FC Ingolstadt
Kommentar: Willkommen in der Wirklichkeit

05.06.2023 | Stand 15.09.2023, 0:47 Uhr

Diesen Pokal hätte der FC Ingolstadt gerne gewonnen. An mangelnder Fanunterstützung lag es nicht, gut 400 Anhänger hatten die Schanzer nach Illertissen begleitet. Foto: Bösl

Wenn es die Absicht von Trainer Michael Köllner und Sportdirektor Ivica Grlic war, sich eine besonders herausfordernde Aufgabe zu suchen, dann sind sie beim FC Ingolstadt genau richtig. Nach den ersten acht Wochen ihrer Amtszeit lässt sich nämlich sagen: Ihnen steht bei den Schanzern ein kompletter Neuaufbau bevor.

Als Teilerfolg kann das Duo immerhin den Klassenerhalt in der 3. Liga verbuchen – der totale Absturz wurde vermieden. Aber das verlorene Toto-Pokalfinale in Illertissen hat gezeigt, dass eine völlig neue Mannschaft aufgebaut werden muss. Nicht eine einzige Torchance in 90 Minuten gegen einen Regionalliga-Neunten herausspielen zu können, ist ein Armutszeugnis – verletzungsbedingte Ausfälle und mentale Erschöpfung nach dem Abstiegskampf hin oder her.

Positiv: Gut 400 FCI-Fans hatten sich auf den Weg nach Illertissen gemacht und ihr Team angefeuert. Das zeigt, dass es vor allem Köllner durch seine volksnahe Art gelungen ist, trotz der sportlichen Misere eine Bindung zu erzeugen und wieder einen Funken Begeisterung für den FCI zu entfachen. Mit neuen Gesichtern und besseren Leistungen auf dem Platz könnte dies nach der Sommerpause im Idealfall in eine Vorfreude auf die neue Saison münden.

Klar ist aber auch, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht absehbar ist, ob der abermals nötige Umbruch gelingen wird. Vertragliche Zwänge, die finanziell limitierten Möglichkeiten und die nach zwei Jahren Misserfolg getrübte Stimmung im Verein machen den Neuanfang schwer. In diesem Umfeld weiter vom Aufstieg zu träumen, wäre verwegen. So hart es für die Schanzer klingen mag: In ihrer 20. Saison werden die Ingolstädter kein aufstrebender, junger Verein mehr sein, sondern ein Klub, der im Eiltempo extreme Höhen und einige Tiefen kennengelernt hat und sich jetzt erst einmal in der Wirklichkeit zurechtfinden muss.

DK