Die Luft reicht nur für Platz sieben
Hyrox-WM: Erkältung macht Titelverteidigung für Clemens Scherbel/Christopher von Stelzer in Manchester unmöglich

30.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:13 Uhr

Geteiltes Leid: Während Christopher von Stelzer beim Schlittenziehen gefordert ist, ringt Clemens Scherbel nach Luft. Foto: privat

Die Herausforderung war groß. So groß, wie vielleicht noch nie. Das Duo Clemens Scherbel/Christopher von Stelzer trat bei der Hyrox-WM in Manchester als Titelverteidiger und Favorit an, traf auf rund 250 zum Teil sehr starke Teams und musste bei den acht Fitness-Stationen erstmals mit deutlich höheren Gewichten klarkommen. Kleinigkeiten würden über den Sieg entscheiden, das war klar. Ein kurzfristig eingefangener Schnupfen sorgte schließlich dafür, dass die beiden auf Rang sieben ins Ziel kamen.

„Im Ziel war ich total platt und habe natürlich gehadert. Das war mein 13. Wettkampf in dieser Saison, ich war den gesamten Winter über fit und ausgerechnet bei der WM sind plötzlich Nase und Nebenhöhlen zu“, beschrieb Scherbel das letztendlich ausschlaggebende Problem des Duos aus Theißing und Reichtertshofen. In einem Wettkampf bei dem, wie Scherbel erklärt, „der Puls praktisch die ganze Zeit auf 170 ist“, sind freie Atemwege natürlich die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Wettkampf – zumal die Konkurrenz so stark war wie noch nie.

„Unser Auftakt war im Grunde noch recht ordentlich. Nach dem Ski-Ergometer und dem Schlittenziehen und -schieben waren wir vorne dabei, haben zeitweise sogar geführt“, erzählt Scherbel von dem Wettkampf im historischen Hauptbahnhof von Manchester. Auch die Ein-Kilometer-Läufe zwischen den Übungen liefen bis dahin gut, ehe beim vierten Durchgang auf dem Rundkurs der Einbruch kam. „Durch die fehlende Luft bekam ich extremes Seitenstechen und musste beim Laufen richtig runterfahren“, erzählte Scherbel. Das dann folgende Work-Out, eine Mischung aus Liegestütz und Standweitsprung („80m Burpee Broad Jump“) warf die beiden dann entscheidend zurück, wie der Theißinger meinte. „Die Burpees gehören zu unseren Stärken, dieses Mal haben wir aber bestimmt 30 Sekunden auf die Spitze verloren. Das ist beim Hyrox schon eine Welt.“ Zum Vergleich: Das Sieger-Team brauchte 1:39 Minuten für diese Übung, Scherbel/von Stelzer 2:10 Minuten.

Und noch standen vier weitere Stationen und Läufe aus. „Chris hat unheimlich gekämpft, an den Work-Outs teilweise deutlich mehr Wiederholungen übernommen. Für mich war es aber praktisch kaum möglich, dass ich mich erhole“, so Scherbel weiter. Statt Aufholen war nun eher Durchkommen die Maxime. Dabei lief die vorletzte Station, bei der Sandsäcke 100 Meter getragen werden müssen, sogar erstaunlich gut. Zu mehr als Platz sieben reichte es für Scherbel/von Stelzer aber nicht mehr. Mit ihrer Endzeit von 55:40 Minuten blieben sie dabei nur 1:11 Minuten hinter den neuen Titelträgern Taylor Haney/Colin Stiefer aus den USA (54:29), was den Ärger bei den Oberbayern nicht gerade kleiner machte. „Es war schon bitter. Wenn es normal läuft, stehen wir zumindest auf dem Podium“, haderte Scherbel. Zweite wurden die Briten Afan Humphries/Jonathan Pewtner (54:51) vor den Berlinern Frederic Legatzki/Timo van der Meer (55:07).

Auch wenn es noch keine konkreten Pläne gibt, so wird das Hyrox-Duo Scherbel/von Stelzer natürlich versuchen, irgendwann diese Scharte auszuwetzen. „Wir wissen, dass wir international ein Top-Team sein können. Entsprechend werden wir weitermachen“, kündigte Scherbel an. In dieser Saison, die im Oktober fortgesetzt wird, stehen aber zunächst für beide Einzelwettkämpfe an. Über den Sommer wollen sich Scherbel und von Stelzer bei diversen Laufveranstaltungen fit halten. Die nächste Hyrox-WM kommt dann 2024.

DK