Olympische Winterspiele
Zum ersten Mal seit 12 Jahren keine Medaille für Biathlon-Männer

18.02.2022 | Stand 18.02.2022, 11:30 Uhr

Philipp Nawrath traf beim letzten Schießen nur eine der fünf Scheiben und mussten vier Strafrunden laufen. Foto: dpa

Mit Platz acht wurde Benedikt Doll als Achter bester DSV-Skijäger. Der 31-Jährige leistete sich sechs Schießfehler und hatte im Ziel 2:31,4 Minuten Rückstand auf den neuen Olympiasieger Johannes Thingnes Bö. Der Norweger gewann sein viertes Gold bei diesen Winterspielen und stellte damit die Marke seines Landsmannes Ole Einar Björndalen von den Spielen 2002 in Salt Lake City ein. In den Bergen nordwestlich von Peking ging Silber an Martin Ponsiluoma aus Schweden, der 40,3 Sekunden zurück lag. Bronze holte Vetle Sjaastad Christiansen aus Norwegen 1:12,5 Minuten hinter dem Sieger.



Johannes Kühn wurde 2:38,3 Minuten hinter Bö mit fünf Fehlschüssen Zehnter, Roman Rees wurde 14. und hatte nach drei Strafrunden 2:50,8 Minuten Rückstand. Philipp Nawrath kam als 23. nach sieben Schießfehlern 3:55,7 Minuten nach Bö ins Ziel.

Bis zur Hälfte noch aussichtsreich dabei

Bis zur Hälfte des 15 Kilometer langen Rennens waren Nawrath und Doll noch aussichtsreich dabei, fielen nach drei beziehungsweise zwei Strafrunden im ersten Stehendschießen entscheidend zurück. Bei böigem Wind und minus 17 Grad trafen Doll und Nawrath beim letzten Schießen nur eine der fünf Scheiben und mussten vier Strafrunden laufen.

Damit enden die Biathlon-Wettbewerbe für die DSV-Männer wie zuletzt 2010 in Vancouver und erst zum zweiten Mal überhaupt ohne Edelmetall. Dank der Frauen gab es insgesamt zwei Medaillen für das deutsche Team. Im ersten Einzelrennen hatte Denise Herrmann Gold über 15 Kilometer geholt, die Frauen-Staffel legte mit Bronze nach. Vor vier Jahren in Pyeongchang gab es noch siebenmal Edelmetall. Highlights waren zweimal Gold für Laura Dahlmeier und einmal für Arnd Peiffer. Beide sind mittlerweile zurückgetreten.

Medaillenloses Finale auch für Frauen

Für die deutschen Biathletinnen sind die Olympischen Winterspiele in China ohne eine dritte Medaille zu Ende gegangen. Zwei Tage nach Bronze für die Frauen-Staffel reichte es für Franziska Preuß im abschließenden Massenstart nur noch zum achten Platz.

Die 27-Jährige aus Bayern leistete sich bei harten Bedingungen und teils kräftigem Wind insgesamt vier Schießfehler und hatte im Ziel nach 12,5 Kilometern 1:26,4 Minuten Rückstand auf die neue Olympiasiegerin Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich. In den Bergen im Nordwesten von Peking ging Silber an Tiril Eckhoff aus Norwegen, dahinter holte ihre Landsfrau Marte Olsbu Röiseland Bronze. Das Top-Trio leistete sich jeweils vier Schießfehler.

Entkräftet kam Denise Herrmann (5 Fehler) als 13. ins Ziel, kurz dahinter verpassten auch Vanessa Hinz (4) auf Platz 15 und Vanessa Voigt (6) auf Rang 18 die Top Ten. „Ein bisschen schade, dass der Wind so reingeblasen hat“, sagte Damen-Trainer Kristian Mehringer im ZDF. Für ihn stand aber fest: „Die Beste hat gewonnen.“

Damen-Trainer mit Team insgesamt zufrieden

Mit seinem Team war er insgesamt zufrieden. „Am Schießstand haben wir gut gearbeitet. Es war nicht viel mehr möglich“, meinte Mehringer weiter. Für Franziska Preuß war es wichtig, „dass sie mal einen guten Wettkampf macht“.

Damit endeten die olympischen Biathlon-Wettbewerbe für die DSV-Skijägerinnen mit zwei Medaillen. Im ersten Einzelrennen hatte Herrmann Gold über 15 Kilometer geholt, ehe die Staffel sich noch Bronze sicherte. „Wir haben uns drei Medaillen vorgestellt. Mit der goldenen und der bronzenen können wir schon zufrieden nach Hause reisen“, zog Mehringer Bilanz. Vor vier Jahren in Pyeongchang gab es insgesamt dreimal Edelmetall für die Frauen. Laura Dahlmeier holte zweimal Gold und einmal Bronze. Die Staffel war 2018 als Achte leer ausgegangen.

Bei minus 14 Grad ging Denise Herrmann nach ihrem Olympiasieg mit der Startnummer eins in den Wettkampf und übernahm bei noch gemäßigtem Tempo gleich die Führung. Der eisige Wind stellte die derzeit 30 besten Skijägerinnen der Welt anschließend vor große Probleme. Herrmann musste genau wie Voigt und Preuß gleich einmal in die Strafrunde. Einzig Vanessa Hinz blieb ohne Fehler, während Tiril Eckhoff die Führung übernahm. Die Norwegerin hatte ihrer Staffel am Mittwoch durch ihre Strafrunden noch eine Medaille gekostet und war zum olympischen Finale um eine deutliche Leistungssteigerung bemüht.

Eckhoff und Röiseland gaben Tempo vor

Eckhoff und Röiseland, die zuvor in China schon drei Olympiasiege eingefahren hatte, gaben an der Spitze das Tempo vor und setzten sich nach dem zweiten perfekten Schießen noch weiter ab. Herrmann verlor nach einer weiteren Strafrunde viel an Boden, Hinz kämpfte sich nach weiter fünf Treffern bis auf Rang fünf nach vorne. Die Einzel-Vierte Voigt hatte früh keine Chance mehr auf eine starke Platzierung und fiel mit drei Fehler weit zurück.

Bei extremen Windböen dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis Eckhoff und Röiseland im ersten Stehendschießen überhaupt einen Schuss abgeben konnte. Nach zwei Fehler der beiden Führenden wurde das Feld bei kaum beherrschbaren Bedingungen komplett durcheinandergewirbelt. Röiseland musste die Führung an Braisaz-Bouchet abgeben, nach ihren jeweils dritten Fehlern hatten Preuß und Herrmann wieder Kontakt zu den ersten Zehn. Genau wie Hinz nach zwei Extrarunden.

Im finalen Showdown am Schießstand auf 1700 Metern Höhe konnte auch ein Fehler Braisaz-Bouchet auf dem Weg zu Gold nicht mehr stoppen. Mutig gab sie ihre Schüsse ab und wurde dafür belohnt. Alle Verfolgerinnen leisteten sich noch mehr Patzer. Preuß kam von den DSV-Skijägerinnen mit einer Strafrunde am besten durch.

dpa/ce