Der spätere Ingolstädter André Mijatovic (rechts) bezwang 2007 mit Arminia Bielefeld den tapferen SV Seligenporten. Foto: Weigel, dpa

Erstmals seit der Fußball-Saison 2006/07 hat sich kein Verein aus der Region für den DFB-Pokal qualifiziert. In den vergangenen Jahren vertrat vor allem der FC Ingolstadt die Mitte Bayerns – doch auch einige Amateurklubs aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung (und ein paar Kilometer darüber hinaus) mischten schon mit. Ein Rückblick in die – aus Sicht der Region –zumeist wenig erfolgreiche Pokal-Historie.

SV SELIGENPORTEN - SAISON 2007/08


Oliver Wurzbacher war sich sicher: „Bielefeld, die hauen wir weg. Die kochen genauso mit Wasser wie wir, und wenn die nicht mit 100 Prozent reingehen, dann fegen wir die vom Platz“, lautete die vollmundige Ansage des Stürmers vom damaligen Landesligisten SV Seligenporten unmittelbar nach der Auslosung im ZDF. Und tatsächlich verkauften sich die „Klosterer“ aus dem kleinsten Ort im Teilnehmerfeld der Pokalsaison 2007/08 teuer – doch letztlich setzte sich der Bundesligist um den späteren FCI-Profi Andre Mijatovic vor 4500 Fans in Seligenporten mit 2:0 durch.

DJK ABENBERG - SAISON 1978/79


Fünf Spielklassen trennten 1978 die DJK Abenberg und Darmstadt 98 – und dann fand das Erstrunden-Duell der ungleichen Gegner auch noch im Stadion am Böllenfalltor des Bundesligisten statt. Doch auf dem Platz fiel der Unterschied keinesfalls so deutlich aus: Trainer Willi Müllers wackere Bezirksliga-Kicker um Kapitän Kurt Weitzel boten den „Lilien“ vor allem in der zweiten Halbzeit Paroli, sodass sogar das „Darmstädter Echo“ schrieb: „Abenberg gab dem Bundesligisten Rätsel auf.“ Am Aus der Mittelfranken änderte der couragierte Auftritt, der von den Fans wie ein Sieg gefeiert wurde, allerdings nichts – auf der Anzeigetafel leuchtete das Endergebnis von 4:1 für Darmstadt.

TSV WEISSENBURG - SAISON 1974/75


Als Landesliga-Absteiger empfingen die Weißenburger im September 1974 die SpVgg Fürth aus der 2. Bundesliga Süd zum Pokal-Duell. Zwar sorgte der Favorit vor 2000 Zuschauern an der legendären Jahnstraße durch Treffer von Hans-Jürgen Ammon, Winfried Schülke und Gerhard Bopp früh für klare Verhältnisse, doch der mittelfränkische Bezirksligist setzte durchaus Duftmarken. „Das Spielerische wurde vernachlässigt“, kritisierte Trainer Fred Hoffmann die Leistung seiner Fürther, die letztlich 5:0 gewannen. Doppeltorschütze zum Endstand: der Eckersmühlener Bernhard Bergmann.

HENGER SV - SAISON 1979/1980


„De Schäng“ in der Oberpfalz: Mit dem schillernden Mäzen Jean Löring und Vereinslegende Hannes Linßen musste der Zweitliga-Nord-Vierte Fortuna Köln im August 1979 nach Postbauer-Heng, wo sich der Henger SV sensationell in die erste Pokalhauptrunde gekämpft hatte – und mit einem Heimspiel belohnt wurde. Vor gut 1000 Zuschauern wehrten sich die Dorfjungs des A-Klassisten (heutige Kreisliga) beim „Spiel des Jahrhunderts“ – so die Heimatpresse – nach Leibeskräften, hielten mit den Paraden von Keeper „Karre“ Schauer bis zur 78. Minute ein 0:1, das Zweitliga-Torschützenkönig Kalli Mödrath erzielt hatte. Erst in der Schlussviertelstunde brach der „kleine HSV“ ein – 0:4 klang standesgemäß.

ASV NEUMARKT - SAISON 1974/75, 78/79, 93/94


Bevor der SV Seligenporten unter Manager Carlo Wild zum Höhenflug ansetzte, war der ASV Neumarkt der unumstrittene Platzhirsch im Landkreis und in den 1970ern ein Dauergast in den oberen Tabellenregionen der Bayernliga. Zweimal gelang den ASV-lern in dieser erfolgreichsten Vereinsphase der Sprung in die DFB-Pokal-Hauptrunde – für zwei Auswärtspartien. Bei Fortuna Düsseldorf setzte es ein 0:6 (Dreierpack von Dieter Herzog), beim 1. FC Nürnberg (mit den Eders und Lieberwirths) ein 0:4. Als Bezirksoberligist kehrte der ASV in den 90ern zurück und kam (per Freilos) sogar in die zweite Runde. Dort gelang unter Trainer Rudi Sturz gegen Zweitligist TeBe Berlin (0:4) im Heimspiel vor 1200 Zuschauern wieder kein Tor.

ESV Ingolstadt - SAISON 1978–82


Sieben Spiele bestritten die 2004 im Zuge der Fusion mit dem MTV zum FC Ingolstadt aufgelösten Fußballer des Eisenbahnersportvereins im DFB-Pokal. Dreimal erreichte der Deutsche Amateurmeister von 1979 die zweite Runde. Höhepunkt der Pokalhistorie war das Heimspiel gegen den damaligen Rekordmeister 1. FC Nürnberg. Vor 4000 Zuschauern unterlagen die Schwarz-Weißen am 4. Oktober 1980 im ESV-Stadion mit 1:3 (1:2), wobei erst „Schorsch“ Volkert dem Club mit seiner „Rakete“ in der 72. Minute (O-Ton Club-Trainer Horst Heese) den Sieg sicherte. Bis dahin hatten sich die Ringseer tapfer gewehrt und den 0:2-Rückstand kurz vor der Pause durch Franz Gerber (Foto) verkürzt.

MTV Ingolstadt - SAISON 1979–81 und 87/88


Dreimal schafften es die Lila-Weißen in den DFB-Pokal. In den beiden Jahren in der 2. Bundesliga Süd setzte es zwei Erstrundenniederlagen: 1979 mit 2:4 beim Nord-Zweitligisten SG Wattenscheid 09, 1980 mit 2:3 beim damaligen Oberligisten 1. FSV Mainz. Am ärgerlichsten war jedoch die 1:5-Pleite 1987 beim Nord-Oberligisten Werder Bremen II. Erst am Spieltag reiste das Team von Trainer Horst Blechinger (Foto) um 7.31 Uhr mit der Bahn an, verlor am Nachmittag (Blechinger: „Wir waren übernervös und hatten keinen Mumm“) und kehrte in den frühen Morgenstunden nach Ingolstadt zurück. Im Erfolgsfall wäre der damalige Bayernliga-Tabellenführer zu Hause auf den Hamburger SV getroffen.

TSV RAIN - SAISON 2001/02


Offiziell 6000 Zuschauer im ausverkauften Georg-Weber-Stadion, beste Stimmung am Lech – und ja, der eine oder andere Schaulustige hoffte sogar auf die ganz große Sensation. Allerdings keine 180 Sekunden lang, denn schon da fiel das 1:0 der „Königsblauen“ durch den Dänen Ebbe Sand. Auch die Namen der weiteren Gelsenkirchener Torschützen an diesem 27. August 2001: höchst klangvoll – angefangen bei Niels Oude Kamphuis (Foto) über Andreas Möller bis hin zu Youri Mulder. Und ganz nebenbei schnürte Gerald Asamoah noch einen Dreierpack. Aber trotz des am Ende klaren 0:7 lobte der „Kicker“: „Der Landesligist ließ sich durch Schalkes Blitzstart nicht beirren, suchte seine Chance.“ Immerhin.

TSV AINDLING - SAISON 2003/04, 04/05


Angst vor großen Namen? Nicht das Ding eines Markus Mattes. Selbst zu seiner aktiven Zeit, als Angreifer beim TSV Aindling, ließ sich der spätere Eichstätter Erfolgscoach nichts gefallen – und blies schnell mal dem auch nicht gerade schüchternen Frank Rost den Marsch. Letztlich lachte am 30. August 2003 aber doch der Keeper des FC Schalke 04 in Lechrain – das Ganze nach einem ungefährdeten 4:0-Erfolg mit seinen „Knappen“. Knapp ein Jahr später, am 22. August 2004, schlug sich der damalige Bayernligist aus Aindling deutlich besser – und verlor gegen Hertha BSC nur mit 0:1. Das entscheidende Tor für die Hauptstädter fiel erst in der 86. Minute – durch „Zecke“ Neuendorf, der ja auch im Ingolstädter Raum kein Unbekannter ist.

VFB EICHSTÄTT - SAISON 2019/20



„Einfach nur GEIL, STOLZ, WAHNSINN“, schrieben die Eichstätter, als klar war, dass der VfB als Bayerischer Amateurmeister in der Saison 2019/20 erstmals am DFB-Pokal teilnehmen würde. In der Freude über diesen historischen Coup und satte 121 000 Euro garantierte TV-Einnahmen – sowie in Hoffnung auf ein prominentes Los. Und Nia Künzer, Ex-Profi und Weltmeisterin 2003 mit den DFB-Frauen, meinte es gut mit den Domstädtern. Denn sie zog: Hertha BSC. Eichstätt trug die Partie im Ingolstädter Audi-Sportpark aus. „Eine ganz andere Welt“ erlebte VfB-Stadionsprecher Charly Dengler an jenem 11. August 2019 vor rund 7000 Zuschauern. Beim 1:5 gegen die „Alte Dame“ gelang Julian Kügel immerhin das zwischenzeitliche 1:3.

FC INGOLSTADT - SAISON 2005/06, 2008-22


Zweimal war das Viertelfinale zum Greifen nah. Doch der FC Ingolstadt verlor jeweils beim SC Paderborn (0:1, 2017/18) und beim VfL Wolfsburg (1:2, 2013/14). Die höchste Niederlage setzte es in der zweiten Runde 2011/12 in der Allianz-Arena: 0:6 gegen eine „B-Elf“ des FC Bayern. In besserer Erinnerung bleibt die erste Runde 2016/17: Als Bundesligist waren die Schanzer beim FC Erzgebirge Aue Favorit – es blieb sehr lange spannend. Als 15. Schütze des Elfmeterschießens traf Aues Nicky Adler den Pfosten, der Schanzer Tobias Levels ins Tor und Ingolstadt jubelte (Foto). Eine fordernde Pflichtspiel-Premiere für Trainer Markus Kauczinski beim FCI. Heiser meinte er: „Wir mussten hier heute viel opfern.“ Er seine Stimme.

FSV PFAFFENHOFEN - SAISON 1980/81


„Die Erstrunden-Partie 1980 sah irgendwie nach bayerischem Landespokal aus“, heißt es auf der Website des DFB über das Duell zwischen Bezirksligist SpVgg Ansbach und A-Klassen-Klub Pfaffenhofen. Obwohl der FSV um den neuen Spielertrainer Horst Blechinger ein wenig mit dem eher unattraktiven Auswärts-Los gehadert hatte, sahen die in Bussen mitgereisten „Schlachtenbummler“ eine kampfstarke Leistung ihres Teams. Aber nur einen Treffer – und den erzielte Ansbach schon nach 90 Sekunden. „Schade, dass diese tapferen Pfaffenhofener A-Klassisten nicht mehr dabei sind. Sie wären in der nächsten Runde die große Attraktion geworden“, schloss BR-Hörfunkmann Edmund Gruber seine Reportage.