Interview vor Bietigheim-Heimspiel
ERC-Ingolstadt-Kapitän Fabio Wagner: „Unsere Fehlerquote ist zu hoch“

Panther wollen in letzten drei Hauptrunden-Partien Tabellenplatz zwei absichern

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:59 Uhr

Immer am Mann: Fabio Wagner (l.) im Zweikampf mit dem Bietigheimer Fabjon Kuqi. Foto: Imago Images

Gegen 4 Uhr am Montagmorgen kehrte der Tross des ERC Ingolstadt aus Berlin zurück, mit einer 1:5 (0:2, 1:1, 0:2)-Niederlage vom Gastspiel bei den Eisbären am Sonntagabend im Gepäck. Ärgerlich, aber tabellarisch ohne Konsequenzen: Die Panther bleiben als Zweiter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf Champions-League-Kurs.



In den verbleibenden drei Hauptrunden-Spielen gegen die Bietigheim Steelers (an diesem Dienstag, (19.30 Uhr/Saturn-Arena), bei den Adlern Mannheim (Freitag, 19.30 Uhr) und gegen die Grizzlys Wolfsburg (Sonntag, 14 Uhr/Saturn-Arena) wollen Kapitän Fabio Wagner (27) und seine Kollegen den Platz absichern und – noch wichtiger – zurück zu gewohnter Form finden.

Herr Wagner, in Berlin haben Sie durch eine Intervention beim Schiedsrichter eine Strafzeit für Eisbär Leo Pföderl verhindert und viel Lob für diese Fair-Play-Geste erhalten. Währt Ehrlich am längsten – oder ist der Ehrliche der Dumme?

Fabio Wagner: Natürlich hätten wir das Powerplay nach dem 0:2-Rückstand gut gebrauchen können, aber mir war wichtig, dass ich da ehrlich bin. Auch als Kapitän finde ich es wichtig, dass man sportlich fair bleibt.

1:5 hört sich deutlich an, doch die Panther waren streckenweise die bessere Mannschaft.

Wagner: Wir waren in den ersten 15 Minuten stärker als Berlin, sind aber in Rückstand geraten. Auch im zweiten Drittel kamen wir gut aus der Kabine und konnten durch Marko Friedrichs Tor verkürzen. Das 1:3 hat uns ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. Schade, dass wir das Powerplay nicht nutzen konnten, und nach dem 1:4 war es dann umso schwerer, zurückzukommen.

Nach der kurzen Februar-Pause haben die Panther vier von sieben Spielen verloren. Leisten Sie sich die schwächste Saisonphase zum ungünstigsten Zeitpunkt?

Wagner: Von den Ergebnissen und unserem Prozess her schon. Im Hinblick auf die Play-offs sollten wir zu diesem Zeitpunkt unser bestes Eishockey spielen. Jetzt ist es wichtig, dass wir in den letzten drei Hauptrunden-Spielen einen Weg zu unserem Spiel zurückfinden.

Worin sehen Sie die Gründe für die aktuell durchwachsenen Auftritte und Ergebnisse?

Wagner: Unsere Fehlerquote ist zu hoch. Wir haben in den jüngsten Spielen den Gegnern zu viele Chancen gegeben und spielen nicht mehr wirklich unser Spiel, das wir die ganze Saison gezeigt haben.

Die Verletzten kamen und kommen nach und nach zurück, sind aber verständlicherweise noch nicht wieder in Top-Form. Spielt es auch eine Rolle, dass sich mit den Rekonvaleszenten der Kader neu sortieren muss?

Wagner: Mit dem Personal hat es meiner Meinung nach nicht so viel zu tun. Die Jungs, die zurückkehren, brauchen ihre Zeit, um wieder auf ihr Spielniveau zu kommen. Ich glaube wie gesagt, dass wir einfach zu viele Fehler machen. Vielleicht will jeder ein bisschen zu viel machen. Wir müssen wieder einfacher spielen.

Um Tabellenrang zwei abzusichern, braucht der ERC voraussichtlich noch zwei Siege aus den letzten drei Spielen. Wie wichtig wäre dieser Platz?

Wagner: Wir wollen die Saison natürlich höchstmöglich abschließen. Wir waren lange auf Platz zwei, den wollen wir verteidigen. Wir dürfen aber jetzt noch nicht schauen, was am kommenden Sonntag sein könnte oder wie die anderen spielen, sondern müssen den Fokus auf unsere Spiele legen – und gegen Bietigheim mit einem Sieg anfangen.

Als Hauptrunden-Zweiter wäre auch die Qualifikation für die Champions Hockey League sicher, in der Ingolstadt zuletzt 2016 vertreten war. Sie kennen als einziger Panther das Gefühl, mit dem ERC gegen Europas Top-Klubs anzutreten.

Wagner: Das wäre ein schönes Zuckerl für eine gute Hauptrunde. Das würde uns reizen.

Würde es Ihnen etwas bedeuten, wenn der ERC erstmals die 100-Punkte-Marke knackt?

Wagner: Klar wäre das toll, das hatten wir in der Geschichte des ERC noch nie. Aber wichtiger ist, dass wir wieder zu unserer Top-Form finden.

An diesem Dienstag empfängt der ERC die so gut wie sicher abgestiegenen Bietigheim Steelers, mit denen Ingolstadt jedoch häufiger Probleme hatte. Warum wird es die beim vorerst letzten Duell nicht geben?

Wagner: Bietigheim hat nichts mehr zu verlieren. Das wird nicht einfach. Sie spielen hinten sehr kompakt und warten auf unsere Fehler. Deshalb gilt es, uns vorne festzusetzen, die Fehlerquote zu minimieren und die Chancen zu nutzen.

Mit Mat Bodie und Frederik Storm fehlten in Berlin zwei Panther, weil ihre Frauen Nachwuchs erwarten. Können Sie als Kapitän Ihre Teamkollegen nicht zu besseren Zeitpunkten anhalten? Sie werden im Sommer erstmals Papa – vorbildlich.

Wagner: (lacht) Nein, für jeden ist das ein besonderer Moment. Mich freut es riesig für die beiden und alle anderen, die Nachwuchs bekommen. Zu den Play-offs sollten wir dann wieder komplett sein.



Und dann legt die Mannschaft – ähnlich wie 2021 nach der mäßigen Nord-Runde – den Schalter rechtzeitig zum Play-off-Start wieder um.


Wagner: Auf jeden Fall. Wir wollen mit einem guten Gefühl in die Play-offs gehen.

DK



Das Gespräch führte

Alexander Petri.


Personal: Die Verteidiger Ben Marshall (Unterkörperverletzung) und Mat Bodie (wird in Nordamerika zum dritten Mal Vater) fehlen dem ERC gegen Bietigheim sicher. Die Einsätze der Stürmer Frederik Storm (erwartet erstmals Nachwuchs) und Stefan Matteau (Oberkörperblessur) entscheiden sich kurzfristig.

Gegner: Der 5:2-Sieg gegen die Nürnberg Ice Tigers am Sonntag war der erste Erfolg nach zuvor vier Niederlagen in Serie für die Steelers, deren Abstieg an diesem Dienstag endgültig besiegelt werden kann. Bietigheim stellt den schwächsten Angriff und die löchrigste Abwehr der Liga, Topscorer des Teams von Trainer Pekka Kangasalusta ist Chase Berger mit vergleichsweise mageren 32 Punkten. Doch Achtung: Nur das erste Saisonspiel gegen Bietigheim konnte der ERC klar gewinnen (3:0), die anderen beiden Duelle endeten erst im Penaltyschießen − und nur einmal mit dem besseren Ende für Ingolstadt.