Challenge Roth
Mit Bauchschmerzen zur Bestzeit

Weil der Magen rebelliert wird der abschließende Marathon für Andreas Wittmann zum Härtetest

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:33 Uhr

Die Qualen sind ihm kaum anzusehen: Doch Andreas Wittmann musste beim Marathon während dem Challenge Roth mehrfach den inneren Schweinehund überwinden. Foto: privat

Von Norbert Roth

Roth – „Auf einer Langdistanz kann viel passieren.“ Triathleten kennen diesen Spruch. Selbst bei einem Wettkampf, wie dem des Wettstetteners Andreas Wittmann beim Challenge Roth, der über fünfeinhalb Stunden „eine absolut runde Sache“ war, kann es einen noch erwischen. Bei der dritten Disziplin, dem Laufen, bekam der 32-Jährige plötzlich Magenprobleme, musste das Tempo drosseln und blieb deshalb zwölf Minuten über der erhofften Zeit von 8:30 Stunden. „Ich bin trotzdem stolz und glücklich, dass ich das Ding auch unter diesen Umständen durchgezogen habe“, meinte Wittmann.

Konnte er auch, schließlich war dem Zivilangestellten bei der Bundeswehr in Manching in seinem erst dritten Langdistanz-Rennen mit der Endzeit von 8:42,29 Stunden immerhin noch eine neue persönliche Bestzeit gelungen. In der Gesamtwertung bedeutete das Platz 32, in der Altersklasse M30 wurde Wittmann Sechster. Bei optimalem Verlauf wäre er natürlich schneller gewesen. Aber eine Langdistanz birgt eben auch Unwägbarkeiten.

Aufgrund der guten Trainingswerte war er durchaus optimistisch an seinen zweiten Start in Roth (nach 2019) herangegangen. Und bei den ersten beiden Disziplinen schien mit Ausnahme kleinerer Anpassungsphasen auch alles nach Plan zu laufen. „Der Schwimmstart war nicht ohne, weil im Feld doch viele Athleten recht geballt aufeinander getroffen sind. Da habe ich gleich auf den ersten 400 bis 500 Metern im Gedränge auch mal eine Faust oder einen Fuß abbekommen“, erzählt Wittmann lächelnd. Dann aber hatte er seinen Rhythmus gefunden, konnte sich gut an einen etwa gleichschnellen Vordermann heften und so sogar etwas Kraft sparen. Als er nach 56:06 Minuten aus dem Main-Donau-Kanal stieg, „war ich voll im Zeitplan“.

Auch auf dem Rad begann es zunächst „etwas unrhythmisch“, wie Wittmann meinte. Schon nach rund 20 Kilometern und dem ersten Anstieg hatte sich dann aber die gewünschte Gruppe gefunden. Für den 32-Jährigen die wohl beste Phase des Wettkampfes. „Die Beine waren gut, die Technik hat super funktioniert und die Leute haben einen unglaublich gepusht. Wenn man zum Beispiel am Solarer Berg durch den Tunnel fährt, das ist einfach gigantisch“, erzählt Wittmann, dem am zweiten Hotspot, dem Kalvarienberg in Greding, noch eine zusätzliche Ehre zuteil wurde. „Dort kennt mich der Moderator persönlich, weshalb ich jedes Mal auch noch angekündigt wurde – es war unglaublich.“

5:31,41 Stunden waren vorbei, ehe es für ihn zum abschließenden Marathon ging. „Eine Zeit von 2:50 Stunden hatte ich angepeilt, an guten Tagen ist vielleicht sogar eine 2:45 drin“, verriet Wittmann seine Pläne, die er in Roth aber bereits nach rund zwei Kilometern ändern musste. „Immer, wenn ich mein normales Renntempo aufnehmen wollte, bekam ich üble Magenprobleme, hatte zeitweise sogar Angst, dass ich mich übergeben muss“, beschreibt er seine Kämpfe auf der Laufstrecke. Also lief er mal ein Stück langsamer, forciert dann wieder, nur um immer wieder zu merken, dass der Magen weiterhin nicht mitspielen will. Kurzzeitig denkt er sogar ans Aufhören. „Etwa bei Kilometer acht habe dann einen Dixi-Stopp eingelegt, danach ging es zum Glück“, erzählt er grinsend.

Von seiner Wunschzeit hatte er sich zu diesem Zeitpunkt längst verabschiedet. „Jetzt ging es nur noch darum, das Rennen für mich, für meine Familie und meine Freunde vom Radteam Gaimersheim, von denen viele an der Strecke waren und mich unterstützt haben, so gut wie möglich zu Ende zu bringen.“

Und das gelang dann doch recht ordentlich. Die Laufzeit von 3:10 Stunden reichte aus, dass seine Endzeit immerhin knapp zwei Minuten schneller war, als bei seinem bisher besten Langdistanz-Rennen 2019 an gleicher Stelle (8:44,40 Stunden).

Bei Wittmann blieb dennoch das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre. „Schade, dass es nicht ganz so funktioniert hat, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber das kann auf einer Langdistanz immer passieren“, meinte er nachher und richtete den Blick gleich nach vorne. „Mit Blick auf meinen Start bei der Ironman-WM auf Hawaii war dieser Wettkampf natürlich eine kleine Lehrstunde in Sachen Ernährung. Ich denke, angesichts der Hitze war meine Kohlehydrataufnahme während des Radfahren dieses Mal etwas zu hoch. Da werde ich in der Vorbereitung auf Hawaii sicher nochmal ein Auge drauf werfen.“ Damit er im Oktober nach Möglichkeit ohne Bauchschmerzen ins Ziel kommt.

DK