European Championships
Debütantinnen-Ball für Kira Walkenhorst und Louisa Lippmann

20.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:59 Uhr

Bei der German Beach Tour in Bremen trafen Louisa Lippmann (links) und Kira Walkenhorst aufeinander – bei der EM in München sind sie Partnerinnen. Foto: Imago Images

Ob sie das ungewöhnlichste Beachvolleyball-Duo bei den European Championships sind? Kira Walkenhorst und Louisa Lippmann lachen. „Da kann man ganz viel erwarten, aber man muss es noch nicht“, sagt Walkenhorst im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es ist ja auch so, dass wir zwei Blockerinnen sind“, ergänzt Lippmann.

Doch nicht nur deshalb ist es eine besondere Team-Konstellation: Auf der einen Seite die 31-jährige Walkenhorst, die 2016 mit Laura Ludwig in Rio de Janeiro sensationell Olympia-Gold holte und 2019 ihre Karriere schon einmal beendet hat. Auf der anderen Seite Lippmann, 27 Jahre alt, die in der Halle seit Jahren auf Weltklasse-Niveau spielte, nun aber im Sand eine neue Herausforderung sucht.

Lippmann: Darum bin ich auf Sand gewechselt

Warum eigentlich? „Ich habe mich nie im Beachvolleyball gesehen. Aber vor zwei Jahren, als man während Corona nicht in die Hallen konnte, habe ich mal vier Wochen Beachvolleyball ausprobiert – und mir dabei gleich den Zeh gebrochen“, erzählt Lippmann mit einem breiten Grinsen. Doch vom Ausflug in den Sand blieb mehr hängen als die Verletzung, Positives wohlgemerkt. Zudem hätten ihr Individualität und Selbstbestimmtheit im Mannschaftssport mit der Zeit „immer mehr gefehlt. Aber ganz mit Volleyball und Leistungssport aufzuhören kam auch nicht infrage.“

Walkenhorst und Lippmann kennen sich seit einem Training 2017 in Paderborn. „Ich wusste aber nicht, dass ich für Kira zuspielen sollte“, erinnert sich Lippmann. „Ich werde das nicht vergessen, weil ich wirklich wahnsinnig aufgeregt war.“ Vor den Wettkämpfen am Münchner Königsplatz wird das nicht mehr der Fall sein. „Louisa hat über Jahre schon Hochleistungssport betrieben. Das wird sie im Sand schnell voranbringen, sie wird auch dort eine Große werden“, prognostiziert ihre vier Jahre ältere Mitspielerin.

Walkenhorst kämpft sich zurück

Von einer Heim-EM hätte Walkenhorst noch vor wenigen Monaten nicht zu träumen gewagt. „Ich habe nicht mehr damit gerechnet, überhaupt noch einmal im Sand stehen und spielen zu können. Es ging körperlich einfach nicht mehr. Es machte keinen Spaß mehr, jeden Tag unter Schmerzen Sport zu treiben oder zu einem neuen Arzt zu rennen“, blickt sie auf ihr zeitweiliges Karriereende zurück. Aber nach einem halben Jahr „habe ich noch einmal meinen Arsch hochbekommen und Ärzte gefunden, die mir helfen konnten“, sagt die einst beste Blockerin der Welt. Nun gehören Athletik und harte Angriffe am Netz wieder zu ihrem Repertoire.

Initiiert hat das Zusammenspiel von Walkenhorst und Lippmann der Head of Beachvolleyball beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV), Jürgen Wagner. Die Teilnahme verdankt das Duo letztlich aber einer Wildcard, in dem Fall eine Eintrittskarte für den Kampf um internationale Punkte, die dann wiederum eine Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ermöglichen können. Bei internationalen Turnieren „ist es gerade schwierig, reinzukommen. Aber zu unserem Glück gab es für die EM keinen anderen Wildcard-Antrag“, verrät Walkenhorst.

German Beach Tour: Walkenhorst GEGEN Lippmann

Die Vorbereitung auf die erste Beachvolleyball-EM in Deutschland seit zwölf Jahren führt Lippmann und sie kurz vor Beginn des Turniers in die bayerische Landeshauptstadt. „Wir haben eigene Schwerpunkte auf der Trainingsliste“, erklärt Lippmann, die am vergangenen Wochenende bei der German Beach Tour in Bremen mit Lea Kunst ihr erstes Turnier auf Sand überhaupt spielte (Rang fünf) – und dabei auf EM-Partnerin Walkenhorst (mit Anna-Lena Grüne) traf. Die 0:2- Niederlage in der Hauptrunde gegen die späteren Siegerinnen wird Lippmann sicher verschmerzen können.

Erst im unmittelbaren Vorfeld der EM geht es laut Walkenhorst darum, „als Team in den Rhythmus zu kommen und zu sehen, wie wir Block und Abwehr gestalten“. Sie grinst und sagt dann: „Das wird noch ausgeknobelt.“ Lippmann nickt und lacht. Die Chemie im Team ist schon EM-reif.

Vorfreude auf Heimpublikum
Schauplatz der Beachvolleyball-Duelle ist der Königsplatz im Herzen Münchens. Wo im Sommer sonst Einheimische und Touristen flanieren, sich ausruhen oder Sport treiben. Wo sonst Open-Air-Kinoabende oder Konzerte stattfinden. Lippmann ist „einfach nur froh, das Turnier vor heimischem Publikum spielen zu können“.
Insgesamt ist der DVV mit fünf Frauen- und vier Männer-Teams vertreten. Die Frauen-Setzliste wird von Svenja Müller und Cinja Tillmann angeführt, die vor wenigen Wochen in Rom WM-Bronze ergattern konnten. Eine gemeinsame WM-Medaille spielt in Walkenhorsts und Lippmanns Gedanken noch keine Rolle, eine weitere Zusammenarbeit in Zukunft sei „weder geplant, noch ausgeschlossen“, so Walkenhorst.

Für die Beachvolleyballerinnen zählt das Hier und Jetzt in München. Lippmann sagt: „Das Schöne ist, dass wir komplett ohne Druck in das Turnier gehen können. Es ist ja nicht so, dass wir uns ein Jahr gemeinsam vorbereitet haben und nun alles einwandfrei laufen muss.“ Walkenhorst spielt den Ball zurück: „Wir können locker aufspielen und werden mit Sicherheit das eine oder andere Team ärgern.“

DK