Wahl in Bad Gögging
Generationenwechsel in Bayern: Kern folgt auf Fußball-Präsident Koch

25.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:53 Uhr

Der neue Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes: Christoph Kern. −Foto: BFV

Nach 18 Jahren hat der Bayerische Fußball-Verband einen neuen Präsidenten. Auf dem Verbandstag in Bad Gögging (Landkreis Kelheim) wird Christoph Kern zum Nachfolger von Rainer Koch gewählt - ein Generationenwechsel.



Der lang anhaltende Applaus nach seiner Abschiedsrede mit einer deutlichen Spitze gegen seine Gegner im DFB tat Rainer Koch sichtlich gut. Die 261 Delegierten erhoben sich am Samstag auf dem Verbandstag des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), von ihren Stühlen, um ihrem nach 18 Jahren scheidenden Präsidenten für sein Engagement zugunsten des Amateurfußballs zu danken.

Deutlicher Sieg im Dreikampf

Später wählten sie Schwabens Bezirkschef Christoph Kern zu Kochs Nachfolger. Der 39-Jährige setzte sich im Dreikampf erstaunlich deutlich gegen den BFV-Vizepräsidenten Robert Schraudner (58) und Landesliga-Betreuer Christian Bernkopf (44) durch. Damit wurde der von Kern propagierte „Generationenwechsel“ in Bayern vollzogen. Er dankte „für das Vertrauen in einer Zeit des Aufbruchs und Umbruchs“.

Der langjährige Spitzenfunktionär Koch erklärte seinen Rückzug aus der ersten Reihe auch in Bayern hauptsächlich mit der „gegen mich geführten Kampagne“ auf DFB-Ebene. „Ja, ich wollte ursprünglich noch mal kandidieren“, sagte der 63-Jährige in seiner letzten Rede als Chef des größten Landesverbandes im Deutschen Fußball-Verband (DFB). Er hätte unter anderem die Europameisterschaft 2024 mit dem Spielort München als „große Werbeveranstaltung“ für den Fußball gerne noch „mitgestaltet“. Dieser Plan war aber im Frühjahr durchkreuzt worden.

Nach seiner krachend gescheiterten Wiederwahl als Vizepräsident auf dem DFB-Bundestag in Bonn sei für ihn „in der gleichen Sekunde“ klar gewesen, im Interesse des BFV handeln zu müssen. Er ziehe sich „sehr entspannt“ aus der ersten Reihe des Fußballs zurück, versicherte der Jurist: „Ich scheide ja nicht aus dem Leben, sondern aus dem Amt.“

Koch mit verbaler Spitze gegen den DFB

Eine verbale Spitze gegen seine Gegner im DFB formulierte der dreimalige Interimspräsident und im Verbandschaos der letzten Jahre zunehmend umstrittene Strippenzieher gleichwohl: „Ich vermisse nicht alles und jeden, mit dem ich in den vergangenen Jahren zu tun hatte.“

Er habe stets die Interessen des Amateurfußballs und Bayerns im Blick gehabt. „Ja, ich war und bin ein streitbarer Mensch. Bin ich deswegen umstritten?“, sagte Koch. 2023 werde er auch den lukrativen Posten im UEFA-Exekutivkomitee vorzeitig räumen. In dem Spitzengremium des europäischen Dachverbandes sei es ihm nie „um persönliche Pfründe“ gegangen, wie ihm Neider unterstellt hätten. „Am UEFA-Tisch sollte auch ein echter Vertreter des Amateurfußballs sitzen“, sagte Koch. Sein Nachfolger wird DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke (63), zugleich Geschäftsführer des Proficlubs Borussia Dortmund.

Kern hatte sich in Bad Gögging als Chance zum Wandel nach der Ära Koch positioniert. Das kam anscheinend bei den Delegierten an. Kern erzielte mit 137 von 257 gültigen Stimmen schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Für den enttäuschten Wahl-Verlierer Schraudner votierten 97 Delegierte, für den krassen Außenseiter Bernkopf 23. „Ich war schon überrascht, dass es so deutlich war. Es ist ein Rückenwind, den ich mitnehme“, sagte der Jurist und Familienvater.

− dpa