FCI will positiven Heimabschluss
Sieg gegen Elversberg soll Schanzern Rückenwind für Toto-Pokal-Finale verschaffen

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:26 Uhr

FCI-Topscorer Tobias Bech hat mit seinen 13 Saisontoren das Interesse auf dem Transfermarkt geweckt. Gegen Elversberg hoffen die Schanzer auf weitere Treffer des Dänen, der auch vom Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt umworben werden soll. Foto: Meyer

Beim Saisonfinale in der 3. Liga könnten bei den Anhängern des FC Ingolstadt noch einmal gemischte Gefühle aufkommen. Vor allem deshalb, weil mit der SV Elversberg das Überraschungsteam im Audi-Sportpark (Samstag, 13.30 Uhr/Magenta Sport) gastiert, mit dem die Schanzer gerne tauschen würde. Die Saarländer stehen nämlich bereits als Aufsteiger in die 2. Bundesliga fest und schafften damit das, was der FCI auch gerne erreicht hätte, jedoch als Ziel frühzeitig aus den Augen verlor.

Trainer Michael Köllner richtet den Blick jedoch bereits auf die neue Saison, und da die Ingolstädter mit dem 53-Jährigen nach der zuvor langen Durststrecke wieder in Tritt kamen, könnte eine gute Partie gegen den Zweitliga-Neuling die Vorfreude auf die kommende Spielzeit schüren.

Köllner lässt jedenfalls keinen Zweifel an den Ambitionen der Schanzer im letzten Punktspiel. „Es ist eine Riesenaufgabe, gegen den aktuellen Tabellenführer zu spielen. Da weiß man, was auf einen zukommt“, sagt Köllner vor der Partie, gibt aber dennoch ein klares Ziel aus: „Wir haben uns in den vergangenen Wochen kontinuierlich gesteigert und wollen noch unsere 50 Punkte erreichen.“ Das heißt nichts anderes als einen Sieg – es wäre der dritte in Folge, was dem FCI zuletzt im Oktober 2022 gelang.

Allerdings wird Elversberg da nicht so ohne weiteres mitspielen, zumal sie mit Horst Steffen als Trainer der Saison und Stürmer Nick Woltemade (je acht Tore und Vorlagen) als Spieler der Saison zwei ausgezeichnete Akteure in ihren Reihen haben. Auch Köllner zollt dem Gegner Respekt, der als erst vierter Verein nach RB Leipzig (2013/14), die Würzburger Kickers (2015/16) und Jahn Regensburg (2016/17) den Durchmarsch von der Regionalliga in die Zweite Liga schaffte. „Die Mannschaft hat eine gute Spielstruktur und einen sehr guten Trainer, der ihr seine Handschrift verliehen hat. Elversberg hat die größte Präsenz im gegnerischen Strafraum, ist fußballerisch stark, technisch ausgebufft und hat verschiedene Möglichkeiten“, lobt der FCI-Coach den Kontrahenten, der sich im Fernduell mit dem SC Freiburg II (ein Punkt Rückstand) als Bonus zum Aufstieg noch zum Drittliga-Meister krönen will.

Der FC Ingolstadt kann allerdings erneut nur mit einem dezimierten Kader dagegenhalten. Neben den bereits länger fehlenden Maximilian Dittgen, Nikola Stefanovic, David Kopacz, Pascal Testroet und Calvin Brackelmann fallen im Saisonendspurt auch noch Justin Butler, der sich beim jüngsten 3:0-Erfolg in Aue abermals eine Oberschenkelverletzung zuzog, und Felix Keidel (Bänderverletzung am Sprunggelenk) zwei weitere Spieler aus. Gerade mit Letzterem leidet Köllner mit. „Das ist ärgerlich, weil er sehr gute Spiele gemacht hat. Er ist ein vielversprechendes Talent, auf den ich persönlich große Hoffnungen setze. Er geht mit großem Herz auf den Platz und setzt die Vorgaben des Trainers um“, sagt Köllner über das 19-jährige Eigengewächs der Schanzer, der damit sogar eine Familiengeschichte fortschreibt: Auch Vater Ralf trug von 2006 bis 2014 das schwarz-rote Trikot des FCI. Köllner ließ daher offen, ob er an seinem bisherigen taktischen System festhält und lediglich versucht, Butler positionsgetreu zu ersetzen oder eine Umstellung vornimmt. Mit Kapitän Tobias Schröck, der nach der Spielpause zuletzt seine muskulären Probleme überwunden hat, stehen Köllner immerhin wieder drei nominelle Innenverteidiger zur Verfügung. Auch Arian Llugiqi ist ins Training zurückgekehrt.

Köllner lobt aber nicht nur den Gegner, sondern auch sein eigenes Team. „Wir können sehr zufrieden sein, wie es aktuell läuft. Wir haben knapp 1,9 Punkte pro Spiel unter meiner Regie erreicht. Das ist ein sehr guter Schnitt, den wir aber noch ausbauen können“, rechnet Köllner vor und bezieht das Toto-Pokal-Spiel gegen den ATSV Erlangen mit ein. „Der Spirit in unserer Truppe ist gut. Die Spieler, die auf dem Platz stehen, wollen jede Begegnung gewinnen. Wir werden in allen Phasen des Spiels immer besser. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, aber es macht Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.“

In den siebeneinhalb Wochen, seit denen Köllner mit seinem Team arbeitet, hat sich trotz der langen Ausfallliste doch einiges verbessert und auch eine neue Hierarchie herausgebildet. „Man kann die Mannschaft nicht in Gänze beurteilen, aber wir sind offensiv gut unterwegs und spielen gefälliger nach vorne“, attestierte Köllner seinem Team Fortschritte. „Patrick Schmidt ist der Leader in der Mannschaft und hat diese Rolle angenommen. Tobias Bech ist extrem torgefährlich, und wir sind gefestigter, haben zweimal zu Null gespielt. Ich habe das Gefühl, es wird von Woche zu Woche besser in allen Bereichen.“

Das ist auch gut so, denn obwohl am Samstag das letzte Punktspiel ansteht, ist die Saison für die Schanzer noch nicht vorbei. Der wichtigere Termin erwartet den FCI eine Woche später beim Toto-Pokal-Finale beim Regionalligisten FV Illertissen (3. Juni, 16.45 Uhr). Dann geht es um den Einzug in die erste DFB-Pokalrunde und die Chance auf lukrative Zusatzeinnahmen, die auch für die Zukunftsplanungen wichtig sind.

Apropos Zukunft und Einnahmen: Im Vorfeld der Partie gegen Elversberg wollten die Schanzer noch nicht bekanntgeben, welche Spieler am Samstag verabschiedet werden. Sieben Verträge laufen am Saisonende aus, einige Akteure, darunter vor allem Topscorer Bech (13 Tore, 5 Vorlagen), der auch von Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt umworben werden soll, sind auf dem Transfermarkt begehrt. Es könnte dem FCI also ein weiterer personeller Umbruch bevorstehen, der sich sogar bis ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) auswirkt. Hier sollen NLZ-Leiter Ronnie Becht, der seit 2007 bei den Schanzern tätig ist und den Aufbau der Nachwuchsarbeit vorantrieb sowie Roland Reichel, der von 2013 bis 2022 als NLZ-Sportchef fungierte und seither für die Trainerausbildung verantwortlich ist, durch neue Kräfte ersetzt werden.

FCI-Trainer Köllner sieht im letzten Heimspielgegner daher auch ein Vorbild. „Glückwunsch an Elversberg. Wer so eine Saison spielt, hat den Aufstieg verdient. Das zeigt, was im Fußball alles möglich ist, da können Dinge auch in einer außergewöhnlichen Geschwindigkeit ablaufen.“ Darauf hofft man beim FCI vielleicht auch schon in der nahen Zukunft.

DK