Keine Feierlaune
FCI-Kapitäne üben vor letztem Zweitliga-Heimspiel deutliche Kritik

07.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:34 Uhr

Nach fünf gemeinsamen Jahren in Ingolstadt ist Schluss: Vizekapitän Marcel Gaus (vorne) und Kapitän Stefan Kutschke. Foto: Bösl

Von Gottfried Sterner

Ingolstadt – Eines ist schon vor dem Anpfiff an diesem Samstag (13.30 Uhr) beim letzten Heimspiel des FC Ingolstadt in der 2. Bundesliga klar: Für die Stimmung im Audi-Sportpark werden die Gästefans sorgen. Rund 1700 Anhänger wollen Mitaufsteiger Hansa Rostock auf seiner 700 Kilometer langen Auswärtsfahrt zum abgeschlagenen Tabellenletzten begleiten und den Klassenerhalt feiern.

FCI-Trainer Rüdiger Rehm hofft dagegen, dass sein Team einen Kampf auf Augenhöhe liefert. „Wir wollen auf jeden Fall gewinnen. Jeder möchte einen positiven Abschluss haben“, sagt der 43-Jährige. Allerdings steht dem Trainer ein schwieriger Spagat bevor. Rehm muss einerseits ein Team aufbieten, das den um 20 Punkte besseren Rostockern Paroli bieten und einen Ausblick auf den künftigen Spielstil („Wir wollen schneller und intensiver unterwegs sein“) geben soll. Andererseits will er aber auch berücksichtigen, dass einige der 14 Profis, die vor Spielbeginn verabschiedet werden, noch vor den heimischen Fans zum Einsatz kommen. Dazu erschweren etliche angeschlagene Spieler das Personalpuzzle noch zusätzlich.

Fraglich ist vor allem, ob der im Winter ins zweite Glied versetzte Keeper Fabijan Buntic noch einmal das FCI-Tor hüten darf. Der 25-Jährige, der seit 2016 im Verein ist (174 Einsätze) und am 1. Dezember 2018 beim 1:2 gegen den Hamburger SV sein erstes von bisher 100 Spielen als Nummer eins im Schanzer Trikot bestritt, kam bei Rehm nicht mehr zum Zug. „Der Wechsel war nötig. ,Bunti’ hat nicht mehr die Sicherheit ausgestrahlt. Er braucht einen Neuanfang, dafür wünsche ich ihm alles Gute“, sagt Rehm, der ein komplett neues Torwartgespann finden muss, da auch Winter-Transfer Dejan Stojanovic und Robert Jendrusch den Verein verlassen.

Für die beiden Kapitäne Stefan Kutschke und Marcel Gaus, die dreimal mit dem FCI Relegationsschlachten erlebten, endet ebenfalls ein großes Kapitel ihrer Karriere. Jeweils fünf Jahre waren sie Schanzer und blieben damit so lange wie bei keinem anderen Klub. „Abstieg, Aufstieg und wieder Abstieg, das geht nicht spurlos an einem vorbei“, meint Kutschke und hebt den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga hervor. „2019 haben wir gesagt, dass wir wieder hoch wollen. Diesen Auftrag haben wir erfüllt“, sagt der 33-jährige Mittelstürmer, der für den FCI 167 Spiele bestritt und 40 Tore erzielte.

Zur laufenden Saison meint Kutschke: „Keiner von uns hat sein Leistungslimit erreicht. Es gab Lichtblicke, aber wir haben es nicht geschafft, das über mehrere Wochen zu zeigen.“ Den Auslöser für die Misere sieht der 33-Jährige aber in der Trennung von Aufstiegstrainer Tomas Oral. „Damit hat man uns das Herz herausgerissen. Wir sind als Angestellte des Vereins in der Pflicht, so eine Entscheidung zu akzeptieren, aber es war von Tag eins an extrem schwer, Leistung auf den Platz zu bringen“, sagt Kutschke.

Gaus wird noch deutlicher: „Es war vor dem ersten Spieltag absehbar, dass wir keine gute Rolle spielen. Der Kader war zum Saisonstart schlechter als in der 3. Liga. Es geht mir nicht in den Kopf, dass ein Verein, der den Aufstieg so herbeigesehnt hat, das in meinen Augen so hergeschenkt hat. Das macht mich sauer und traurig, weil wir uns das sehr hart erarbeitet haben.“

Einen nochmaligen Anlauf mit dem FCI wollte Gaus daher „auf keinen Fall“ starten. „Dafür ist zu viel kaputtgegangen. Ich wünsche dem Verein, dass er wieder zu sich selbst findet und wie nach dem Abstieg 2019 alle an einem Strang ziehen und eine neue Begeisterung schaffen.“

Welchen Vereinen sich Gaus und Kutschke anschließen werden, ließen beide offen. Kutschke, der mit 1860 München in Verbindung gebracht wird, dementierte ein Treffen mit den Löwen auf dem Vereinsgelände in Giesing („Dann müsste ich einen Doppelgänger haben“) und bestätigte lediglich Gespräche mit anderen Vereinen.

Noch aber stehen zwei Partien für die Schanzer in der 2. Bundesliga an. Und da kämpft vor allem Rehm um Rückenwind für den Neustart in der 3. Liga. „Wir sind nicht hier, um Geschenke zu verteilen. Wir wollen eine positive Stimmung in die neue Saison mitnehmen“, sagt der Trainer. Ein Sieg vor heimischem Publikum könnte dabei helfen.

DK