt hat den Unterschied ausgemacht. Die Niederlage gegen Regensburg war bitter, weil wir durchaus unsere Chancen hatten. Zwei Fernschüsse ließen uns aber mit leeren Händen nach Hause fahren.

Der Altersdurchschnitt der eingesetzten 21 Spielerinnen beträgt knapp 25 Jahre. Die Jüngsten im Team, Lea Vitzethum und Anna Spiegl sind erst 17 Jahre alt. Die 33-jährige Jana Stock ist die Erfahrenste. Gefällt Ihnen die Mischung?
Moosmeier: Ein guter Mix innerhalb der Mannschaft ist Gold wert. Wir bauen auf unsere ‚Dreißiger‘ genauso wie auf Maria Gruber (28) oder Lisa Reitzer (26), die ja auch schon für die Schanzer in der Bayern- und Landesliga gespielt haben und über große Erfahrung verfügen. Andererseits versuchen wir junge Spielerinnen heranzuführen, damit sie eine ähnlich positive Entwicklung nehmen wie beispielsweise Lea Czech (20). Und mit der 19-jährigen Maria Zeller hatten wir einen Top-Neuzugang aus der 2. Frauen-Bundesliga bekommen.

Wie lange haben die Spielerinnen noch frei?
Moosmeier: Wir starten am 18. März mit dem Auswärtsspiel beim SSV Anhausen in die Rest-Saison. Sechs Wochen vorher, also Anfang Februar, werden wir das Training aufnehmen. Bis dahin sind Krafteinheiten im Fitnessstudio geplant sowie zwei Vorbereitungsspiele auf Kunstrasen beim FC Ingolstadt 04 II und beim SC Amicitia München. In der Faschingswoche fahren wir mit 40 Personen aus der ersten und zweiten Mannschaft ins Trainingslager an den Gardasee und werden dort an der konditionellen Fitness arbeiten.

Das Gespräch führte
Norbert Dengler.