Harte Bedingungen
Ingolstädter Triathlon trotz Regen und Kälte: An diese Teilnehmer gingen die Titel

29.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:47 Uhr

Gratulation für den Deutschen Meister: Auf der Mitteldistanz war Wilhelm Hirsch aus Halle (rechts) in Ingolstadt schneller als Finn Große-Freese (Bayreuth). Foto: Meyer

Von Julian Meier

Im Rahmen des Ingolstädter Triathlon sind am Sonntag auch die Deutschen Meisterschaften der DTU in der Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 80 km Radfahren, 20,9 km Laufen) ausgetragen worden. Den Titel holte sich Wilhelm Hirsch aus dem österreichischen Fuschl in einer Zeit von 3:30.18 Stunden.



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Da lag der Wetterfrosch aber mal dezent daneben: Noch am Dienstag posteten die Veranstalter des Ingolstädter Triathlon auf Facebook: „Nach aktuellem Stand unseres Wetterfroschs solltet ihr nur beim Schwimmen nass werden.“

Und tatsächlich strahlte am frühen Sonntagmorgen die Sonne, als die Startklappe zum ersten Mal zusammengeschlagen wurde. Doch nach einer Stunde war es vorbei mit der Herrlichkeit: Dauerregen und ein Temperatursturz von rund acht Grad sorgten nicht nur für harte Bedingungen, sondern verursachten auch einige Stürze und Abbrüche wegen Unterkühlung.

„Natürlich hatte das BRK aufgrund der Wettersituation etwas mehr zu tun. Aber sie hatten es im Griff“, sagte Veranstaltungschef Gerhard Budy. Und so zog er insgesamt ein positives Fazit: „Ich bin zufrieden mit dem Ablauf. Es war extrem harte Arbeit, in einem halben Jahr die Veranstaltung mit einem neuen Konzept vorzubereiten.“ Erstmals führte die Radstrecke in die Ingolstädter Innenstadt, wo es ein aufwendiges Rahmenprogramm gab. „Ich habe mich schon bei den Athleten umgehört: Sie waren begeistert von der Streckenführung“, meinte Budy.

Insgesamt 2528 Teilnehmer gingen am Sonntag an den Start, rund 24 Prozent davon Frauen. Angeboten wurden drei Distanzen: Mitteldistanz, Olympische Distanz und Sprintdistanz. Und als Höhepunkt wurden bei der Mitteldistanz auch noch die Deutschen Meister gekürt.

Mit Abstand der Schnellste

Deren Namen hatte nicht unbedingt jeder auf dem Schirm. Viel wurde im Vorfeld vom Vorjahressieger des Ingolstädter Triathlon, Simon Huckestein, oder vom Halbmarathon-Champion Tom Hug gesprochen. Am Ende durfte aber Wilhelm Hirsch aus Halle das Band im Zieleinlauf zu Boden reißen. Mit einer Gesamtzeit von 3:30.18 Stunden war er mit Abstand der Schnellste. Schon bei der 1,9 Kilometer langen Schwimmrunde im Baggersee war er als Erster aus dem Wasser gestiegen – nach gerade einmal rund 22 Minuten. „Ich bin gerade dabei, von der Sprintdistanz auf die Mitteldistanz zu wechseln. Für mich war es das erste Rennen auf der Mitteldistanz, das wirklich geklappt hat. Deswegen hat dieser Sieg eine sehr große Bedeutung“, sagte Hirsch nach dem Rennen. Der 24-jährige Student hatte vor einem Monat erst den Duathlon in Lochau gewonnen. Jetzt folgte der überraschende Sieg beim Ingolstädter Triathlon.

Mit einem Abstand von 1:39 Minuten kam Finn Große-Freese als Zweitplatzierter ins Ziel. Der gebürtige Rostocker startete für den SV Bayreuth, es war sein erstes Profirennen überhaupt. „Als ich auf die Laufstrecke gegangen bin, wusste ich: Das wird mein Tag“, sagte Große-Freese. Beim Schwimmen war er nur fünf Sekunden langsamer als Sieger Hirsch, und auch auf der 20,9 Kilometer langen Laufstrecke hatte er die zweitbeste Zeit in der Elite-Klasse.

Platz drei belegte Thomas Ott vom ESV Gemünden. Wen viele Szenekenner durchaus weiter vorne erwartet hatte, war Simon Huckestein. Der 36-Jährige hatte den Ingolstädter Triathlon im Vorjahr gewonnen und galt auch in diesem Jahr wieder als heißer Titelanwärter. Allerdings lag er bereits nach dem Schwimmen fast sechs Sekunden zurück. Auch in seiner Paradedisziplin Laufen riss er nicht mehr viel heraus. „Ich habe gar nicht ins Rennen reingefunden. Das Schwimmen hat sich sehr hart angefühlt, und auf dem Rad habe ich keinen Druck entwickelt. Dann wurde es auch noch kalt“, beschrieb Huckestein sein Rennen. Der Hesse zeigte sich aber als fairer Sportsmann: „Die anderen Jungs waren einfach gut und haben verdient gewonnen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht wiederkomme und das korrigiere.“

Bei den Frauen lief zwar Laura Chacon als Erste ins Ziel, die beste Zeit hatte aber Lena Gottwald. Die 26-Jährige vom TSV Zirndorf war bereits bei der Dopingkontrolle, als der Moderator sie zurückholte, damit sie den obligatorischen Riesen-Weißbierstutzen überreicht bekam. Mit einer Gesamtzeit von 4:03.45 Stunden lag sie satte 4:17 Minuten vor Chacon. Gottwald war erst in der zweiten Startergruppe und damit fünf Minuten nach Chacon losgeschwommen. „Es war superhart heute. Ich wusste selbst nicht genau, wo ich liege. Bei dem Regen hat man nicht gesehen, wer eine Frau ist und wer ein Mann“, sagte Gottwald.

Der Regen machte allen zu schaffen. Besonders auf der Radstrecke galt für die meisten: Hauptsache nicht stürzen. „Es war das härteste Rennen, das ich je gemacht habe. Das Radfahren war echt hart: Man konnte nicht mehr schalten, man konnte nicht mehr bremsen, ich konnte meinen Helm kaum ausziehen“, erzählte Chacon, die die 80 Kilometer auf dem Rad dennoch als Viertbeste aller Frauen abschloss. Genossen hat sie es nicht: „Mir war die Zeit scheißegal. Ich wollte einfach nur ankommen, damit es aufhört mit dem Regen. Es war ein wunderschöner Wettkampf, aber die Umstände waren echt knüppelhart.“

Wobei die Starter in der Mitteldistanz noch etwas besser dran waren: Als sie um 8 Uhr in den 19 Grad warmen Baggersee sprangen, war es draußen noch angenehm. Die Teilnehmer der Olympischen Distanz froren dagegen schon, bevor es überhaupt losging. Mit Andreas Wittmann vom TSV Gaimersheim gab es bei den Herren aber immerhin so etwas wie einen Heimsieg. Er kam nach einer Zeit von 2:01.09 Stunden mit 13 Sekunden Vorsprung vor Jonas Stengel ins Ziel. Bei den Frauen war das Ergebnis etwas eindeutiger, Katja Schneider von Spiridon Frankfurt gewann mit über einer Minute Vorsprung. Und als die über 2500 Teilnehmer nach und nach ins Ziel trudelten, schien plötzlich auch wieder die Sonne. Wenigstens beim Feiern stimmten die äußeren Bedingungen.

DK



Ergebnisse

Triathlon Ingolstadt Mitteldistanz
Herren: 1. Wilhelm Hirsch (Pro Team Hotel Jakob) 3:30:18 Stunden, 2. Finn Große-Freese (SV Bayreuth) 3. 3:31:57, 3. Thomas Ott (ESV Gemünden) 3:32:27, 4. Kilian Bauer (SV Wacker Burghausen) 3:37:39, 5. Maximilian Rohde (The TriBull) 3:38:19, 6. Stefan Betz (TG 48 Schweinfurt) 3:40:08, 7. Fabian Reuter (TUS Griesheim) 3:41:28, 8. Vincent Größer (Triathlon-Team Gießen) 3:41:46, 9. Jannik Stoll (LTC Wangen) 3:41:52, 10. Simon Huckestein (racextract racing team) 3:43:31.

Frauen: 1. Lena Gottwald (TSV Zirndorf) 4:03:45 Stunden, 2. Anna Weinhardt (Gytse, Ungarn) 4:07:53, 3. Laura Chacon (Eintracht Frankfurt) 4:08:02, 4. Magda Nieuwoudt (Team Sirius Europe) 4:08:08, 5. Marit Bergmann (YeaH!Sport) 4:13:06, 6. Eva Schien (Tristar Regensburg) 4:15:58, 7. Katharina Link (TV Bretten Triathlon) 4:20:37, 8. Raphaela Geßele (Triathlon SSV Ulm) 4:22:09, 9. Nadine Heck (KickAss Sports) 4:24:13, 10. Franziska Mederer (Triathlon Team DSW Darmstadt) 4:31:26.

Olympische Distanz
Herren: 1. Andreas Wittmann (TSV Gaimersheim) 2:01:09 Stunden, 2. Jonas Stengel (Arriba Göppersdorf) 2:01:22, 3. Lukas Stengel (Arriba Göppersdorf) 2:02:17, 4. Christian Betz (TG 48 Schweinfurt) 2:02:23, 5. Alexander Richter (TSG 08 Roth) 2:03:13, 6. Sebastian Mahr (Ingolstadt) 2:04:02, 7. Matthias Betz (TG 48 Schweinfurt) 2:05:19, 8. Simon Langwieser (Volllast Tri-Team Schongau) 2:06:28, 9. Julian Sterner (ESV Ingolstadt Triathlon) 2:08:00, 10. Alexander Saul (ESV Ringsee Ingolstadt) 2:10:09.

Frauen: 1. Katja Schneider (Spiridon Frankfurt) 2:21:37, 2. Claudia Mai (CIS Amberg) 2:22:51, 3. Anne Kirsten (Böhnlein Sports Bamberg) 2:28:25, 4. Julia Thaller (MTV Pfaffenhofen) 2:29:21, 5. Katrin Reischmann (ASC Konstanz) 2:30:35, 6. Katja Höme (TSV Gaimersheim) 2:30:59, 7. Linda Simon (Triathlon Augsburg) 2:32:53, 8. Susanne Ort (TS Herzogenaurach) 2:33:07, 9. Judith Hess (TSV Gaimersheim) 2:34:04, 10. Carina Dietrich (SV Ottobrunn) 2:34:04.

Sprintdistanz
Herren: 1. Tobias Erbacher (Spannrit Team TSG) 58:17 Minuten, 2. Elias Knoll (TSG 08 Roth) 58:32, 3. Claudio Schanze (TV48 Erlangen) 58:41, 4. Alexander Klimek (TG Viktoria Augsburg) 59:44, 5. Thomas Landes (Triteam Schongau) 1:01:04 Stunden, 6. Tobias Ullrich (Donauwörth) 1:01:23, 7. Lukas Jetzt (Tri-Team Schongau) 1:01:26, 8. Michael Werner (LifePark Max Ingolstadt) 1:02:56, 9. Maximilian Pfülb (Powerbärs Rednitzhemach) 1:03:00, 10. Jürgen Tschierske (Gauting) 1:04:18.

Frauen: 1. Maja Gralki (LTC Wangen) 1:04:01 Stunden, 2. Kristina Kos (TSV Gaimersheim) 1:10:31, 3. Birgit Nixdorf (ToNi-Bike) 1:10:39, 4. Johanna Schuberth (TSV Gaimersheim) 1:10:47, 5. Felix Meier (FMS) 1:12:35, 6. Anna Liepold (Triathlonteam Promaintain) 1:12:45, 7. Linda Pilz (Ottobrunn) 1:12:57, 8. Claudia Gralki (LTC Wangen) 1:13:01, 9. Mareike Distler Dettelbach) 1:13:19, 10. Leonie Brückner (SC Schwandorf) 1:14:13.