Löwen beim 1:4 „bodenlos“
Viertelstunde des Grauens: TSV 1860 von BVB-Reserve mit drei schnellen Toren überrollt

26.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:27 Uhr

Da segelt Marco Hiller umsonst: Der herrliche Freistoß von Dortmund-Doppelpacker Ole Pohlmann schlägt zum zwischenzeitlichen 0:2 hinter dem Löwen-Torhüter ein. −Foto: Imago Images

0:3 nach gerade mal einer Viertelstunde! Auf den wichtigen Auswärtssieg in Aue folgte beim TSV 1860 München am Sonntagnachmittag ein heftiger Rückschlag. Die Löwen lassen sich von Borussia Dortmund II in der Anfangsphase abschießen.

Wenn in diesen Frühlingswochen ein Hoffnungspflänzchen beim TSV 1860 unter dem neuen Trainer Maurizio Jacobacci aufgegangen war, dann ist das zarte Wesen seit dem Sonntagnachmittag zerstört – brachial niedergetrampelt von der zweiten Mannschaft Borussia Dortmunds. Und das innerhalb der ersten 17 Minuten eines denkwürdigen Drittliga-Spiels, das die Löwen gerade nach dem vermeintlich erlösenden 3:1-Auswärtssieg in Aue ganz anders erwartet hatten. Drei schnelle und blitzsaubere Tore der anfangs furiosen jungen Westfalen, bis dahin Viertletzter der Tabelle, beim 1:4 (0:3)-Debakel im Grünwalder Stadion machten an einem bitteren Tag auch die letzten Ambitionen zunichte. Die flehentlich erhoffte 1860-Siegesserie blieb aus, elf Punkte sind es auf den Aufstiegs-Relegationsplatz.

1860-Keeper Marco Hiller gegen Ole Pohlmann chancenlos



Von oben kam der Regen in München-Giesing, nach exakt vier Minuten schnell die kalte Dusche auch sportlich. Vor allem, weil der 21-jährige Ole Pohlmann eine der schönsten Viertelstunden seines bisherigen Lebens erlebt haben dürfte: Sein feiner Volleyheber von der Strafraumgrenze segelte früh über Löwen-Keeper Marco Hiller hinweg und schlug unter der Latte ein. Dann zirkelte der Mittelfeldmann einen Freistoß (15.) von exakt derselben Position am erneute chancenlosen Hiller vorbei ins Kreuzeck. Pohlmanns fast irren Hattrick verhinderte Hiller nur eine Minute später mit gleich mehreren Paraden, einen Nachschuss in dem Tohuwabohu im 1860-Strafraum musste Yannick Deichmann von der Linie kratzen.

Bei der anschließenden Ecke ließ die Löwen-Hintermannschaft, in der Niklas Lang den abwesenden Leandro Morgalla (U19-Nationalelf) ersetzte, dann Bjarne Pudel unbedrängt einen Seitfallzieher aus fünf Metern zelebrieren – und zum 0:3 in Hillers Tor befördern.

Yannick Deichmann: „Die ersten 15, 20 Minuten – bodenlos“



„Schlafen!“, „nicht wach!“, „knallhart ansprechen!“, „personelle Konsequenzen!“ – so analysierte Sechzigs Co-Trainer Stefan Reisinger in der Halbzeit die grausame Viertelstunde schonungslos. Die Löwen wirkten völlig konfus. Und dann war es auch einer dieser Tage, an denen in der Folge vorne gar nichts klappte. Kapitän Stefan Lex vermochte die Kugel nach dem feinen Durchstecker Albion Vrenezis aus zwei Metern nicht über die Linie des leeren Tors zu bugsieren (23.) – weil Guillermo Bueno, 20 Jahre alt, angerauscht kam und beherzt dazwischen grätschte. „Die ersten 15, 20 Minuten, was wir da gemacht haben, ehrlich gesagt, keine Ahnung – bodenlos“, sagte Rechtsverteidiger Yannick Deichmann. Sein Trainer Jabobacci nannte die Dortmunder einfach nur „effizient“, und beharrte darauf, dass sein Team nach der Viertelstunde des Grauens „viel für das Spiel getan“ – und in Halbzeit zwei sogar „ein Spiel auf ein Tor“ abgeliefert habe.

Stehhalle fast leer: Löwen-Fans gehen schon vor Spielende



Nach einem Zweifachwechsel in der Pause und einem weiteren Zweifachwechsel nach etwas mehr als einer Stunde blieb bei den Löwen aber auch in Abschnitt zwei die große Wende aus; obwohl der BVB natürlich kaum mehr etwas beitragen musste. Ein kleines Privatscharmützel mit Dortmunds Keeper Marcel Lotka lieferten sich Zuschauer und auch einige Löwen-Akteure dennoch: Als der bundesliga-erfahrene 21-Jährige nacheinander zweimal Jesper Verlaat beim Fausten und Yannick Deichmann mit einer erfolgreichen Grätschte (mit-)abräumte, war der Wunsch nach einem Elfmeter laut – aber genauso unberechtigt wie unerfüllt. Fünf Minuten vor dem Ende bekamen die Sechziger doch noch einen – dann allerdings völlig berechtigten – Strafstoß von Schiedsrichter Nico Fuchs zugestanden. Der eingewechselte Raphael Holzhauser versenkte ihn als Ergebniskosmetik (85.) vor inzwischen deutlich leeren Rängen im Grünwalder. Viele Heimfans hatten nach der 79. Minute endgültig genug gesehen, als der 18-jährige Abdoulaye Kamara auf 0:4 erhöhte. „In München so eine erste Halbzeit zu spielen und das Spiel dann auch so zu Ende zu bringen – hat Spaß gemacht den Jungs heute zuzuschauen“, sagte BVB-Trainer Jan Zimmermann. Die Dortmunder Hoffnung im Abstiegskampf lebt wieder.