Eine Reise nach Japan ist immer auch eine Reise durch die Zeit. Das Land bietet das ganze Spektrum, wie diese drei Beispiele aus der Region zwischen Osaka und Tokio zeigen.
Körper und Seele
Die Seife zwischen den Fingern schlägt feine Blasen. In kleinen, präzisen Kreisbewegungen verteilt die alte Dame den Schaum über den ganzen Körper. Hinter den Ohren, zwischen jeder einzelnen Zehe, im Gesicht. Dabei hockt sie auf einem flachen Schemel auf Kinderhöhe. Vor ihr ein großer Spiegel, rechts und links davon schmale Trennwände zu den anderen Gästen.
Pflegeprodukte aller Art stehen vor ihr auf einem steinernen Waschtisch und außer dem Rauschen von Wasser ist nichts zu hören. In einem japanischen Onsen herrscht Ruhe. Minutenlang wird sich die kleine Dame mit dem grau melierten Dutt weiter einseifen. Akribisch und mit einer Ruhe, die das Gefühl von Hektik sofort verschwinden lässt. Und fast genauso lang und genauso gründlich wird sie dann die Seife mit Wasser fortspülen und erst dann, nach der ganzen reinigenden Prozedur, wird die Dame in die heißen Becken steigen, die dampfend am Fuße des Fuji in der Präfektur Yamanashi liegen.
Onsen ist eine Jahrhunderte alte Badetradition in Japan. Übersetzt heißt es nichts anderes als warme Quelle. Körper und Geist sollen hier verwöhnt werden. Denn dem zumeist bis zu 42 Grad heißen Wasser wird eine heilende Wirkung nachgesagt. Die verschiedenen mineralischen Zusammensetzungen der Bäder, die übrigens auf der gesamten Insel zu finden sind, sollen beispielsweise bei Hautproblemen, Verspannungen oder Arthritis helfen. Die Thermalquellen enthalten Eisen, Schwefel oder Kalzium und sie erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Japanern – und auch bei vielen Touristen.
Mancherorts gibt es Bäder mit über 60 Grad Wassertemperatur, Angestellte klopfen das Wasser dort mit großen paddelartigen Brettern kühl, bevor die Gäste kommen. Die Badeetikette aber gilt für alle gleichermaßen: Das gründliche, fast rituelle Waschen vor dem Betreten der Thermalquellen gehört dazu, Straßenschuhe werden selbstverständlich draußen gelassen, es gibt Extraschlappen für die Toiletten und das Bad betritt man unbekleidet, nur mit einem kleinen Handtuch in der Hand, dem Tenugui, zum Schweiß abtupfen oder das man sich im Wasser auf den Kopf legen kann, damit der Körper nicht zu viel Wärme verliert.
Frauen und Männer baden getrennt. Und wer tätowiert ist, sollte sich vorab erkundigen, ob diese Art von Körperschmuck im Bad erlaubt ist. Denn viele Einrichtungen weisen bereits am Eingang darauf hin, dass Tattoos im Bad nicht erwünscht sind. Das ist in der Geschichte des Landes begründet. Großflächige Tätowierungen waren ein Erkennungszeichen der Yakuza, einer mafiaähnlichen, höchst kriminellen Organisation in Japan. Und mit Kriminellen will man nicht in einem Bad sitzen. Für alle anderen aber gilt das japanische Sprichwort: „Onsen ist in der Lage alles zu heilen – außer Liebeskummer.“
Der Blick in die Zukunft
„Unsere Mission ist es, die Zukunft zu entwickeln, in der wir einmal leben wollen, die Gesellschaft in der wir leben wollen, die Umwelt in der wir leben wollen.” Der schwarzgekleidete Mann mit dem gewellten, längeren Haaren blickt zu seinem Kollegen neben sich. Die Zwei könnten Zwillinge sein. Der Redner stoppt kurz, dreht sich ruckartig zum Publikum zurück und referiert weiter. Der, der redet ist ein Avatar, und der, der ihm zum Verwechseln ähnelt, ist Hiroshi Ishiguro, Robotik-Professor der Universität Osaka und Leiter des „Future-of-Life-Pavillons“ auf der Expo 2025 in Osaka.
Auf der künstlichen Insel Yumeshima im Hafengebiet Osakas soll im April 2025 die Weltausstellung ihre Tore öffnen – verschiedene Pavillons greifen gemäß dem Motto „Designing Future Society for Our Lives“ das Thema Mitgestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft auf. So auch der deutsche Beitrag. Der Pavillon widmet sich der zirkulären Kreislaufwirtschaft. Nicht nur Form und Design sind rund auch inhaltlich geht es um einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Vom 13. April bis zum 13. Oktober 2025 will die Expo ihre Besucher in die Zukunft entführen und hofft auf eine entsprechende Resonanz. Mit bis zu 28 Millionen Besuchern rechnen die Veranstalter. Mit Osaka haben sie eine Stadt als Austragungsort gewählt, von der aus ganz Japan bereist werden kann – mit dem Zug oder auch mit dem Flugzeug. Kyoto beispielsweise ist gleich ums Eck.
Zwischen den Zeiten
Der Mann klatscht zweimal laut in die Hände, reißt sie nach oben und versinkt dann im Gebet. Wer in Kyotos Straßen unterwegs ist, wird immer wieder auf solche Szenen wie die in dem von Hasenstatuen umsäumten Okazaki-Schrein treffen. Betende Menschen, japanische Schriftzeichen malende alte Männer, mit etwas Glück eine durch die Gassen tippelnde Geisha und unzählige Touristen, die durch die Straßen der Stadt spazieren. Kyoto gilt als Perle Japans und ist alles andere als ein Geheimtipp. Zu bekannt sind Schreine wie der Fushimi-Inari-Taisha-Schrein oder der goldene Pavillon Kinkaku-ji Tempel. Auch die Burg Nijo und das Gion-Viertel mit seinen Geishas sind weltberühmt. Es hat nunmal seinen Grund, warum Touristen gerne hierher kommen und vermutlich wäre ein Besuch Japans, ohne nicht auch ein paar Tage in Kyoto verbracht zu haben, unvollständig.
Aber es lohnt sich, ein wenig abseits der Hauptziele zu wandern. In dem Viertel rund um den Konkai Komyo-ji Tempel beispielsweise kann man in fast menschenleeren Gassen von Tempel zu Tempel spazieren gehen. Nach Kyoto pendeln Züge von Osaka, etwa 30 Minuten braucht man für die Strecke. Der äußerst pünktlich fahrende Shinkansen bringt einen gar bis nach Tokio. Auf dem Weg in die Hauptstadt sollten technikaffine Reisende einen Stop in der Präfektur Yamanashi machen und die Teststation der Magnetschwebebahn besuchen. Mit Tempo 500 und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 580 Stundenkilometern saust dort die Magnetschwebebahn durch die Röhre. An manchen Tagen kann man sogar mitfahren.
Redakteurin Johanna Stummer reiste auf Einladung von JNTO und Osaka Expo nach Japan. Der Besuch in einem Onsen samt traditioneller Kleidung stand auch auf dem Programm.
Japan ist eine Inselnation – dicht besiedelt mit über 14 000 Inseln, die zu dem Pazifikstaat gehören. Die vier Hauptinseln sind Hokkaidoō im Norden, die zentrale und zugleich auch größte Insel Honshu sowie im Süden die Inseln Shikoku und Kyushu. Der Inselstaat liegt mit knapp 126 Millionen Einwohnern auf Platz elf der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Shintoismus und Buddhismus sind die zentralen Religionen.
ANREISEN
In Japan gibt es große Drehkreuze wie in Tokio und Osaka, aber auch kleinere Flughäfen, mit hauptsächlich nationalen Flügen und nur wenigen internationalen Flügen vor allem nach Südkorea, China und Taiwan. Finnair bietet beispielsweise Flüge nach Osaka an, neuerdings auch mit einer Premium Economy Class. Wer ab München fliegt, steigt dann in Helsinki um.
ÜBERNACHTEN
Ein besonderes Erlebnis ist die Übernachtung in einem Ryokan. Ein traditionell eingerichtetes, typisch japanisches Hotel. Mit Tatami-Matten am Boden und Futonbett für den Gast – Tatami sind mit Baumwollstoff umrandete Reisstrohmatten. Diese Matten werden auch als Flächenmaß zur Angabe von Zimmergrößen genutzt.
ESSEN
Kulinarisch hat Japan viel zu bieten. Besonders pittoresk ist die Tradition des Kaiseki Ryori – japanische mehrgängige Haute Cuisine. Kaiseki hat sich aus den kleinen Mahlzeiten bei Teezeremonien heraus entwickelt.
www.japan.travel
www.finnair.com
https://keizan.com/
www.fuji-yurari.jp
www.expo2025.or.jp/en/
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