ERC Ingolstadt
„Ich brenne für ein temporeiches Spiel“

Der neue ERC-Trainer Mark French über seine Ziele mit den Panthern<?ZP?>

27.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:48 Uhr

Der neue Panther-Coach Mark French wird spätestens im August nach Ingolstadt kommen. Foto: Imago Images

Ingolstadt – Lob gab es in den vergangenen Tagen jede Menge zu hören über den neuen Trainer des ERC Ingolstadt. Nun spricht Mark French in einer Online-Medienrunde erstmals selbst – und verrät seine Ziele mit den Panthern.

Mark French über die Gründe, weshalb er sich für den ERC entschieden hat: „Nachdem ich schon einen Teil meiner Trainerkarriere in Europa verbracht habe, weiß ich über die verschiedenen Ligen hier inzwischen gut Bescheid. Ich habe einige Profis trainiert, die in der DEL und in Ingolstadt gespielt haben und nur positiv davon berichteten. Ich dachte mir, das wäre ein tolles Ziel und eine großartige Herausforderung für mich als Trainer. Und je mehr ich mit Tim (Sportdirektor Regan, d. Red.) darüber sprach, was er hier aufbauen und welche Kultur er installieren wolle, desto überzeugter wurde ich, dass ich Teil davon werden möchte.“

...über die gemeinsamen Ziele von ihm und Regan: „Als Trainer sucht man nach gemeinsamen Werten. Es wurde schnell klar, dass Tim ein familiäres Umfeld innerhalb des Vereins etablieren möchte. Das kommt mir sehr entgegen. Zudem haben wir gleiche Vorstellungen, wie wir auftreten wollen. Wir sind uns einig, dass wir einen modernen Spielstil wollen, den Fokus auf die Offensive und ein schnelles Umschaltspiel setzen. Es waren also vor allem die gute Verbindung zu Tim, seine Pläne und sein Wille, mich dafür zu begeistern, was mich überzeugte.“

...über die Vorzüge von Ingolstadt: „Es war mir wichtig, einen Ort zu finden, wohin ich meine Familie mitbringen kann. In Russland war sie nicht dabei, aber während meiner Karriere war mir das immer wichtig, dass sie ein Teil davon ist. Ingolstadt ist sicherlich eine Stadt, in der sich meine Familie wohlfühlen wird.“

...über die Jobsuche als Trainer: „Für mein vorheriges Team Metallurg Magnitogorsk lief es eigentlich gut, wir haben bis in den April noch in den Play-offs gespielt. Dennoch kam mir um die Olympia-Pause der Gedanke, dass ich gerne wieder als Cheftrainer arbeiten würde. Da ich das europäische Eishockey wirklich gerne mag, wollte ich mich weiter auf dem europäischen Markt umschauen. Als ich davon hörte, dass der ERC an mir interessiert sein könnte, habe ich mich natürlich informiert. Aber bis auf die Gespräche mit Tim habe ich mich weiter auf Magnitogorsk konzentriert. Jetzt ist die Zeit, um mehr einzutauchen, Videos und Spieler zu studieren.“

...wie er sich selbst beschreibt: „Natürlich brenne ich fürs Eishockey. Diese Leidenschaft sprang später auf meine Familie über – auch meine beiden Kinder spielen Eishockey. Aber natürlich sehe ich mich zuallererst als Familienmensch und versuche immer, ein guter Vater und Ehemann zu sein. Gleich danach kommt in meinem Leben allerdings das Eishockey. Ich bin ein extrem leidenschaftlicher Trainer, ich liebe das Spiel. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich schon so lange als Trainer arbeiten darf. Ich lege sehr viel wert auf Werte und Moral. Ich finde es extrem wichtig, authentisch zu sein, das muss man als Trainer und Führungsperson auch sein. Ich bin ein Charaktermensch, der sich gerne mit anderen Charaktermenschen umgibt.“

...über sein Psychologiestudium und dessen Auswirkungen auf seine Arbeit als Trainer: „Ich habe gerne studiert, das Psychologiestudium hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich war schon immer jemand, der gerne lernen, neue Dinge kreieren wollte. Dennoch wusste ich immer, dass ich im Eishockey arbeiten möchte. Ich bin kein Psychologe, aber es macht mir Spaß herauszufinden, wie ich meine Spieler motivieren und dazu bringen kann, ihr Bestes zu geben. Psychologie ist natürlich ein Teil des Coachens, deshalb nutzt mir das Studium schon etwas, aber nicht übermäßig.“

...über seine Arbeit mit Junioren und sehr erfahrenen Spielern: „Das war damals eine meiner größten Herausforderungen, als ich nach sechs Jahren als Trainer der Hershey Bears in der AHL zurück nach Calgary in die kanadische Juniorenliga WHL ging. Bei erfahrenen Spielern kann man als Trainer den Fokus auf Details legen. Die Junioren waren in ihrer Entwicklung dagegen noch nicht bereit für diese Details. Ich musste einige Schritte zurückgehen und bei den Grundlagen anfangen. Grundlagen, die es braucht, ein guter Spieler und ein guter Teamkollege zu werden. Aber die Erfahrung hat mich weitergebracht. Es ist einer meiner Vorzüge, dass ich Eishockey auf verschiedenen Leveln und in unterschiedlichen Ligen erlebt habe. Ich kann mich gut anpassen.“

...über seine Spielphilosophie: „Als Trainer ist es wichtig zu verstehen, dass sich die Spielweise immer wieder ändert. Man muss auf dem aktuellen Stand sein und immer wieder die Erfolgsformel dazu finden. Eishockey wird heute so schnell gespielt wie nie zuvor. Es ist wichtig, eine Struktur zu haben, vor allem in der Defensive. Aber vor allem brenne ich für ein temporeiches Spiel und eine schlagfertige Offensive. In den vergangenen zwei, drei Jahren, vor allem letzte Saison in Magnitogorsk, waren wir ein kleines, schnelles, explosives Team. Für mich als Co-Trainer war das toll zu beobachten. Von diesen Erfahrungen lernt man. Ich freue mich darauf, diese Mentalität mit nach Ingolstadt zu bringen und hier ein modernes Eishockey zu spielen.“

...über die Etablierung seines Spielsystems bei den Panthern: „Ich finde, der Job eines Trainers ist es, das gesamte Team über einzelne Spieler zu stellen. Als Trainer schaut man sich als Erstes die Stärken einer Mannschaft an. Manchmal muss man das System an die Spieler anpassen, aber genauso ist es wichtig, eine Identität zu schaffen. Das ist Teil des Prozesses. Da wird es bestimmt Diskussionen geben, welches System am besten zur Mannschaft passt. Aber wir werden mit Sicherheit ein strukturiertes Team sein, vor allem wenn die Spieler nicht in Puckbesitz sind.“

...über die Vor- und Nachteile, als Neuling in die DEL zu kommen: „Natürlich muss ich erst die Eigenheiten der Liga kennenlernen. Anderseits sind frische Ideen auch nie verkehrt. Ich glaube, mithilfe von Tims Erfahrung, Videostudium und dem Einholen der Spielermeinungen werde ich mich schnell zurechtfinden.“

...über die großen Fußstapfen von Doug Shedden, der die Panther viereinhalb Jahre trainierte: „Ich kenne Doug nicht persönlich, aber ich habe mich im Laufe der Jahre einige Male über Spieler mit ihm unterhalten. Ich habe großen Respekt vor seiner Trainervergangenheit. Er arbeitet schon sehr lange als Trainer – und das sehr erfolgreich. Ich denke aber nicht, dass ich in seine Fußstapfen treten muss. Ich schaue lieber nach vorne und versuche, einen sehr guten Job zu machen und das bestmögliche Team aufs Eis zu stellen.“

...über seine Ziele mit den Panthern: „Natürlich versucht man immer eine Mentalität zu etablieren, um die Meisterschaft mitspielen zu können. Jede Mannschaft sollte dieses Ziel haben. Man schuftet all die Stunden ja nicht umsonst. Klar ist das ein langer Prozess, bis man dieses Ziel erreicht. Wichtig ist zum Beispiel, dass sich die Spieler in der Kabine bestens verstehen. Das geht nicht von allein, das kommt auf die Personen, die Charaktere an, das beginnt bei der Verpflichtung und entwickelt sich im Trainingslager. Die Spieler müssen im Laufe der Saison viele Opfer bringen, diszipliniert und selbstlos agieren. Vor allem müssen sie mit Rückschlägen umgehen können. Aber wenn sich die Chance am Ende ergibt, muss man bereit sein.“

...über den ersten Kontakt mit seinen künftigen Spielern: „Ich kenne die Spieler noch nicht, auch keinen von früher. Deshalb ist es wichtig, dass ich mich bald vorstelle. Jetzt ist die Zeit, um viele Gespräche mit den Spielern zu führen, mit Tim über die Details zu sprechen – von Personal bis zum Trainingslager. Da ist noch viel zu tun, es wird mir nicht langweilig, bis ich nach Ingolstadt komme.“

DK