Podium war angepeilt
Audi bei der Rallye Dakar: Dann eben 2024!

15.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:26 Uhr

Versöhnlicher Abschluss: Mattias Ekström (vorne 4. v. l.) und Co-Pilot Emil Bergkvist brachten den letzten Audi RS Q e-tron heil ins Ziel und fuhren auf den abschließenden Dakar-Etappen noch fünf Podiumsplätze in Serie ein, auch wenn es für einen Tageserfolg nicht mehr reichte. Hinter den Schweden bei der Siegerehrung mit der Audi-Mannschaft: Teamchef Sven Quandt (weißes Hemd) und Motorsportchef Rolf Michl (4. v. r.), die nach dem Debakel in 2024 voll angreifen wollen. Fotos: Imago Images

Zwei Autos ausgefallen, das dritte Fahrzeug am Ende sieben Stunden hinter dem Spitzenreiter: Audi richtet Blick bei Rallye Dakar schon aufs nächste Jahr.



Ingolstadt/Riad – Das Steckerl-Eis war wohlverdient und schmeckte Mattias Ekström entsprechend. Nach fast 9000 Kilometern mit Sand, Staub, Steinen, Hitze und Kälte, darunter mehr als 4200 mit Zeitmessung für Sonderprüfungen, konnte der Schwede am Sonntag in der saudischen Hafenstadt Dammam erstmals richtig durchschnaufen. Mit Navigator Emil Bergkvist an seiner Seite hatte der 44-Jährige den letzten verbliebenen Audi RS Q e-tron ins Ziel der 45. Dakar pilotiert. Die gesamte Last der eigentlich ehrgeizigen Mission seines Ingolstädter Arbeitgebers lastete in der zweiten Woche der Wüsten-Rallye auf ihren schmalen Schultern. Sie hielten dem Druck trotz ihrer erst dritten Teilnahme an dem Offroad-Marathon stand. „Es war eine harte Rallye: Wir haben auch nach den hohen Zeitverlusten nie aufgegeben“, sagte Ekström.

Auf der 14. und finalen Etappe landeten die Schweden mit dem elektrisch angetriebenen Hybrid-Fahrzeug zum fünften Mal in Serie auf dem Podium. Nach der extrem matschigen Finalstaffel gab es eine Dusche für Mensch und Maschine – nach dem Eis natürlich. Für einen zweiten Tageserfolg für Audi reichte es trotz des guten Tempos aber nicht (mehr). Zudem standen die Ingolstädter im Schatten von Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb, der am Samstag auch eine neue Dakar-Bestmarke von sechs Tagessiegen am Stück gesetzt hatte.

Aber auch das half dem 48-jährigen Elsässer im Hunter der britischen Autoschmiede Prodrive (einst mit Subaru in der Rallye-WM erfolgreich) wenig weiter. In der Gesamtwertung war Vorjahressieger Nasser Al-Attiyah (51) längst uneinholbar gewesen. Der Katarer brachte seinen ultrazuverlässigen Verbrenner Toyota Hilux in Woche zwei immer souverän ins Ziel und sicherte sich am Arabischen Golf seinen fünften Dakar-Gesamtsieg – 1:20:49 Stunden vor Loeb. Fast sieben Stunden Rückstand wegen eigener Pannen und Hilfe für die ausgeschiedenen Audi-Kollegen bedeuteten für Ekström am Ende Rang 14.

Dabei war Audi ganz klar angetreten, um mit seinem innovativen Antriebskonzept nach der Premiere im Vorjahr nun um den Gesamtsieg mitzufahren. Der Antrieb (Elektromotoren aus der Formel E und ein alter DTM-Motor für den Energiewandler, der die Hochvoltbatterie während der Fahrt lädt) ist schnell, die Fahrzeuge durch viel Pech (insgesamt 14 Platten), aber auch Fahrfehlern bald hoffnungslos zurück oder sogar mit spektakulären Crashs komplett raus. Dieses sportliche Schicksal ereilte die Dakar-Veteranen Stéphane Peterhansel und Carlos Sainz. Der Spanier hatte nach den ersten beiden Etappen noch geführt.

„Wir haben bei dieser Ausgabe der Rallye Dakar alle Höhen und Tiefen erlebt“, zog Motorsportchef Rolf Michl ein logischerweise sehr gemischtes Fazit. Besonders der Einsatz der Mechaniker im Biwak und der Race-Truck-Crew von Audi auf der Piste nötigte ihm aber allergrößten Respekt ab. Mit Trotz, aber auch einem klaren Auftrag richtet sich der Blick der Chefs schon in die Zukunft. „Ein Podium war unser Ziel“, wiederholte Audis TE-Vorstand Oliver Hoffmann, der für das Schlusswochenende nach Saudi-Arabien gereist war. „Das bleibt es auch weiterhin, denn wir werden 2024 auf jeden Fall erneut antreten“, so Hoffmann. Das Dakar-Engagement von Audi war schon immer auf drei Jahre angelegt. Ob es danach weitergeht, ist nicht offiziell bekannt. Ab 2026 will man ja in der Formel 1 starten.

Nach der Dakar werde nun alles genau analysiert und aufgearbeitet, hieß es bei Audi von mehreren Seiten. Ein Punkt dürfte die Frage sein, ob und wie die eigenen Fahrer mehr Erfahrung für die Wüste bekommen und dort nicht nur einmal im Jahr unter Rennbedingungen antreten. Hauptkonkurrent Al-Attiyah wird ein Gespür für Sand nachgesagt, er kann den Untergrund lesen wie erfahrene Alpinisten bei uns den Schnee. „Um schneller zu sein, muss man trainieren. Wenn man nicht trainiert, wird man nicht schneller“, sagte Ekström deutlich. Der ehemalige DTM-Champion bekam von Audis Teamchef Sven Quandt, immerhin gesegnet mit 30 Jahren Dakar-Erfahrung, ein Extralob: „Für Mattias und Emil ist diese Disziplin immer noch relativ neu. Hut ab vor ihren Leistungen.“

DK