Kreisklasse 2 – Winterfazit
Ein Aufsteiger mischt die Liga auf

Das Überraschungsteam des TV Münchsmünster führt die Kreisklasse 2 an – Lichtenau und Zuchering in Lauerstellung

10.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:55 Uhr

Der Aufstieg winkt: Matthias Zilker (rechts) ist mit dem TV Münchsmünster zur Winterpause der Konkurrenz (hier Thomas Tyroller vom SV Karlskron) enteilt. Foto: Stolle

Ingolstadt – Ein frecher Aufsteiger ganz oben, ein etabliertes, reifes Team in Lauerstellung und dahinter ein Hauen und Stechen: Abgesehen vom Überraschungs-Tabellenführer TV Münchsmünster, der nach dem Aufstieg aus der A-Klasse vor dem Durchmarsch steht, und dem Zweiten SV Karlskron kann in der Die Kreisklasse 2 Donau/Isar heuer nahezu jeder jeden schlagen. Nachdem der letzte Spieltag vor der Winterpause bis auf drei Partien wortwörtlich ins Wasser fiel, stehen im Frühjahr noch elf Spieltage an. Anlässlich der viermonatigen Pause ziehen wir ein Zwischenfazit.

Wer hat überzeugt?

In einer Klasse, in der fehlende Konstanz die Konstante ist, steht der TV Münchsmünster als Tabellenführer buchstäblich über allem und hat dabei alle acht Heimspiele gewonnen. „Wir fühlen uns in der Klasse einfach pudelwohl, das Team hat nochmal einen Sprung gemacht“, bilanziert Spielertrainer Andreas Müller. Vier Punkte zurück liegt der SV Karlskron, der im Sommer als Geheimfavorit galt. „Wir haben eine sehr ordentliche Runde gespielt und uns eine gute Ausgangsposition geschaffen“, lobt Spielertrainer Christopher Haas zurecht. Dahinter kommen vier Teams in Lauerstellung: Der TSV Lichtenau, der den Umbruch im Sommer schnell verkraftet hat, der ST Scheyern („Die Entwicklung der Mannschaft ist positiv“ - Trainer Mathias Hoiß), der Türk SV Pfaffenhofen, der nach traditionell schwachem Start geklettert ist und der SV Zuchering. Gegen Ende der Runde haben sich zudem drei Teams durch Erfolgsserien aus der Abstiegszone gearbeitet. Bei der SpVgg Langenbruck ist Trainer Matthias Zimmermann „sehr froh, dass wir an uns geglaubt und nach der schweren Zeit ohne Punkte nie aufgegeben haben.“ Der FC Geisenfeld ist laut Sprecher Matthias Gabler sehr zufrieden mit der Entwicklung unter dem neuen Trainer Daniel Gvardiol und auch der FSV Pfaffenhofen II zeigte eine ansteigende Formkurve. Trainer Heiko Juhra hadert aber etwas mit der Trainingsbeteiligung. Beim TSV Wolnzach wechselten sich Siege und Niederlagen ab, womit die Flicker-Elf über dem Strich überwintert.

Wer hat enttäuscht?

Auf den Plätzen 13, 14, 15 und 16 liegen Mannschaften, die nach gutem Start durch eine Negativserie abgerutscht sind. Der FC Schweitenkirchen verlor sieben von acht Partien, ehe das letzte Spiel vor dem Winter gegen Tegernbach gewonnen werden konnte. Der SV Karlshuld unterlag siebenmal in Folge und Trainer Dominik Berchermeier haderte oft mit der Trainingsbeteiligung und der Einstellung seiner Spieler. Beim BC Uttenhofen waren es sogar neun Niederlagen am Stück, so dass der ambitionierte Verein am Tabellenende steht. „Wir sind aus mehreren Gründen, die auch analysiert werden, nicht mehr aus dem Negativlauf heraus gekommen“, bilanziert Trainer Claudio Maritato, der den BCU im Sommer verlassen wird. Die Leistung und die Einstellung habe zuletzt aber wieder gestimmt. Auch der FC Tegernbach hat sich mehr erwartet, blieb aber im September und Oktober acht Spiele sieglos. Manche Mannschaften tauchen auch in beiden Kategorien auf. So war Stefan Hoffmann überhaupt nicht gut zu sprechen auf das 1:7 in Münchsmünster und das 1:8 seiner Zucheringer daheim gegen Lichtenau. In diesen Spielen habe einfach alles gefehlt, was nötig sei und das dürfe sich nicht wiederholen, wolle sein Team noch oben angreifen. Sein Trainerkollege Zimmermann war nicht erfreut über die extrem vielen Urlauber im Langenbrucker Kader, die es ihm öfter schwer machten, elf Mann aufzubieten. ▪

Wer ist aufgefallen?

Die meisten befragten Trainer wollten keinen Spieler hervorheben, sondern verwiesen auf die Wichtigkeit des Teamgedankens. Zucherings Dennis Weinrich muss aber sicher genannt werden. „Er ist unser Torjäger aus dem Mittelfeld heraus“, lobt sein Coach Stefan Hoffmann den 13-fachen Torschützen und hebt zudem seine Dribbler Suli Abu Saleh, Yannick Stibbe („er hat sich enorm entwickelt“) und Allrounder Florian Meier hervor. Kilian Thunig vom FC Geisenfeld hat bereits zehn Tore in 13 Spielen erzielt und damit seine Ausbeute vom letzten Jahr (7) bereits jetzt übertroffen. „Kilian ist mit seinen 20 Jahren wirklich sehr nervenstark vor dem Tor“, stellt FCG-Sprecher Gabler fest. Auch Tobias Hagl vom FSV II bekommt ein Extralob von Heiko Juhra: „Er hat den größten Sprung gemacht und sich in jedem Spiel bis zum Ende reingehauen.“ Dominik Berchermeier stellt seinen Keepern Marco Hausschild und Julian Eisenhofer sowie dem jungen Lorenz Knöferl ein gutes Zeugnis aus. An der Spitze der Torjägerliste stehen mit Boris Manko vom TSV Lichtenau und Abdulhamit Zorlu vom Türkischen SV Pfaffenhofen zwei bekannte Namen. Die Lichtenauer um Ihren neuen Spielertrainer Bastian Wagner stellen mit 42 Toren auch die beste Offensive.

So geht’s 2023 weiter

Am offensivsten äußert sich Trainerveteran Alois Marb, der in seiner letzten Halbserie nach 30 Jahren als Trainer den Aufstieg seines Türkischen SV noch nicht abgeschrieben hat. „Nach oben ist noch alles möglich, aber dazu muss die Einstellung passen. Nicht nur bei elf, sondern bei allen 15 oder 16 Spielern“, fordert er. Andreas Müller will mit Tabellenführer „Mümü“ mit aufgeladenen Akkus befreit aufspielen. „Wir schauen, was geht“, sagt er und nimmt das Wort Aufstieg nicht in den Mund. Mehrere Trainer, darunter Bastian Wagner (Lichtenau) verweisen auf die Ausgeglichenheit der Kreisklasse 2. „Es gab jede Woche Überraschungen und außer Münchsmünster konnte sich keine Mannschaft absetzen oder ist abgefallen. Das wird ein ganz enges Rennen an beiden Enden“, formuliert er treffend. Zwischen Platz sieben und 14 liegen gerade einmal acht Punkte, zwischen Platz zwei und sechs sind es nur sieben Punkte. Deshalb wird es auf eine gute Vorbereitung ankommen. „Ich habe meinen Jungs schon ein scharfes Programm angekündigt“, warnt etwa Mathias Hoiß die Scheyrer Mannschaft schon mal vor. Durch den Ausfall von vier Spielen am letzten Spieltag vor der Pause beginnt für einige Teams die Restrunde schon eine Woche früher als geplant, am 19. März 2023. An der Spitze stellt sich die Frage, ob Münchsmünster konstant bleiben und die Sensation schaffen kann. Wenn nicht, gibt es genug Mannschaften in Lauerstellung. Im Keller werden dieses mal wohl extrem viele Punkte für den Klassenerhalt nötig sein.

Das kurioseste Spiel

Das vermutlich kurioseste Spiel fand am 17. September 2022 statt. Zum Auftakt des 7. Spieltages empfing der SV Zuchering den TSV Lichtenau. Zur Halbzeit deutete nichts auf das hin, was die 80 Zuschauer später in Erstaunen versetzen sollte. Die Gastgeber waren in den ersten 45 Minuten nach Einschätzung beider Trainer überlegen und vergab zwei , drei gute Chancen. Lichtenaus Spielertrainer Bastian Wagner lobte den Gegner, der gut organisiert gewesen sei und diszipliniert gespielt habe. Mit dem Halbzeitpfiff brachte Torjäger Boris Manko die Gäste in Führung. Zwei Minuten nach dem Wechsel erhöhte Thomas Müller auf 0:2, Sulaiman Abu Saleh verkürzte in der 56. Minute auf 1:2. Was dann passierte, erinnerte an das Halbfinale der WM 2014 zwischen Deutschland und Brasilien. Kurioserweise erzielte ausgerechnet erneut der Spieler Thomas Müller das 1:3 (60.) und löste damit einen Erdrutsch aus. Erneut Manko (70.), Bastian Wagner (73.) und nochmals Manko erhöhten innerhalb von sieben Minuten auf 1:6, Lorenz Schweiger (87.) und Marco Lustig (90+1) schraubten das Ergebnis gar auf 1:8. „Wir sind komplett zusammengebrochen“, schüttelte Zucherings Spielertrainer Stefan Hoffmann nur noch den Kopf.“

DK