Grüne Weinreben, weiße Häuser, blaues Meer vor bizarrer Lava- Landschaft. Lanzarote ist eine Insel, deren Kontraste betören.
Im Jahr 1730 hat sich auf Lanzarote die Erde aufgetan und die Hölle ist losgebrochen. Die streng katholischen Einwohner der spanischen Insel vor der Westküste Afrikas glaubten, ihre Sünden sollten bestraft werden, denn sie hatten noch nie einen Vulkanausbruch erlebt. Ganze sechs Jahre dauerte der Schrecken, der viele Dörfer in glühend rotem Magma verschwinden ließ. Seither ist ein Drittel der Kanareninsel mit erkalteter Lava bedeckt. Vulkankegel, Krater und bizarre Steinformationen – so wie nach dem gewaltigen Naturereignis sieht es auch heute nach fast 300 Jahren noch aus.
Eine Insel als Gesamtkunstwerk
Die schwarze Landschaft mit rund 100 Vulkanen und 300 Kratern für Besucher erschlossen hat Lanzarotes bekanntester Sohn, César Manrique. Der avantgardistische Künstler erkannte die wilde Schönheit der kargen Asche und hat nicht nur sein Wohnhaus in unterirdische Luftblasen gebaut, die sich in der erkalteten Magma gebildet haben, sondern an markanten Stellen der Insel auch Museen und Aussichtspunkte errichtet. So befreite er Jameos del Aqua, einen riesigen Lavatunnel, von dem Müll, den Insulaner dort entsorgt hatten. Heute beherbergt die mystische Höhle einen unterirdischen See mit Albinokrebsen, einen Konzertsaal mit glasklarer Akustik und eine von Palmen und Blumen gesäumte Lagune.
Das Ziel von Manriques Arbeit war, Harmonie zwischen Mensch und Natur zu schaffen, weshalb er die Natur beließ, wie sie war und ihre Schönheit durch Kunst einrahmte. Weil die Inselregierung sich auch nach Manriques Tod weiter für sanften Tourismus einsetzte, wurde Lanzarote 1993 von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt.
Das letzte große Werk Manriques war die Gestaltung des botanischen Gartens Jardin de Cactus. In dem aufgelassenen Steinbruch sind über 10 000 Kakteen aus allen Teilen der Erde zu sehen. Der Architekt, der in New York studiert hat, war seiner Zeit der 60er und 70er mit dem Gedanken an Umweltschutz und Nachhaltigkeit weit voraus. Sein Einsatz verhinderte, dass die Insel mit Hotelbauten zugepflastert wurde, stattdessen initiierte er 1974 im größten zusammenhängenden Lavafeld der Welt den Nationalpark Timanfaya.
Mountainbiken – wie ein Ritt durch den Vulkan
Wirkt Lanzarote vom Flugzeug aus wie eine dunkle Einöde, entpuppen sich die Feuerberge vor Ort als spektakuläre Kulisse für Sportler, Fotografen und Naturentdecker. Am Nationalpark-Restaurant El Diablo können Urlauber über einer Vulkankluft Würstchen grillen, Parkranger führen vor, wie dürres Gras sich in Sekunden zu einem Feuerball entzündet und Wasser mit lautem Zischen verdampft, weil die Hitze im Erdinneren noch immer mehrere 100 Grad beträgt. Durchfahren darf man das Lavameer von Timanfaya nur bei einer begleiteten Bustour. Aussteigen ist nicht möglich, aber auch gar nicht nötig, weil den Passagieren mit Erklärungen auf Deutsch und dramatischer Musik das Naturspektakel Vulkan beschrieben wird.
Die weißen Dörfer erkunden können Radler auf eigene Faust, mit dem Mountainbike schafft man es sogar über Kieswege in der Lavalandschaft. Über den Rand der 500 Meter hohen Vulkankrater schauen kann freilich nur, wer aus dem Sattel steigt und die kegelförmigen Berge hinaufwandert. Vom Aussichtspunkt Mirador del Rio auf dem Famara-Kliff (durch die TV-Kinderserie Timm Thaler 1979 bekannt) hat man einen fantastischen Blick auf La Graciosa, „die Anmutige“. Die kleinste Insel der Kanaren erreicht man mit der Fähre von Famara aus. Zu bieten hat sie neben zauberhaften Privatpensionen und schönen Stränden vor allem Ruhe: Autos sind nicht erlaubt.
Weißer Wein aus dunkler Mondlandschaft
Lanzarotes Mondlandschaft ist keineswegs unfruchtbar. Auf der Insel wächst trotz geringer Niederschläge erstaunlich guter Wein. Immer mehr junge Winzer bauen in der schwarzen Wüste die weißen Trauben Malvasia und Moscatel an. Dazu werden die Rebstöcke in tiefe, von Steinmauern umrandete Gruben gepflanzt. Sie verhindern, dass der Wind die Feuchtigkeit verdunstet, die das Lavagranulat Picón über Nacht aufnimmt. Verkosten kann man die Produkte in zahlreichen Bodegas in La Geria.
INFORMATIONEN
Lanzarote ist die östlichste der Kanarischen Inseln. Ihre Gesamtfläche beträgt 862 Quadratkilometer. Sie befindet sich etwa 1000 Kilometer von der Iberischen Halbinsel und 130 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt. Rund 140 000 Einwohner leben auf Lanzarote, die drei größten Tourismuszentren der Insel sind Puerto del Carmen, Costa Teguise und Playa Blanca.
ANREISEN
Per Direktflug geht es von München nach Arrecife in vier Stunden. Vor Ort ist ein Mietwagen ratsam, um alle Inselorte zu erreichen.
ÜBERNACHTEN
Hotel Sandos Papagayo Beach Resort, 4-Sterne-Hotel mit mehreren Restaurants und Pools in Playa Blanca, www.sandos.com.
ESSENRestaurant Mirador de Salinas in Salinas del Janubio, regionale Fisch- und Reisgerichte mit Blick in den Sonnenuntergang. Infos unter miradordalassalinas.com
Primario Gastrobar in Playa Blanca, junges Koch-Ehepaar präsentiert innovatives Überraschungsmenü, primariogastrobar.es.
Amura Restaurant in Puerto Calero, gehobene Küche direkt am Jachthafen, restauranteamura.com.
AUSFLUGSTIPPS
• Nationalpark Timanfaya: reservasparquesnationales.es
• Museum Fundation Cesar Manrique: www.fcmanrique.org
• Zentrum für Kunst, Kultur, Tourismus: www.cactlanzarote.com
www.turismolanzarote.com
Redakteurin Christine de Silva recherchierte auf Einladung von Tourespana.
Artikel kommentieren