FC Ingolstadt 04 - A-Junioren
„Ich lebe meine Leidenschaft“

Sabrina Wittmann hat sich als Trainerin der A-Junioren des FC Ingolstadt 04 einen Namen gemacht

13.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:17 Uhr

Die Cheftrainerin der U19-Bundesligamannschaft des FC Ingolstadt, Sabrina Wittmann, ist für Konsequenz und Kompetenz bekannt. Foto: pku

Ingolstadt – Als hätte sie nie etwas anderes gemacht: Wer Sabrina Wittmann in ihrer Coachingzone am Spielfeldrand beobachtet, stellt schnell fest, dass der FC Ingolstadt 04 bei der Besetzung des Cheftrainerpostens für sein wichtigstes Nachwuchsteam, die U19-Bundesliga-Mannschaft, nicht die „Frauenquote“ erfüllen wollte, sondern Qualität, Kompetenz, Teamfähigkeit, Empathie und Erfolg zugrunde legte.

Die 30-Jährige erlernte ihr Handwerk „Fußball“ von der Pike auf, machte einen Schritt nach dem anderen und hinterfragte sich dabei immer wieder selbst, ja legte auch Selbstzweifel an den Tag: „Mir ging es immer wieder darum, mich sicher und überzeugt von dem zu fühlen, was ich tue“, sagt die in Ingolstadt geborene und in Schelldorf aufgewachsene hauptamtliche Trainerin.

Von der Schulhof-Kickerin zur Cheftrainerin

Die Wittmanns sind nicht die klassische Fußballfamilie, in welcher der einzigen Tochter nichts anderes übrigblieb, als dem runden Leder nachzujagen. Nein, Vater und Mutter sind zwar interessiert, den Weg ebnete sich Sabrina jedoch selbst. Während die Klassenkameradinnen in der Faschingsgarde tanzten, jagte sie bereits auf dem Schulhof mit den Jungs dem Ball hinterher. Als sich ihr jüngerer Bruder der C-Jugend des SC Steinberg anschloss, war das für die Fußballbegeisterte das Signal, es ihm gleichzutun. Wittmanns Talent war schnell erkannt und sie empfahl sich für Trainingseinheiten beim DFB-Stützpunkt, damals noch in Friedrichshofen. Kurz darauf stand die 15-Jährige vor der Entscheidung, sich ab der B-Jugend dem FV Obereichstätt oder dem FC Ingolstadt 04 anzuschließen und entschied sich für die Schanzer. Ein Votum, das großen Einfluss auf ihre weitere Entwicklung hatte.

Nach Abschluss der Real- und Fachoberschule zog es die Schelldorferin in die Ferne. In den USA sammelte die Stipendiatin erste Erfahrungen als Trainerin. An einer Middle-School leitete sie deutsche Schüler beim Fußalltraining an und fand Gefallen an dieser Aufgabe. Nach ihrer Rückkehr spielte Wittmann weiter für den FC Ingolstadt und zwischenzeitlich studienbedingt für die SpVgg Greuther Fürth und Jahn Regensburg. Danach übernahm sie auf Betreiben von Roland Reichel, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des FCI, die U10 der Schanzer. Reichel war es, der das Potenzial der jungen Trainerin erkannte, sie förderte und ihr so manchen Zweifel nahm: „Er schenkte mir das Vertrauen, das ich brauchte“, erklärt die ehemalige Mittelfeldspielerin, die sich auch bis dato „nicht als fertige Trainerin“ fühlt. Um Theorie und Praxis bestmöglich zu verbinden, entschied sich Wittmann für das bewusste „Hineinwachsen“ in den Beruf „Fußballtrainerin“. Die B-Lizenz absolvierte sie mit 23, seit 2020 hat sie die A-Lizenz. Reichel führte sie behutsam aber stetig anspruchsvolleren Aufgaben zu.

An Aufgaben gewachsen, an Erfahrungen gereift

Nach der Beförderung zur Co-Trainerin der U19 im Sommer 2018 übernahm sie zwei Jahre später die U17-Junioren. Seit Juli 2021 ist Wittmann als Cheftrainerin für das U19-Bundesliga-Team der Schanzer verantwortlich und konnte gleich in der ersten Saison den Klassenerhalt („der wurde auch erwartet“) feiern. Nicht selbstverständlich, immerhin stiegen in der 21er-Liga sieben Teams ab.

In all den Jahren beim FCI ist Wittmann gereift: „Früher war ich absolut fanatisch. Heute mache ich mir bewusst, bei allem, was um uns herum und auf der Welt geschieht, dass Fußball eine schöne Nebensache sein kann.“ Dies versucht sie bei aller Leidenschaft und allem Ehrgeiz ihren Schützlingen zu vermitteln: „Die Jungs nehmen viele Entbehrungen auf sich und investieren ihre gesamte Freizeit in den Traum, erfolgreiche Fußballprofis zu werden. Da dies nicht jedem gelingen kann, ist es wichtig, ihnen auch zu zeigen, dass sie liebenswerte Menschen in der Gesellschaft sind“, erklärt die bei ihren Spielern als streng, konsequent und fordernd geltende Übungsleiterin.

Auf die Frage, ob sie sich mittelfristig die Tätigkeit als Cheftrainerin einer Herren-Profimannschaft vorstellen kann, antwortet Sabrina Wittmann: „Ich habe das Glück, meine Leidenschaft zu leben. Mir ist aber auch bewusst, dass dies von heute auf morgen vorbei sein kann. Ich wünsche mir, es fortführen zu dürfen.“

pku