Deutsche Klubs sehen beim Start noch zu
ERC-Coach Sohlmann sieht zahlreiche offene Fragen beim neugeschaffenen Europapokal

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:27 Uhr
Martin Wimösterer

Sportlich reizvoll: Der Europapokal ist auch für die Frauenmannschaft des ERC Ingolstadt um Trainer Christian Sohlmann(oben) prinzipiell ein interessantes Thema. Foto: DK-Archiv

Endlich wieder Europapokal! Und die Eishockey-Spielerinnen des ERC Ingolstadt freuen sich, dass ein neues europäisches Eishockey-Format aus der Taufe gehoben worden ist. Ein „neuer Anreiz“, betont ERC-Trainer Christian Sohlmann, meint aber auch: „Es gibt einige offene Fragen.“

Zuerst zu den Fakten: Motor hinter dem Europapokal der Frauen ist die Alliance of European Hockey Clubs (EHC), ein Klubbündnis, in dem auch die GmbH des ERC organisiert ist und dessen Vizepräsident für mehrere Jahre der Ingolstädter Jürgen Arnold war. Bei der Gründungsversammlung Anfang Mai in Göteborg (Schweden) fehlte eine deutsche Abordnung noch. Da trafen sich auf Einladung der EHC Vertreter des Weltverbandes IIHF, der schwedischen und finnischen Liga sowie der austro-internationalen EWHL. Sie beschlossen ein Final-Four Ende Dezember bei Schwedens Meister Luleå, im Modus Jeder-gegen-jeden. Mittelfristig sollen allerdings auch deutsche Mannschaften an dem Format teilnehmen, wie EHC-Direktor Szymon Szemberg auf Anfrage unserer Zeitung erläutert: „Mit Blick auf Deutschlands Position im europäischen Eishockey und der wachsenden Qualität des deutschen Frauen-Eishockeys wird die DFEL definitiv involviert sein."

Im Vorgängerformat IIHF European Women's Champions Cup (von 2004 bis 2015) waren bis auf das Gründungsjahr auch stets deutsche Vertreter beteiligt. Das Format wurde wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellt. Nun erfolgt die Wiederbelebung, die auch die deutschen Top-Klubs mit Spannung beobachten. Peter Gemsjäger von Meister ECDC Memmingen bestätigt gegenüber der Fachzeitschrift „Eishockey News“ sein Interesse.

Chefcoach Sohlmann vom deutschen Pokalsieger Ingolstadt erklärt derweil: „An und für sich finde ich es gut, dass der Europapokal wieder eingeführt werden soll.“ Was seine Vorfreude allerdings zügelt, ist der Umstand, dass der deutsche, der Schweizer und zum Beispiel auch der französische Verband nicht von vornherein mitgenommen wurden. Sohlmann: „Es sollte wirklich ein gesamteuropäischer Wettbewerb sein.“ Solange, wie es für die erste Ausrichtung der Fall ist, für die zentraleuropäischen Starter der EWHL Super Cup zur Qualifikation herhalte und dieser ein Meldeformat bleibe, sieht er das als schwierig an.

Und ähnlich wie bei der Champions Hockey League der Männer dürften als IIHF-Wettbewerb wohl die Importspielerinnen-Regelungen der heimischen Ligen gelten. „Schweden hat keine Ausländerbegrenzung, in der DFEL gibt es zwei Nicht-EU-Ausländerinnen und eine EU-Selbstbeschränkung“, erläutert Sohlmann. Dazu zahlt die schwedische SDHL Gehälter und setzt auf Profis, in der DFEL gibt es aktuell nichts zu verdienen. „Unter diesen Voraussetzung wirst du als deutscher Verein kaum eine Chance haben, befürchte ich“, meint Sohlmann. Sportlich sei der Wettbewerb aber natürlich reizvoll.

Das europäische Eishockey solle vorangebracht werden. Weltverbandspräsident Luc Tardif hatte zuletzt angekündigt und wiederholt betont, die IIHF wolle die Frauen-Sparte anschieben. Ob damit in diesem Fall ein Preisgeld für die Europapokal-Teilnehmer oder eine Unterstützung bei den nicht unerheblichen Reisekosten gemeint ist? Die EHC wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern und verwies auf laufende Gespräche beim IIHF-Kongress (25.-27. Mai) sowie die Sitzung des IIHF-Rates. Dort dürften weitere Details geklärt werden, auch finanzieller Natur. Caroline Jonsson von der EHC meint: „Hoffentlich können wir dann mehr sagen.“

DK