ERC-Frauen holen Pokalsieg
„Man muss eben da sein, wenn es darauf ankommt“

Nach der Meisterschaft gewinnen die ERC-Frauen um Trainer Sohlmann auch den DEB-Pokal – 3:0-Finalsieg gegen ECDC Memmingen

22.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:54 Uhr

Hier ist das Ding! ERC-Kapitänin Theresa Wagner präsentiert – unterstützt von ihren Teamkolleginnen – den Pokal. Foto: neckarlicht

Von Martin Wimösterer

Füssen – Am Sonntag um 16.31 Uhr war der Triumph perfekt, um 16.37 Uhr reckte Kapitänin Theresa Wagner bereits die Trophäe in die Höhe: Die Frauen des ERC Ingolstadt haben nach der deutschen Meisterschaft 2022 auch erstmals den DEB-Pokal geholt. Im Bundesleistungszentrum Füssen gewannen sie in einem Herzschlagfinale gegen die ECDC Memmingen Indians nach zwei späten Treffern am Ende sogar mit 3:0.

„Das ist der Titel, der uns noch gefehlt hat. Nachdem wir nur stotternd in die Saison gekommen sind, kann ich jetzt sagen: Man muss eben da sein, wenn es darauf ankommt“, meinte der sichtlich stolze ERC-Coach Christian Sohlmann, der sein Team noch einmal extra lobte: „Diese Mannschaft ist eine richtige Mannschaft, in der jede Spielerin für die andere da ist. Nicht umsonst sind wir ohne Gegentor durch den Wettbewerb gekommen und haben am Ende sicher auch verdient gewonnen.“

Der Eishockey-Sport schreibt mitunter Geschichten, auf die auch mancher Hollywood-Drehbuchautor neidisch sein dürfte. So wie die von Lena Düsterhöft. Die Verteidigerin des ERC hatte das Bundesliga-Finale 2022 verletztungsbedingt nicht bestreiten können, als Geste an sie hielt die Mannschaft seinerzeit ihr Trikot hoch. Auch die Ausgangslage für das DEB-Pokalfinale am Sonntag war für sie nicht die beste: Weil sie zur Sportsoldatin ausgebildet wird, trainierte sie zuletzt drei Wochen nicht mit dem Team. Am Sonntag wurden dann aber ausgerechnet sie mit ihrem Führungstreffer zur Wegbereiterin des Ingolstädter Triumphes.

In der 28. Minute traf sie: Kapitänin Wagner war losgezogen, hätte bei ihrem Solo schon abschließen können, drehte aber noch mal ab. Ein kluger Gedanke, da die Kolleginnen mitliefen. Wagner legte quer auf Düsterhöft, die per Direktabnahme hoch das wichtige 1:0 markierte. Dieses Ergebnis hatte lange Bestand, auch weil Celina Haider und Wagner bei einem Zwei-auf-Null-Konter die Großchance zum zweiten Ingolstädter Tor ausließen (33. Minute).

So blieb es ein Endspiel auf des Messers Schneide, in dem Lisa Hemmerle eine tragende Rolle für den ERC spielte. Die Torhüterin, das ist auch so eine Geschichte, war im Vorjahr während der Saison vom damaligen Tabellenführer ESC Planegg-Würmtal gekommen, weil sie trotz hervorragender Leistungen ins zweite Glied zurückgestuft worden war. Sie hatte dann den ERC zum DFEL-Titel geführt – und sie führte die Ingolstädterinnen am Sonntag auch zum Pokalsieg.

Im ersten Abschnitt, in dem der ERC feldüberlegen agierte, griff sie zweimal hervorragend ein: Alyssa Hulst war am rechten Pfosten frei zum Abschluss gekommen, Hemmerle aber streckte die Füße zum Spagat und wehrte mit der Spitze noch ab (10.). Kurz vor der ersten Pause fischte Hemmerle noch einen aussichtsreichen Schuss der auffälligen Nationalstürmerin Katharina Häckelsmiller herunter.

Im Schlussdrittel war der ERC, auch aufgrund mehrerer Unterzahlspiele, in der defensiven Zone gebunden. Memmingen, das dominierende Team der aktuellen Saison, kam dem Ausgleich bei Anne Bartschs Schuss (48.) sehr nahe – Hemmerle stand jedoch dazwischen. In der 52. Minute half der ERC-Torfrau bei Theresa Knutsons Abschluss der Pfosten. Ansonsten verteidigten die Panther um Düsterhöft im Endspiel insgesamt geschickt, stellten Pass- und Schussbahnen zu, arbeiteten gekonnt mit den Schlägern in den Zweikämpfen – weshalb der Pokalsieg auch in Ordnung gehen sollte.

Doch ehe der perfekt wurde, spitzte sich 137 Sekunden vor Ende der Thriller noch einmal zu: Beim Vier-gegen-Vier erhielt Elisa Matschke eine Fünf-Minuten-Strafe wegen Bandenchecks. Doch das ERC-Team kämpfte weiter, blockte einen Schuss und nutzte durch Sophie Vandale das aufgegebene Memminger Tor zum 2:0 (59.). Einen weiteren Empty-Netter verwertete schließlich Jule Schiefer (60.) und machte damit den Pokalsieg endgültig perfekt.

Ein Hattrick der Nationalstürmerin Haider hatte dem ERC am Samstag den Weg ins Finale geebnet. Der ERC gab im Halbfinale gegen die Eisbären Juniors Berlin den Takt vor und hatte deutliche Schussvorteile. Zuerst verhinderte Eisbären-Torhüterin Karmena Lasis alle Schüsse. Haider zog dann über rechts aus dem eigenen Drittel an und vollendete technisch klasse hoch zum 1:0 (26.).

Berlin, dessen junge Ausrichtung sich mit einer Handvoll U18-WM-Aufsteigerinnen zeigte, spielte mit Herz und hielt so die Partie lange offen. Doch der ERC kam zum beruhigenden 2:0 (46.). Kenzie Robinson zog über links los und sorgte für Trubel, eine Berlinerin schoss sich dann den Puck selbst hinein. Da es Eigentore im Eishockey offiziell nicht gibt, firmiert die letzte Ingolstädterin an der Scheibe als Torschützin: Jule Schiefer (46.). Haider legte das 3:0 nach (50.). Drei Minute vor dem Ende stellte sie dann auch noch den Endstand her.

DK