Liepold beim Ironman Thun
Ungewöhnlich schwere Beine

Die Köschinger Profi-Triathletin Kristin Liepold ist mit Platz sechs in der Schweiz nicht zufrieden

13.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:16 Uhr

Sie war schnell – aber sie hatte das Gefühl, dass es noch schneller hätte gehen können: Die Köschingerin Kristin Liepold war mit ihrem Ironman-Wettkampf in Thun nicht zufrieden. Foto: Bühlmann

Von Norbert Roth

Thun – Trotz der schnellsten Marathon-Zeit und Platz sechs in der Gesamtwertung war Kristin Liepold nach dem Ironman in Thun (Schweiz) nicht wirklich zufrieden. „Es war ein echter Kampf“, meinte die Köschingerin nach einem fordernden Rennen, das ihr vor allem auf der Laufstrecke ungewöhnlich schwer gefallen ist. In den kommenden Wochen ist mit Blick auf ihren Hawaii-Start deshalb Ursachenforschung angesagt.

Bekanntermaßen ist das Rennen in der Schweiz herausfordernd. Nach dem Schwimmen (3,8 Kilometer) im Thuner See sind auf der Radstrecke (180 Kilometer) immerhin rund 2200 Höhenmeter zu bewältigen und auf der abschließenden Laufstrecke (42,2 Kilometer) sind schattige Passagen rar gesät. Liepold kennt das – und mag das eigentlich. Im Jahr 2021 hat sie sich genau hier mit Platz drei (9:10,25 Stunden) das Ticket für die Ironman-WM in diesem Jahr auf Hawaii gesichert.

Doch dieses Mal war einiges anders. Schon beim Schwimmen (1:08,49 Stunden) hatte sich Liepold „ein bisschen mehr erwartet“, wie sie anschließend meinte. Im Wasser fehlte aber ein gleichstarker Athlet, an den sie sich hätte anheften können, sodass sie viel allein unterwegs war. „Entsprechend bin ich doch unter meinen Möglichkeiten geblieben.“

Das wellige Profil der Radstrecke hatte sie im Vorfeld sogar motiviert. Die Hoffnung, auf der einen oder anderen Abfahrt auch mal Kraft schöpfen zu können, machte am Renntag dann aber ein ständiger Gegenwind nahezu zunichte. „Schon da habe ich mich ganz schön verausgabt“, erzählt die 38-Jährige.

Vor dem Marathon hatte sie dennoch die Hoffnung, noch einmal vorne angreifen zu können. Denn hinter der überlegenen Siegerin Daniela Ryf (8:59,05 Stunden) schien auf den Rängen zwei bis acht noch alles offen. „Doch meine Laufzeit von 3:07 Stunden war dann einfach zu schlecht, was mich schon geärgert hat. Vor allem, weil ich mit einer Zeit von 3:00 Stunden Zweite geworden wäre.“ Im Vorjahr war Liepold in Thun 2:59,58 Stunden gerannt.

Ähnlich wie beim Wettkampf im australischen Cairns vor einigen Wochen kam sie in Thun aber erneut nicht wie gewünscht ins Rollen. „Schon nach wenigen Kilometern hat sich eine Art Enttäuschung breit gemacht, weil ich gemerkt habe, dass die Beine ungewohnt schwer sind“, berichtete Liepold. Sie lief zwar trotzdem die schnellste Zeit aller Teilnehmerinnen, mit ihrer Endzeit von 9:32,37 Stunden wurde sie sechseinhalb Minuten hinter der Zweiten Alexandra Tondeur (Belgien) dann aber Sechste.

Im Ziel begann im Grunde sofort die Suche nach den Ursachen. „Ich werde mich in den nächsten Wochen sicher einer Leistungsdiagnostik unterziehen, weil ich abklären lassen will, ob der Faktor Long-Covid bei mir eine Rolle spielt“, sagt Liepold. Im Frühjahr war sie an Corona erkrankt, hatte seinerzeit nach der Akutphase auch mit länger anhaltender Erschöpfung und Luftnot zu tun. Als Leistungssportlerin muss sie natürlich wissen, ob und wie sie mögliche Langzeitfolgen der Erkrankung jetzt noch einschränken. „Zudem werde ich im Training einiges Umstellen und zum Beispiel mehr Koppelläufe einbauen, bei denen ich nach langen Radeinheiten direkt in die Laufschuhe steige“, verrät sie.

Nicht zuletzt mit Blick auf Hawaii im Oktober sagt sie: „Training und Wettkampf sind nun mal kaum zu vergleichen. Insofern war es gut, in Thun noch einmal diese Rückmeldung zu bekommen.“ Auch ein unbefriedigender sechster Platz kann also zu etwas gut sein.

DK