Lehrstunde mit Folgen
Judo: ESV Ingolstadt wird von Zweitligafavorit Mannheim beim 4:10 überrannt – und schöpft dennoch Motivation

30.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:53 Uhr

Am Ende chancenlos: Die Judoka ESV Ingolstadt (links Georgios Aslanidis, daneben Matthias Werner) unterlagen Meisterschaftsfavorit 1. JT Heidelberg Mannheim mit 4:10. Foto: Roth

Die Judoka des ESV Ingolstadt haben am Samstag in eigener Halle ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. Im Zweitliga-Duell mit dem favorisierten 1. Judoteam Heidelberg Mannheim unterlagen die „Coyoten“ deutlich mit 4:10 und müssen damit ihre Hoffnungen auf einen Platz ganz vorne in der Endabrechnung begraben. Dennoch hatte diese Niederlage auch etwas Gutes.

„Das war heute klar und deutlich und hat uns gezeigt, dass wir im Training noch härter arbeiten müssen“, meinte Chefcoach Sebastian Zimmermann anschließend, wollte seinen Kämpfern aber keinen Vorwurf machen. „Nein, diese Niederlage nehme ich auf mich. Ich muss meine Hausaufgaben besser machen und die Kämpfer vor allem mental besser auf eine solche Aufgabe vorbereiten.“

Zuvor waren der Trainer-Routinier und seine Kämpfer vor allem im ersten Einzeldurchgang von der Energie und der Klasse des Erstligaabsteigers geradezu überrannt worden. „Das war schon ein echter Schock. Wir hätten nicht gedacht, dass es so deutlich wird“, meinte Zimmermann nach den ersten sieben Kämpfen, als die ESV-Auswahl bereits nahezu aussichtslos mit 1:6 zurücklag. Einzig Benedikt Morkus konnte beim Stand von 0:6 in der Kategorie -60kg einen schnellen Ippon-Sieg (nach 26 Sekunden) für die Gastgeber einfahren, ansonsten dominierten die erstligaerfahrenen Gäste in der mit knapp 150 Zuschauern nur mäßig gefüllten ESV-Halle.

Für die zweite Runde tauschte Zimmermann dann nahezu das komplette Personal und konnte mit ansehen, wie „meine Jungs ein anderes Gesicht gezeigt haben“. Georgios Aslanidis (-100kg), Valentin Larasser (-90kg) und Ryan da Silva (-60kg) sorgten nach dem Zwischenstand von 1:9 mit ihren Siegen immerhin noch für etwas Ergebniskosmetik. Positiv für die Gastgeber: Bei den drei erfolgreichen Ingolstädtern waren nun auch der Mut und die Ambition zu spüren, die den heimischen Kämpfern zu Beginn etwas gefehlt hatte. Am verdienten Sieg der insgesamt überlegenen Gäste gab es da allerdings längst keinen Zweifel mehr.

„Wir konnten heute erleben, dass es doch noch mal ein Sprung von der 2. zur 1. Bundesliga ist. Auch wenn wir die Kämpfe immer eine Zeit lang offen halten konnten, reichte oft eine Sekunde Unaufmerksamkeit, um gegen diese erfahrenen Athleten dann doch zu verlieren“, meinte Matthias Werner, der in der Kategorie +100kg Sidney Jonathan Mai unterlag, immerhin schon Bronzemedaillengewinner bei deutschen Meisterschaften.

„Wir werden aus dieser Niederlage lernen“, versprach Zimmermann unter dem Eindruck des Kampfes noch in der Halle. Ihn hatte das Niveau der Mannheimer und die Konsequenz, mit der die Gäste zu Werke gingen, durchaus beeindruckt. „Sie waren im Grunde wie Kampfmaschinen und haben ohne Emotionen ihr Ding durchgezogen“, erklärte er. Werner, der in seinem ersten Kampf nach einem robusten Haltegriff etwas brauchte, bis die Schmerzen im Kiefer nachließen und er weiterkämpfen konnte, bestätigte die Einschätzung seines Trainers. „Im Grunde kennen die kein Erbarmen, werfen noch mal zehn Prozent mehr rein und sind bis zur letzten Sekunde voll bei der Sache. Da können wir uns auf jeden Fall noch etwas abschauen.“

Und so nutzten die Ingolstädter die Lehrstunde gegen den designierten Zweitliga-Meister auch als Motivation für die Zukunft. „Sie waren heute besser, klar, aber dieses Niveau können wir auch erreichen“, erklärte Werner überzeugt. „Das muss auf jeden Fall unser Ziel sein.“ Von einer ähnlichen Reaktion berichtete Trainer Zimmermann bei Aslanidis, der sich schon in seinem sehenswerten zweiten Kampf deutlich sichtbar aufgebäumt hatte. Deshalb soll es auch keinen Zweifel geben: Das Minimalziel Platz drei bleibt weiter im Fokus der Eisenbahner.

„Wir wollen die letzten beiden Saisonkämpfe auf jeden Fall noch gewinnen“, kündigt Zimmermann an. „Heute habe ich noch Bauchschmerzen, weil ich nicht gut verlieren kann und eine solche Niederlage sehr lange nicht mehr erlebt habe. Aber wenn ich in einen Wettkampf oder eine Meisterschaft gehe, will ich zumindest eine Medaille – deshalb werden wir für diesen dritten Platz weiter Gas geben.“

Am 24. Juni geht es für ihn und seine „Coyoten“ weiter. Dann bestreitet der ESV den letzten Saisonheimkampf gegen Mainz, ehe am 23. September das Saisonfinale gegen die Isarfighter aus Lenggries ansteht.

DK