Viele Haustiere haben ungebetene Mitbewohner. Parasiten können nicht nur sie schädigen, sondern auch den Menschen. Trotzdem misstrauen viele Menschen den chemischen Präparaten. Gibt es Alternativen?
Die Wurmkur ist bei Pferde-, Hunde- und Katzenhaltern ein Dauerthema: Soll man entwurmen? Und wenn ja: wann und wie häufig? Sind vorherige Kotproben sinnvoll? Ist es wirklich nötig, mit Chemie gegen Würmer vorzugehen oder helfen vielleicht auch natürliche Mittel wie Knoblauch, Zwiebeln oder Kräuter?
„Ich werde immer wieder nach der Notwendigkeit von Wurmkuren gefragt“, sagt der Tierarzt Ralph Rückert aus Ulm. Er hat dazu eine deutliche Meinung: „Wurmkuren sind die sicherste Variante für die tierische und auch die menschliche Gesundheit.“
Denn die Parasiten in Hunden und Katzen können auch auf den Menschen übertragen werden, vor allem Kinder sind gefährdet. Besonders riskant ist der Fuchsbandwurm, der schwere innere Krankheiten verursachen kann. Und das völlig unvorhergesehen: „Zwischen der Aufnahme seiner Eier und den ersten Krankheitssymptomen können 10 bis 15 Jahre vergehen“, erklärt Rückert.
Parasitenbefall oft nicht sichtbar
Die Infektion mit den häufigsten Parasiten erfolgt über den Kot. Tierarzt Rückert empfiehlt daher, schon allein als Wurmprophylaxe die Hinterlassenschaften von Hunden beim Gassigang sofort aufzusammeln. Denn Würmer können sehr robust sein, sie halten sich noch in der Erde, wenn der Kothaufen längst vom Regen weggespült wurde. Wenn dann ein Hund oder eine Katze darüber läuft und sich später die Pfoten leckt, kann das Tier sich schon infiziert haben.
Wurmlarven, wie etwa die des Spulwurms, schlüpfen im Darm und wandern durch den Körper. „Sie können Probleme im Magen-Darm-Bereich verursachen wie starken Durchfall oder Erbrechen“, erklärt Rückert. Ein struppiges Fell oder ein aufgeblähter Bauch können auf einen starken Wurmbefall hindeuten. Oft sieht man den Tieren jedoch nicht an, dass sie von Parasiten bewohnt werden.
Denn das Immunsystem besitzt Abwehrmöglichkeiten gegen die Würmer, doch es hat auch seine Grenzen. „Wenn der Körper Infekte abwehren muss, vielleicht alt ist und dann noch Würmer hat, ist das Immunsystem irgendwann überlastet“, so der Fachmann.
Wenn, dann Kotproben über mehrere Tage sammeln
Von Alternativmitteln zur Entwurmung wie Kräuter oder Knoblauch hält Rückert nichts, ihm ist das Risiko zu hoch: „Medizin sollte auf Beweisen beruhen und die gibt es dafür nicht.“ Die sogenannte selektive Entwurmung ist für ihn ebenfalls keine sinnvolle Alternative. Dabei wird der Kot der Tiere untersucht und vom Ergebnis abhängig gemacht, ob eine Wurmkur nötig ist.
Eigentlich eine gute Idee, doch leider ist ein negatives Ergebnis kein Beweis dafür, dass der Hund oder die Katze wurmfrei ist. So werden etwa die Eier der sehr häufig vorkommenden Spulwürmer nicht regelmäßig, sondern schwallartig ausgeschüttet. Sie finden sich dann nicht immer im Kot, aber im Körper.
Daher sollte für eine solche Untersuchung, falls man sie denn doch macht, auf jeden Fall an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Häufchen eingesammelt werden. Bei perfekter Durchführung liegt die Trefferquote einer Kotprobe bei 90 Prozent.
Parasiten bei Pferden Dauergäste
Während bei Hunden und Katzen ein Wurmbefall häufig ist, sind diese Parasiten bei fast allen Pferden nahezu Dauergäste - vor allem bei den jungen Tieren, deren Immunsystem noch nicht so gut ausgebildet ist. Nach einer Wurmkur seien die Würmer im Idealfall raus aus dem Körper, doch spätestens nach 13 Wochen in der Regel schon wieder nachweisbar, wie die Tierärztin und Pferdezüchterin Carmen Obach-Schröck aus dem hessischen Weilburg erklärt.
Zu den Symptomen einer starken Verwurmung gehört auch bei den Pferden häufig ein struppiges Fell. Zudem sind oft ihre Rippen zu sehen, weil die Würmer ihnen das Futter wegfressen. Gleichzeitig kann der Bauch jedoch dick sein, da die Parasiten den Darm füllen.
Wie häufig Pferde entwurmt werden sollten, hängt auch von der Haltung ab. „Wenn Pferde in einer schlecht gemisteten Box oder auf kleinen Weiden stehen, ist die Wurmbelastung in der Regel hoch“, sagt die Veterinärin. Für die sinnvollste Strategie bei der Bekämpfung der Parasiten bei Pferden hält sie eine Kombination aus breit angelegter und selektiver Entwurmung.
Stall nach Gabe gründlich reinigen
„Die beiden Muss-Wurmkuren gibt es im Frühjahr und am Jahresende“, erklärt sie. Im Frühling bekommen die Pferde die Paste gegen alle möglichen Parasiten drei Tage vor Koppelbeginn ins Maul gespritzt. Dann bleibt genügend Zeit, um alle Würmer auszuscheiden. Der Stall sollte anschließend gründlich gereinigt werden. Beim ersten Frost im November oder Dezember erfolgt eine weitere Muss-Wurmkur - wegen der Dasselfliegen.
Diese Schädlinge können zu sehr schmerzhaften Magenschleimhautentzündungen und -geschwüren führen. Bei hohem Befall sind sogar Lahmheiten möglich, da sie die Blutgefäße schädigen können. Im Kot sind Dasselfliegen nicht nachweisbar, eine Untersuchung vorher würde also nichts bringen.
Während der Weidesaison setzt Obach-Schröck dann auf die selektive Entwurmung und sammelt alle zwei bis drei Monate Kotproben ein, und zwar jeweils an drei aufeinanderfolgenden Tagen, da auch bei Pferden die Würmer nicht gleichmäßig ausgeschieden werden. Liegt die Wurmbelastung oberhalb einer festgesetzten Grenze, wird anschließend entwurmt.
„Bei den Stuten und Wallachen war das bislang nicht nötig, aber in unserer Hengstgruppe, in der viele Jungtiere leben“, berichtet sie von ihren persönlichen Erfahrungen.
Gegen Resistenzen Präparat wechseln
Die Tierärztin empfiehlt, bei den Entwurmungen zwischen verschiedenen Wirkstoffen zu wechseln, da Würmer mittlerweile Resistenzen gegen einige Mittel zeigen - vor allem gegen die am häufigsten eingesetzten günstigen Wurmkuren.
Als Vorbeugung gegen Würmer rät sie zum gründlichen Misten und einem guten Weidemanagement, dazu gehören bei kleinen Weiden das regelmäßige Entfernen des Kots. Ideal sind große Wiesen. Denn wenn sie genügend Platz haben, meiden Pferde von sich aus die verkoteten und damit verwurmten Stellen.
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