DJK-Spieler bei den Deaflympics
Nur die Medaille fehlt

Tolle Erfahrung: Ingolstädter Fabian Kuppe wird bei den Deaflympics in Brasilien mit der deutschen Auswahl Vierter

30.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:44 Uhr
Julian Meier

Ein Ingolstädter in Brasilien: Bei den Deaflympics führt Fußballer Fabian Kuppe (rechts) die deutsche Nationalmannschaft aufs Feld. Foto: privat

Von Julian Meier

Ingolstadt – Die lange Heimreise von den Deaflympics nahm für Fabian Kuppe mehr Zeit in Anspruch, als er in Brasilien auf dem Platz gestanden hatte. Erst nach fast 30 Stunden kam der 22-Jährige endlich in Ingolstadt an. Mit im Gepäck hatte er jede Menge wertvolle Erfahrungen. Das Wichtigste aber fehlte: eine Medaille. Kuppe hat mit der deutschen Gehörlosen-Fußballnationalmannschaft bei den Deaflympics, den Olympischen Spielen der Gehörlosen, den vierten Platz erreicht.

„Wir haben uns mehr erwartet. Wir wollten unbedingt eine Medaille mit heimnehmen“, erzählt Kuppe. Im Halbfinale gegen Frankreich folgte aber das Aus (2:3). Und nachdem auch das Spiel um Platz drei gegen die Türkei mit 4:5 nach Elfmeterschießen verloren ging, blieb der deutschen Auswahl nur der undankbare vierte Platz. „Wir haben eigentlich ein gutes Turnier gespielt. Es waren einfach individuelle Fehler, die uns um eine Medaille gebracht haben“, ärgert sich Kuppe.

Bei seinem ersten Turnier mit der Nationalmannschaft war der Ingolstädter 2019 noch Vize-Europameister geworden. Mittlerweile gehört er zu den etablierten Kräften im Team von Bundestrainer Frank Zürn. In Brasilien stand Kuppe in jedem Spiel in der Startformation; nur im unbedeutenden letzten Gruppenspiel bekam er eine Pause. „Natürlich ist man stolz, wenn man den Adler auf der Brust hat. Es war schon immer mein Traum, für die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen“, sagt Kuppe.

Die Voraussetzungen für die deutsche Auswahl waren nicht gerade überragend: Gerade einmal drei Lehrgänge hatte es vor dem Turnier gegeben. Auftaktgegner Türkei hatte dagegen rund drei Monate Vorbereitungszeit. Dementsprechend kam die Niederlage zum Turnierstart nicht unbedingt überraschend. Ärgerlich war das 0:2 aber trotzdem. „Wir haben eigentlich ein gutes Spiel abgeliefert, aber die Türkei hat es cleverer gemacht“, erzählt Kuppe. Zwei individuelle Fehler brachten die beiden Gegentreffer: einmal fühlte sich nach einer Ecke keiner für den Gegenspieler zuständig, einmal verursachten sie einen Handelfmeter.

Aber die Deutschen steigerten sich: Die Gruppenspiele gegen Mali (5:0), USA (4:0) und Irak (2:1) wurden alle gewonnen. Dann kam das Viertelfinale gegen Senegal: Nach der regulären Spielzeit stand es 2:2. In der Verlängerung gingen die Afrikaner dann in Führung, das Aus drohte. Doch mit einem Doppelschlag in der 99. und 103. Minute drehte die Zürn-Elf die Partie und zog sensationell doch noch ins Halbfinale ein. Bei Kuppe war die Freude danach dementsprechend groß: „Es war ein richtig hartes Spiel. Mental war das natürlich bombastisch von uns. Für mich war Senegal der stärkste Gegner im Turnier.“

Doch ausgerechnet einen Schritt vor dem Finale kam das Aus. Gegen Frankreich waren es wieder individuelle Fehler, die den Traum vom großen Coup zunichte machten. „Es ist immer noch schwierig in Worte zu fassen. Wir waren alle ziemlich niedergeschlagen. Ich saß erstmal eine halbe Stunde rum und wusste nicht, wie ich das verarbeiten sollte“, erzählt Kuppe.

Am Ende war es Trainer Zürn, der die Mannschaft nochmal auf das abschließende Spiel um Platz drei gegen die Türkei einschwor. Auch wenn es verloren ging, war der Rechtsverteidiger stolz auf sich und seine Mitspieler, schließlich hatten sie nochmal „alles rausgehauen“.

So ging es also ohne Medaille zurück in die Heimat. Für Kuppe, der sonst für DJK Ingolstadt in der Kreisliga und zusätzlich bei GBF München in der Bayerischen Gehörlosen-Liga spielt, war es die Reise dennoch wert: „Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung. Die Deaflympics sind das Größte für einen Gehörlosen-Sportler.“

Und die Silbermedaille bei der Europameisterschaft 2019 soll auch nicht das letzte Edelmetall bleiben: „Wir sind noch nicht am Limit. Ich denke, dass wir nächstes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Südkorea neu angreifen und definitiv eine Medaille mitnehmen können.“

DK