Ein leidiges Thema
Bayernliga: FC Ingolstadt II kassiert beim 0:2 gegen Memmingen wieder zwei Gegentreffer nach Standards

06.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:33 Uhr
Julian Meier

Lufthoheit: Hier setzt sich der Ingolstädter Renato Domislic zwar gegen den Memminger Jakob Gräser durch, bei den Gegentoren schliefen die Schanzer allerdings nach hohen Bällen. Foto: Meyer

In engen Partien kommt es nicht selten vor, dass Standardsituationen das Spiel entscheiden. Umso ungünstiger ist es, wenn genau dort der Schwachpunkt einer Mannschaft liegt. So waren die Jungschanzer am Freitagabend im Topspiel gegen den FC Memmingen zwar mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar besser. Am Ende verloren sie dennoch mit 0:2 (0:1) – durch zwei Standardgegentore.

„Das ist ein leidiges Thema bei uns. Wir bekommen es nicht in den Griff“, haderte Trainer Alexander Käs nach dem Schlusspfiff. Schon in der Vorwoche hatte der FC Ingolstadt II gegen Hallbergmoos zwei Punkte verschenkt, als er kurz vor Schluss nach einer Ecke noch den Ausgleich kassierte. Gegen Memmingen waren es nun sogar zwei Gegentore nach Ecke. „So kannst du gegen eine abgezockte Mannschaft nicht gewinnen, die das natürlich dankend annimmt. Da haben wir uns selbst geschlagen“, sagte Käs.

Für die Schanzer ist das sicherlich kein Beinbruch, das Thema Aufstieg ist ja längst abgehakt. Trotzdem wäre es schon allein für den eigenen Ehrgeiz und die Saisonbilanz hilfreich gewesen, gegen den Tabellenzweiten ein Erfolgserlebnis mitzunehmen. Dabei ging es eigentlich recht gut los: Schon nach fünf Minuten hatte Juan Cabrera die erste Kopfballchance, stand aber im Abseits. Danach übernahm Memmingen mehr und mehr das Zepter – was auch durchaus so gewollt war, wie Käs später erklärte. Gefährlich wurde es jedenfalls nicht so wirklich. Wenn die Gäste vors Tor kamen, dann geschah das immer nach demselben Muster: Flanke von der linken Seite durch Micha Bareis, in der Mitte können die Schanzer nur unzureichend klären, dann verziehen die Memminger. So etwa in Minute 13, als FCI-Kapitän Michael Senger sich beim Kopfballversuch verschätzte, Pascal Maier aber aus aussichtsreicher Position den Ball weit über das Tor drosch.

Die Ingolstädter hatten nach 22 Minuten sogar die beste Chance des Spiels, als FCM-Keeper Tobias Werdich einen Schuss nur klatschen ließ, Renato Domislic aus kurzer Distanz aber überrascht wurde und über das Tor köpfte. Nach gut einer halben Stunde wurde die Partie immer zerfahrener: viele Fouls, viele Unterbrechungen. Von einem Bayernliga-Topspiel war das weit entfernt.

In der Halbzeitpause schien Memmingens Trainer Stephan Baierl dann die richtigen Worte gefunden zu haben, denn sein Team kam deutlich aggressiver und konzentrierter aus der Kabine. Und wurde auch sofort belohnt: Nach einer präzisen Ecke von Fabian Lutz köpfte Bareis recht ungehindert zum 0:1 ein (47.) – der erste von zwei „Nackenschlägen“, wie es FCI-Trainer Käs nach dem Spiel beschrieb.

Tatsächlich aber war sein Team danach sogar stärker als vor dem Gegentreffer. Nur vier Minuten später hatte Ishak Karaogul den Ausgleich auf dem Fuß, seine Direktabnahme aus rund 14 Metern klatschte aber nur an den Pfosten. Der FCI drückte vehement auf den Ausgleich und wurde durch Unachtsamkeiten in der Memminger Defensive immer wieder zur Vorstößen eingeladen. Die ganz großen Chancen – und das ist auch Teil der Wahrheit – hatte die Käs-Elf nach dem Pfosten-Knaller aber nicht mehr.

Dann wechselte Baierl den ehemaligen Zweitliga-Profi Dominik Stroh-Engel ein. Kurze Zeit später tat er das, wofür er gekommen war: Nach Ecke von Lutz verlängerte Bareis und am langen Pfosten schob der 37-Jährige zum 0:2 ein (76.) – die Vorentscheidung.
„Klar, wir sind kleiner, wir sind körperlich unterlegen, aber da muss ich halt mit mehr Spirit das Ganze wegverteidigen – zumal es zweimal in Phasen war, wo es uns das Genick bricht“, schimpfte Käs, der seinen Spielern auch ein Haltungsproblem attestierte. Am kommenden Samstag (15 Uhr) wartet das Auswärtsspiel beim FC Gundelfingen. Wenn die Ingolstädter ihre Anfälligkeit bei Standards nicht schleunigst in den Griff bekommen, wird es am Ende eher Richtung Tabellenmittelfeld gehen als auf den gewünschten zweiten Platz.

DK


FC Ingolstadt II: Leimeister – Schwarzensteiner (62. Perconti), Räuber, Kampmann (45. Hoti) – Riedl, Götzendörfer, Senger – Karaogul, Cabrera (82. Sekulovic) – Domislic (82. Causevic), Madougou (62. Wiezorrek). – Tore: 0:1 Bareis (47.), 0:2 Stroh-Engel (76.). – Schiedsrichter: Dinger (Bischofsgrün). – Zuschauer: 111.