Wenn in unseren Breiten die Narren am 11. November den Fasching einläuten, steigt auf Teneriffa die Fieberkurve Richtung Karneval. Auf der Kanaren-Insel laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um im Februar ein Fest purer Lebensfreude zu feiern.
Teneriffa – das bedeutet Traumstrände und Badewetter das ganze Jahr über. Berühmt ist die Kanaren-Insel aber auch für ihren „Carnaval“, bei dem im Februar Hunderttausende Menschen bis spät in die Nacht in den Straßen der Hauptstadt Santa Cruz tanzen und das Leben feiern. Eine „Explosion der Lebensfreude“ nennt José Manuel Bermúdez Esparza den Karneval auf Teneriffa. Er ist der Bürgermeister der Hauptstadt Santa Cruz – des Epizentrums einer turbulenten Fiesta für alle Sinne.
Besucht man im Februar die größte der Kanarischen Inseln, wird man bereits am Flughafen von dieser ganz besonderen Stimmung erfasst. Heiße Rhythmen, strahlende Samba-Tänzerinnen – schon unmittelbar nach der Landung bekommen Gäste ein Gefühl dafür, was hier an den Tagen vor Aschermittwoch geboten sein wird. In Santa Cruz gibt es im Stadtzentrum kaum eine Straße, in der nicht mindestens ein Kostümladen zu finden ist. Kaum verwunderlich, denn allein in der Hauptstadt gibt es rund 60 (!) Karnevalsvereine. Monatelang bereiten sich deren Mitglieder auf die tollen Tage vor, entwerfen beeindruckende Kostüme, studieren Tänze ein und üben in den Trommelgruppen ihre mitreißenden Rhythmen ein.
Alles dreht sich um die Königin
50 000 Tinerfeños, wie die Einheimischen genannt werden, beteiligen sich an den großen Karnevalsparaden, flankiert von 250 000 begeisterten Zuschauern, die im Anschluss die Nacht zum Tag machen und bis in die frühen Morgenstunden feiern. Ein Trubel, den man sich nur vorstellen kann, wenn man ihn selbst erlebt hat, und der allenfalls noch von Rio de Janeiro überstrahlt wird.
Über allem – den Trommelgruppen, den Samba-Tänzerinnen, den kostümierten Gruppen und den Festwägen – schwebt die „Reina del Carnaval“, die Königin des Karnevals. Ihre Wahl wenige Tage, bevor die erste Parade startet, ist ein mehrstündiges Ereignis, das landesweit live im Fernsehen übertragen wird. 2025 ist es am 26. Februar wieder so weit.
Körperliche Schwerstarbeit für die Tänzerinnen
Neben der Königin werden bei dieser Gala auch die Hofdamen gewählt, die bei den Straßenumzügen jeweils auf ihrem eigenen Umzugswagen thronen. Bei den Kostümen handelt es sich um imposante, bis ins Detail gestaltete Kunstwerke, die mehrere hundert Kilo wiegen können. Sie werden durch Rollen unterstützt, aber dennoch (oder gerade deswegen) ist es gar nicht einfach, sich in diesen riesigen Gebilden zu bewegen. Das muss geübt werden, und die Damen müssen ganz schön in Form sein, um die Kostüme bei der Gala vorführen zu können, den ganzen Karnevalsumzug auszuhalten und dabei obendrein noch ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht zu behalten. Ein Spektakel, hinter dem sehr viel Arbeit steckt!
2024 wurde die 22-jährige Corina Mrazek Gonzales zur Reina gekrönt. Sie weiß zu überzeugen, schließlich trat die bildhübsche junge Frau als amtierende Miss World Spain zur Wahl an. Doch schnell gewinnt man den Eindruck, dass der Titel der Karnevals-Königin ihr mehr bedeutet. „Davon habe ich geträumt, seit ich die Wahl zur Reina als kleines Kind im Fernsehen mitverfolgt habe“, verrät sie im Interview.
Designer hat monatelang am Kostüm gefeilt
Überglücklich dankt sie dabei ihrer Familie und dem Team, das hinter ihr steht. Ganz besonders aber ihrem Kostümdesigner Santi Castro. Er hat das beeindruckende Arrangement entworfen, das den Rahmen bildet, in dem Corina bei den Paraden durch die Straßen Santa Cruz‘ tanzte. Ein echter Augenschmaus. Castro ist ein alter Hase im Karnevals-Geschäft. Seit rund 30 Jahren sei er als Kostüm-Designer dabei, verrät er strahlend. Der Sieg seines Entwurfes, der Fantasia „el Mundo“, zusammen mit Corina Mrazek Gonzales erfülle ihn mit Stolz. „Das Schwierigste dabei ist, immer wieder neue Ideen zu präsentieren“, erklärt der Designer. Neue Materialien, neue Farben, ein neues Arrangement. An „el Mundo“ habe er monatelang gearbeitet, räumt er ein. Umso mehr freut ihn der Jubel, den Hunderttausende Zuschauer der Reina entgegenrufen.
Einen kleinen Unterschied zum Fasching in Deutschland gibt es übrigens auch: Hier wird ein wenig länger gefeiert. Denn statt des bei uns üblichen Kehraus wird in Santa Cruz die temperamentvolle Fiesta nur kurz unterbrochen. Am Aschermittwoch formiert sich ein Trauerzug aus Klageweibern, Mönchen, Nonnen, Päpsten und Witwen zur „Entierro de la Sardina“, der Beerdigung der (Pappmaché-)Sardine. Aber kaum ist die in Rauch und Flammen aufgegangen, folgt ein fulminantes karnevalistisches Finale.
INFORMATIONEN
Die Hochphase des „Carnaval de Tenerife“ findet am Wochenende vor Aschermittwoch in Teneriffas Hauptstadt Santa Cruz statt. Aber auch in der Hafenstadt Puerto de la Cruz wird kräftig gefeiert.
ANREISEN
Direktflüge von München aus bietet unter anderem die Fluggesellschaft Condor an. Von der bayerischen Landeshauptstadt aus gelangt man in rund viereinhalb Stunden Flugzeit auf die Kanaren-Insel. Der Besuch des Karnevals lässt sich aber auch mit einer Kreuzfahrt verbinden. Auf einem der Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen anlegen, ist man praktisch unmittelbar im Geschehen.
ÜBERNACHTEN
Das Iberostar Heritage Grand Mencey ist ein elegantes Fünf-Sterne-Hotel, von dem aus man nur wenige Straßen vom Karneval entfernt ist.
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Redakteur Stefan Schmidbauer recherchierte auf Einladung von Turismo de Tenerife und der spanischen Tourismusbehörde.
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