Challenge Roth
Flotte Biene: Weltmeisterin Haug verteidigt Challenge-Titel – trotz schmerzhaften Insektenstichs

03.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:36 Uhr

Trotz einiger Pannen wie einen falschen Wechselbeutel zeigte Anne Haug ein großes Rennen und überstand sogar einen Bienenstich während der Radrunde. Foto: Münch

Von Christian Rehberger

Roth – Stützen wie im Vorjahr musste sie beim Interview dieses Mal zum Glück keiner. Soweit war Anne Haug noch die Herrin über ihren Körper. Ein Stuhl musste es für das erste Frage-Antwort-Spiel nach ihrem Zieleinlauf aber dann doch sein für die entkräftete Bayreutherin. „Ich habe alles gegeben. Mehr war heute nicht drin“, gestand Haug in der ihr eigenen, entwaffnenden Offenheit. Mehr als eine wieder einmal beeindruckende Leistung konnte und musste die 39-jährige Hawaii-Siegerin bei ihrem fränkischen Heimrennen aber gar nicht abliefern; was ihr auch bravourös gelang. Mit einem Vorsprung von fast neun Minuten auf die lange Zeit führende Britin Fenella Langridge schaffte Haug die Titelverteidigung beim Challenge Roth.

Doch es war auch ein hartes Stück Arbeit an einem Tag, an dem sich die Pannen häufen sollten. „Das Schwimmen war schon nicht so gut“, berichtete Haug, „da war ich schon unter Druck und musste Gas geben.“ Rund sieben Minuten betrug ihr Rückstand nach dem ernüchternden Ausflug ohne Neoprenanzug im Kanal auf das Führungsduo Langridge/Rebecca Clarke (Neuseeland) bereits. Dann schnappte sich Haug in der Wechselzone auch noch den falschen Beutel und hatte beim Aufsteigen zudem Probleme mit ihrem magnetischen Visier am Helm. Auf der ersten Radrunde wuchs der Abstand sogar noch an. Dann machte die Deutsche dummerweise auch Bekanntschaft mit einer Biene, die sie während der rasanten Fahrt in den Hals stach. Immer wieder eilten Helfer zur Top-Triathletin, um die Schwellung mit einer Wasserdusche zu kühlen. „Ich habe mir dauernd eingeredet, dass ich nicht allergisch bin. Das hat geholfen“, nannte Haug als weiteres Rezept.

Tatsächlich schien sich die Weltmeisterin mehr und mehr mit ihrer Rolle als Jägerin abzufinden und die Pleiten auszublenden. „Das ist auch die Challenge – mit Dingen, die man nicht ändern kann, zurechtzukommen.“ Haug vertraute nach einer kleinen Aufholjagd auf der zweiten Radrunde dann auf ihre große Laufstärke, die sie nicht im Stich ließ. Noch vor der Halbmarathonmarke stellte sie die klar in Führung liegende Vorjahresdritte Langridge, die selbst ein starkes Rennen absolvierte und sich dafür mit dem zweiten Platz belohnte. Das Schicksal wie im Vorjahr in Roth und beim Ironman-WM-Ersatz in St. George/USA im Mai blieb ihr erspart: Beide Male war ihre Landsfrau Laura Siddall auf den letzten Metern an ihr vorbeigeflogen. Die Vorjahreszweite kam heuer knapp nicht aufs Podest.

„Ich brauch’ jetzt ein bisschen Pause“, sagte Haug nach ihrem erneuten Triumph. Bis zum Rennen auf Hawaii im Oktober sollte sie sich erholt haben; und die Bienen dort sollen auch weit weniger aggressiv als in Franken sein.

DK