„Die Panther haben nicht viele Schwächen“
Kapitän Alexander Barta hofft mit der Düsseldorfer EG auf einen guten Play-off-Start gegen den ERC Ingolstadt

13.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:02 Uhr

Kapitän der DEG: Alexander Barta. Foto: Imago Images

Der ERC Ingolstadt trifft im Viertelfinale auf einen alten Bekannten: Kapitän Alexander Barta hat sich mit der Düsseldorfer EG souverän durch die Pre-Play-offs gekämpft – und hofft nun auf einen guten Start gegen seinen Ex-Verein.

Herr Barta, ist man überhaupt noch nervös oder aufgeregt vor den Play-offs, wenn man seit 22 Jahren Profi ist und mehr als 1000 DEL-Spiele absolviert hat?
Alexander Barta: Ja klar. Die Nervosität gehört bei einem Sportler dazu, und es ist auch gut so, dass sie da ist. Und natürlich ist auch in meinem Alter und mit den vielen Spielen, die ich schon bestritten habe, Vorfreude mit dabei und auch eine gewisse Nervosität.

Die DEG hat sich in den Pre-Play-offs gegen die Löwen Frankfurt mit zwei klaren Siegen durchgesetzt. Hatten Sie das so erwartet?

Barta: Dass es so klar wird in beiden Spielen, hatten wir mit Sicherheit nicht erwartet. Es wäre auch ein bisschen arrogant und frech, das zu erwarten. Aber wir sind natürlich glücklich und froh, dass wir das so souverän über die Bühne bekommen und nur zwei Spiele dafür gebraucht haben.

Dabei war die Mannschaft nach dem Hauptrundenfinale noch ziemlich enttäuscht, als sie die Top Sechs knapp verpasste. Wie haben Sie sich und Ihre Mitspieler mental wieder aufgerafft?

Barta: Natürlich waren wir am Sonntag nach dem Spiel ein bisschen niedergeschlagen, traurig, enttäuscht, weil wir es aufgrund der letzten 25 Spiele schon verdient gehabt hätten, in den Top Sechs zu bleiben. Auf der anderen Seite: Wenn man nach 56 Spielen Siebter ist, steht man da auch zurecht. Aber schon am Montag war die Stimmung im Training wieder gut und voller Vorfreude. Im Nachhinein kann man sagen, dass wir das ganz gut verkraftet haben.

Henrik Haukeland wurde am vergangenen Samstag zum „Torwart des Jahres“ gekürt. Ist er der große Trumpf der DEG?

Barta: Hauke hat uns wirklich in jedem Spiel die Chance gegeben, es zu gewinnen, auch oft, wenn wir nicht unsere Leistung gebracht haben. Natürlich kann man da von einem Trumpf reden. Er ist der beste Torhüter der Liga und hat bisher eine Riesensaison gespielt. Wir haben vollstes Vertrauen in ihn und er auch in uns. Er strahlt eine super Ruhe aus. Es ist immer schön zu wissen: Egal was passiert, der Hauke steht da auch noch drin, den muss man erst mal noch überwinden.

Die DEG hat in der Hauptrunde zweimal gegen den ERC gewonnen und zweimal verloren. Erwarten Sie ein enges Duell mit den Panthern?

Barta: Ich werde jetzt mit Sicherheit nicht sagen, dass die Panther uns mit 4:0 nach Hause schicken oder wir sie 4:0 weghauen (lacht). Ingolstadt ist läuferisch sehr gut, sehr gut eingestellt, hat gute Einzelspieler und gute Torhüter und eine tolle Saison hinter sich. Das ist bisher die zweitbeste Mannschaft in dieser Saison, daher gehe ich davon aus, dass wir an unsere Leistungsgrenze gehen müssen. Wenn uns das gelingt und wir gut in die Serie starten, kann es natürlich sein, dass es eine enge Serie wird und wir am Ende der glücklichere sind.

Jetzt haben Sie viele Stärken des ERC aufgezählt. Haben Sie auch Schwächen ausgemacht?

Barta: Ich will gar nicht über die Schwächen reden (lacht). Das wissen die Panther am besten, welche Schwächen sie haben. Sie haben nicht viele, das ist einfach eine gute Mannschaft. Aber wir freuen uns riesig, die Aufgabe anzunehmen und hoffen natürlich auf eine spannende Serie.

Der ERC ist nach eineinhalb Wochen Pause seit dem Hauptrundenende ausgeruht, die DEG dagegen durch die Pre-Play-offs im Flow. Wer ist im Vorteil?

Barta: Darüber streitet man sich jedes Jahr, was besser oder schlechter ist. Ich weiß nicht, wie sich die Panther fühlen und wie sie die Pause genutzt haben, aber so wie ich den Trainer und die Mannschaft einschätze, werden sie das auch gut gemanagt haben. Wir hatten das Glück, dass wir nicht viel gereist sind und „nur“ zwei Spiele hatten. Deswegen sollte es am Anfang definitiv kein Nachteil sein.

Die Ingolstädter haben eine positive Play-off-Bilanz gegen Düsseldorf: Sowohl 2012 im Viertelfinale als auch 2015 im Halbfinale setzten sie sich jeweils mit 4:1 durch. Ist Revanche ein Thema in der Mannschaft?
Barta: Nein. Natürlich wollen wir die Serie gewinnen und eine Runde weiterkommen. Aber ich weiß gar nicht, wie viele Spieler damals schon dabei waren. Das kann wahrscheinlich nur der Bernhard Ebner sein, alle anderen in der Mannschaft haben mit den beiden Play-off-Ausscheiden gegen die Panther nichts am Hut. Deswegen ist das bei uns nullkommanull ein Thema.

Die Hauptrunde lief bei Ihnen mit nur 14 Scorerpunkten in 56 Spielen nicht ganz so gut...

Barta: Nicht gut, ja (lacht).

Dafür haben Sie bisher in den Play-offs Gas gegeben und sind mit drei Toren und einer Vorlage Topscorer. Sind Sie in diesem Jahr besonders heiß?

Barta: Natürlich freut man sich jedes Jahr auf die Play-offs. Dafür spielt man das ganze Jahr. Man weiß, dass es nur noch ein paar Spiele sind, da ist man besonders motiviert. Ich habe einen Haken hinter die Hauptrunde gemacht und mir einen Neustart vorgenommen. Das ist mir bisher ganz gut gelungen. Aber es ist ja auch noch nicht viel passiert.

Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie Ihre Karriere nach dieser Saison fortsetzen?

Barta: Ich habe für mich schon mehr oder weniger eine Entscheidung getroffen. Nach der Saison werde ich meine Entscheidung bekannt geben.

Vor Ihrer Zeit in Düsseldorf spielten Sie in Ingolstadt, lösten den Vertrag aber nach nur einer Saison frühzeitig auf. Warum hat es zwischen den Panthern und Alexander Barta nicht gematcht?

Barta: Ich weiß es nicht, warum das nicht so geklappt hat. Das ist auch schon acht Jahre her und ich will nicht in der Vergangenheit rumwühlen. Ich habe das Jahr in Ingolstadt aber trotzdem genossen. Mir hat es Spaß gemacht, auch wenn ich meinen Vertrag am Ende frühzeitig aufgelöst habe.

In Düsseldorf sind Sie seit Jahren Kapitän und waren häufig einer der besten Scorer. Warum läuft’s dort so gut?

Barta: Ich fühle mich hier pudelwohl. Düsseldorf ist eine schöne Stadt, ich mag den Verein, das Umfeld, ich mag meine Mitspieler. All das sind Gründe, die dazu beitragen, dass es einem in einer Stadt oder bei einem Verein gefällt. Wenn es einem gut geht und man glücklich ist, ist es bedeutend einfacher, seine Leistung abzurufen.

Die ERC-Fans sind bekannt dafür, ihre Mannschaft auch auswärts tatkräftig zu unterstützen. Haben Sie einen Tipp für sie, was man in Düsseldorf unbedingt gesehen haben muss?

Barta: Düsseldorf hat viele schöne Seiten. Die Königsallee ist das Prunkstück Düsseldorfs. Es ist immer eine Reise wert, da mal entlangzuschlendern. Ich finde auch, dass es sich lohnt, sich mal die Brehmstraße anzugucken. Das ist ein großes Stück Eishockey-Geschichte.

DK



ZUR PERSON

Alexander Bartas Station in Ingolstadt verlief eher enttäuschend. Der Mittelstürmer, der beim ERC meist zwischen Petr Taticek und Thomas Greilinger agierte, brachte es in der Saison 2015/16 in 52 Partien auf elf Tore und 17 Vorlagen. Er löste seinen Vertrag in der Schanz vorzeitig auf und wechselte nach Düsseldorf. Bei der DEG ist der gebürtige Berliner längst angekommen. Seit Jahren führt er die Rheinländer als Kapitän an, im Februar gelangen ihm gleich zwei Meilensteine: Barta feierte seinen 40. Geburtstag und absolvierte seine 1000. Partie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Sein größter Erfolg gelang ihm mit den Eisbären Berlin, als er 2005 Deutscher Meister wurde. Mit der Nationalmannschaft absolvierte „Barts“ 153 Länderspiele und nahm an acht Weltmeisterschaften sowie an den Olympischen Spielen 2006 teil.

DK