Kreuzbandriss
Ingolstädter Bundesliga-Spielerin Bernhardt verpasst U20-WM

Trainingsunfall kostet die 20-Jährige letztes Junioren-Turnier – „Nach der Diagnose war ich geschockt“

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:51 Uhr

Feierte im Premierenjahr mit Werder Bremen den Klassenerhalt: Die Ingolstädter Bundesliga-Spielerin Emilie Bernhardt. Foto: Imago Images

Von Sabine Kaczynski

Ingolstadt – Es passierte beim DFB-Lehrgang im vorletzten Training: „Ich habe beim Richtungswechsel ohne gegnerische Einwirkung direkt geahnt, dass etwas kaputtgegangen ist“, erinnert sich die Ingolstädter Fußballerin Emilie Bernhardt, die derzeit beim Bundesligisten SV Werder Bremen unter Vertrag steht. „Trotzdem war ich nach der Diagnose Kreuzbandriss geschockt, denn mit so einer schweren Verletzung hatte ich nicht gerechnet.“ Besonders bitter: Die Junioren-Nationalspielerin verpasst damit die U20-WM in Costa Rica.

„Das ist eine riesengroße Enttäuschung, denn das Turnier ist der Höhepunkt des Jahres, den man nicht nachholen kann. Für mich ist es doppelt hart: sowohl fußballerisch, weil wir eine ambitionierte Mannschaft mit viel Qualität sind und eine WM auf diesem Niveau eine tolle Erfahrung gewesen wäre. Aber auch persönlich, weil ich viele Spielerinnen schon sehr lange kenne, viel mit ihnen erlebt habe und das Turnier ein schöner Abschluss gewesen wäre“, bedauert Bernhardt, die bei der U20-WM ihren letzten Auftritt im Juniorenbereich absolviert hätte.

„Jetzt werde ich einfach der größte Fan des Teams“, blickt sie tapfer nach vorn und traut ihren Nationalmannschaftskolleginnen mindestens den Einzug in die K.o.-Runde, mit etwas Glück sogar den WM-Titel zu.

Für die 20-Jährige ist der Kreuzbandriss die erste langwierige Verletzung in ihrer Karriere. Wie viel Zeit der harte Weg zurück auf den Fußballplatz in Anspruch nehmen wird, kann sie noch nicht einschätzen, es könne aber bis zu elf Monaten dauern, so die Verteidigerin, die somit mindestens die Hinrunde der nächsten Bundesliga-Saison mit Werder Bremen verpassen wird. Auch das ist ein herber Rückschlag für die gebürtige Ingolstädterin, die ihr Premierenjahr im Oberhaus gut gemeistert und sich in der Rückrunde zur Stammspielerin gemausert hat.

„Mein Fazit zur ersten Saison in der höchsten Spielklasse fällt insgesamt sehr positiv aus“, blickt Bernhardt zurück. „Ich habe mich im Team und in der Stadt gut eingelebt. Klar erlebt man Höhen und Tiefen, aber ich bin sehr zufrieden mit meiner Spielzeit und meiner Leistung – auch wenn noch mehr möglich ist“, sagt die 20-Jährige, die mit dem Saisonabschluss ihrer Mannschaft auf Tabellenplatz neun gut leben kann: „Wie für mich war es auch für einige andere Spielerinnen das erste Jahr in der Bundesliga, deshalb brauchten wir einige Zeit, um uns zurechtzufinden und einzuspielen. Mit Ausnahme der 0:2-Niederlage gegen Jena, bei der wir eine sehr schlechte Leistung abgeliefert haben, war die Rückrunde dann aber sehr positiv und man konnte eine deutliche Leistungssteigerung sehen. Dennoch muss sich die schwache Torausbeute von nur neun Saisontreffern schnell bessern“, resümiert die Verteidigerin, die mit der Werder-Defensive immerhin siebenmal ohne Gegentreffer blieb.

Jetzt gilt es für Bernhardt, die bereits erfolgreich operiert wurde, sich zurück auf den Platz zu kämpfen: „Ich weiß, dass es ein langer Weg wird und dass man nichts überstürzen darf“, sagt die Verteidigerin, die ihr Team während der Reha von der Seitenlinie unterstützen wird. „Die Spiele von außen beobachten zu müssen, wird sicher schwer – aber grundsätzlich mag ich Herausforderungen“, gibt sich die 20-Jährige kämpferisch. „Diese Verletzung kann auch eine Chance sein, an der Situation zu wachsen“, ist sich die Defensivspielerin sicher.

Die Aussicht auf eine ganz besondere Begegnung könnte zudem für eine zusätzliche Portion Ehrgeiz zum Fitwerden sorgen: Denn in der kommenden Saison wird Bernhardt erstmals Ex-Schanzerin Ramona Maier gegenüberstehen, die künftig für die SGS Essen ihre Fußballschuhe schnürt: „Ich habe ihr schon gesagt, dass sie so viele Tore schießen kann, wie sie will – Hauptsache sie trifft nicht gegen Werder Bremen“, flachst die 20-Jährige, die gespannt ist, wie sich Maier in der Bundesliga entwickelt. „Für mich ist es immer eine Extra-Motivation, gegen jemanden anzutreten, den ich kenne“, sagt die Verteidigerin, die zudem enorme Energie aus dem zahlreichen Support ihrer Teamkolleginnen zieht: „Dass alle an mich denken und für mich spielen wollen, hilft mir sehr und gibt mir Kraft“, ist Bernhardt für die Aufmunterungen dankbar.

Ein echtes Ziel für die neue Saison mag die Neu-Bremerin angesichts der unklaren Prognose noch nicht nennen. Sie wird erst wieder voll einsteigen, wenn sie ihrem Knie zu hundert Prozent vertraut: „Aber danach möchte ich natürlich der Mannschaft wieder helfen und an meine Leistung anknüpfen“, kündigt die 20-Jährige an.

DK