Ingolstädter wollen in Königsklasse
Medien: Audis Weg in die Formel 1 könnte 400 Millionen Euro kosten

11.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:22 Uhr

Kandidaten für Porsche und Audi: Red Bull und Sauber könnten mit den VW-Töchtern ein Gespann bilden. −Foto: Imago Images

Von Benjamin Neumaier und Thomas Weitekamp

Der Einstieg von Audi und Porsche wäre ein Meilenstein für die Zukunft der Formel 1 - und zugleich eine Gefahr für die Etablierten. Auch deshalb lässt die Entscheidung weiter auf sich warten. Für den Ingolstädter Autohersteller könnte der Einsteig teuer werden.



Eigentlich ist alles klar. Die Formel 1 will Porsche und Audi, unbedingt. Und die beiden deutschen Edelmarken? Haben ihre Zurückhaltung längst abgelegt. Die Königsklasse spiele „in einer Liga mit den Olympischen Spielen oder der Fußball-Weltmeisterschaft“, schwärmte Porsche-Chef Oliver Blume zuletzt im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auch Audi hat sein großes Interesse am Einstieg längst hinterlegt, die „neue“ Formel 1 ist plötzlich wieder ziemlich attraktiv.

Doch die Formel 1 ist eben auch: Ein stetes Ringen um Einfluss, Privilegien und Geld - und deshalb ist weiterhin Geduld gefragt. In dieser Woche sollte das Reglement ab 2026 eigentlich abgesegnet werden, der Weg wäre dann frei für die deutschen Hersteller. Doch der Termin konnte nicht gehalten werden, das kommunizierte der Automobil-Weltverband FIA am Mittwoch nach einer Sitzung des Motorsportweltrates auch offiziell.

Weitere Verhandlungen nach Spielberg

Nach „umfangreichen Arbeiten und Beratungen“ zwischen der FIA, der Formel 1, den etablierten Power-Unit-Herstellern und potenziellen Neueinsteigern sollen die neuen Regeln „bis zur nächsten Sitzung fertiggestellt und vorgelegt werden“, hieß es. Man verschafft sich also weitere Luft bis in den Spätsommer.

Lange wurde verhandelt, es ging um wichtige Details. Welche Investitionen fallen unter den Budgetdeckel? Wer darf in den kommenden Jahren wie viel Geld in die Hand nehmen? Wie häufig dürfen Prüfstand und Windkanal genutzt werden? „Welche Vorteile soll ein Neueinsteiger erhalten?“, fasste Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zuletzt zusammen.

Die Sorge der Etablierten um Ferrari und Mercedes: Neue Hersteller kommen in die mittlerweile ja kostengünstigere Formel 1 - und fahren denen vor der Nase herum, die seit Jahren Arbeit und Millionen in ihre Rennställe investieren.

Hoffen auf klare Verhältnisse im Juli

Dreieinhalb Jahre sind es noch bis zum Saisonstart 2026, eigentlich eine lange Zeit. In dieser müssen allerdings Formel-1-Abteilungen aufgebaut, Infrastrukturen geschaffen und nicht zuletzt Hochleistungs-Antriebe entworfen werden. Ein Riesenproblem sei das noch nicht, teilt Audi auf SID-Anfrage mit, „natürlich zählt jeder Tag, aber momentan ist das noch zu schaffen“. Auch ein paar Wochen machen aber durchaus einen Unterschied, „daher sollten die Voraussetzungen für eine abschließende Entscheidung bald vorliegen“. Man hofft nun auf klare Verhältnisse noch im Juli.

Während Porsche sich wegen der als fix geltenden Liaison mit Red Bull nur auf den Motor konzentrieren muss, steht für Audi weit mehr auf dem Plan. Die VW-Tochter aus Ingolstadt möchte gerne ein ganzes Team übernehmen. Aktuell in der Pole Position befindet sich nach zuvor nicht wirklich Früchte tragenden Verhandlungen mit McLaren und Aston Martin nun das Sauber-Team, welches aktuell unter dem Branding von Alfa Romeo fährt.

RTL: Rennstall kein Schnäppchen

Ein Schnäppchen wir derd Schweizer Rennstall aber nicht mehr werden, wie RTL- Formel-1-Reporter Felix Görner weiß: „Die Preise sind aufgrund des Profit Centers der Formel 1 deutlich gestiegen. Das heißt, selbst die kleinsten Rennställe wie Haas und Sauber haben mittlerweile einen Wert von 400 Millionen Dollar.“ Aus diesem Grund sei es denkbar, dass Audi ebenfalls die „kleine Lösung“ anstreben müsse und lediglich als Motorenlieferant einsteigt, ist bei RTL-News zu lesen.

Vor einigen Jahren noch schien es nicht unwahrscheinlich, dass die Formel 1 bald zum Auslaufmodell wird, spritfressender Motorsport schien aus der Zeit gefallen. Ab 2026 allerdings wird der Hybrid-Motor zur Hälfte elektrisch betrieben, der Verbrenner zudem mit nachhaltigem Kraftstoff laufen. Damit, so sehen es die Hersteller, taugt die Königsklasse wieder als Werbeplattform.

Die Reichweite stimme ohnehin. „Im vergangenen Jahr haben über 1,5 Milliarden Fernsehzuschauer die Formel 1 verfolgt“, sagte Porsche-Chef Blume. Für die beiden Hersteller ist alles klar. Eigentlich.