Eklat vor 22 Jahren
Boni vs. Poss: Als die Handschellen klickten

2000 prügelte sich der damalige ERC-Trainer mit dem Iserlohner Coach, der nun wieder auf die Panther trifft

31.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:54 Uhr

Jung und hitzköpfig: Der damalige ERC-Trainer Jim Boni geriet im März 2000 mit dem Iserlohner Übungsleiter Greg Poss aneinander. Foto: Herbert, DK-Archiv

Von Martin Wimösterer

Zwei junge, verbissene Trainer in ihren Dreißigern, ein teils hitziges Eishockey-Zweitliga-Spiel im alten Hexenkessel an der Jahnstraße, sechs Polizisten. Der 10. März 2000 ist mit einem der größten Eklats in der Geschichte des ERC Ingolstadt verbunden – und mit Greg Poss, der an diesem Dienstag (18 Uhr/Magenta Sport) erstmals seither als Trainer der Iserlohn Roosters wieder auf die Panther trifft.

Poss, damals mit 34 Jahren am Beginn seiner Karriere, war bereits als Heißsporn bekannt. Auf Ingolstadts Bank: der kaum ältere, hemdsärmlige Jim Boni. Schon während der Partie rumpelten die beiden verbal aneinander, Betreuer und Spieler hielten sie auseinander. Nach Spielende kam es dann im Kabinengang zum Eklat. Unsere Zeitung hielt damals fest: Poss „lauerte Boni auf und fiel über ihn her. Sechs Polizisten mussten die Schlägerei beenden, wobei Poss sogar Handschellen angelegt wurden, um ihn zu beruhigen.“

Nach einer Vernehmung durch die Beamten blieb Poss im Mannschaftsbus, zur Pressekonferenz kam an seiner statt IEC-Mannschaftsleiter Charlie Kirchhoff und sagte: „Beide Vereine haben sich geeinigt, die Angelegenheit intern zu lösen. Darum möchte ich die Vorfälle nicht kommentieren.“ Boni behauptete nach dem 4:0-Sieg des ERC zum Eklat im Kabinengang: „Ich war nicht da.“

Die Geschichte gereichte den Parteien nicht zum Brandmal. Iserlohn kaufte sich per Rosenheimer Lizenz wenig später in die DEL ein, Poss machte in Nürnberg Karriere und wurde sogar Bundestrainer. Boni stieg mit den Panthern 2002 in die DEL auf.

Das Verhältnis zwischen Ingolstadt und Iserlohn hat auch seither negative Tupfer erhalten: 2004 stimmte Star-Gast Jens Riewa ein Ständchen für Iserlohn an, ERC-Spieler stoppten Sauerländer Schläger-Langfinger mit der Faust. In den Play-offs 2015 überschütteten Roosters-Fans die Panther auf der Wechselbank mit Bier, woraufhin ein ERC-Spieler nicht jugendfreie Zeichen abschickte und Coach Larry Huras witzelte: „Bitte verschwendet kein deutsches Bier. Französisches könnt ihr gerne verschütten.“ Im September beleidigte ein Stadionbesucher aus der ERC-Kurve heraus Sena Acolatse, afro-amerikanischer Verteidiger der Gäste, rassistisch – die Kripo Ingolstadt, Kommisariat Staatsschutz, ermittelt.

Die Beteiligten jenes Freitags im März 2000 haben inzwischen Abstand zum Eishockey: Kirchhoff ist seit Sommer im Ruhestand, Boni hat seit Jahren kein Team mehr geführt. Wie auch Poss – bis ihn Iserlohn vor zwei Wochen in der Not zurückholte. Mit einem Eklat wie im März 2000 ist an diesem Dienstag nicht zu rechnen. ERC-Coach Mark French hat einen Uni-Abschluss in Psychologie, und auch Poss (57) sagte kürzlich der „Eishockey News“, er habe sich nach seiner Zeit in Salzburg (bis 2019) „viel mit Psychologie beschäftigt und dadurch eine andere Herangehensweise gelernt“. Er sei auch „wesentlich gelassener geworden“ als Trainer.

DK