Manche dürften sie noch im Schuhschrank haben, für jüngere ist der Trend ein neues Ding: Die Ballerinas sind zurück. Wie trägt man sie heute?
Flach ist gefragt: So könnte man einen der aktuellen Schuhtrends in drei Worten zusammenfassen. Denn Modelle, die auf dünnen Sohlen daherkommen, dürften im Frühjahr und Sommer häufiger zu sehen sein. Und nein: Es geht nicht um Sneakers. Gefragt sind eher schickere Stücke.
Einer der Aufsteiger: die Ballerinas. „Was die Schuhmode betrifft, feiern Ballerinas wirklich - ich kann es nicht anders sagen - ein riesiges Comeback“, sagt Claudia Schulz, Sprecherin des Deutschen Schuhinstituts. Lange Zeit seien die flachen Schuhe, die viel Fußrücken, aber keine Zehen zeigen - im Idealfall auch nicht deren Ansatz -, quasi von der Bildfläche verschwunden gewesen. Auch zugunsten klobigerer Modelle mit dicken Sohlen. Jetzt sind sie wieder da, die Ballerinas - wie schon des Öfteren in ihrer langen Geschichte.
Vom Tanz- zum Alltagsschuh
Denn die reicht, so erklärt es die Modehistorikerin Birgit Haase, bis ins 18. Jahrhundert zurück. Eine Zeit, in der die Begeisterung fürs Spazieren gehen, für die Natur zunahm - und mit ihr für praktischere Kleidungsstile. Der bislang dominierende Absatzschuh verlor an Bedeutung, die Sohlen wurden flacher.
„Um 1800 hatte sich der sogenannte Escarpin durchgesetzt, ein leichter, absatzloser, weit ausgeschnittener Schuh. Vor allem als Tanzschuh für beide Geschlechter“, sagt Haase. Der Vorläufer heutiger Ballerinas.
Gehalten wurde der Escarpin Haase zufolge oft mit zwei seitlichen Bändern, die man kreuzweise um die Wade schlang. „Über diesen Kreuzbandschuh ging dieser Schuhtyp dann in das klassische Ballett ein“, so die Professorin, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg lehrt. „Und über diesen Weg sind die Ballerinas im 20. Jahrhundert wieder schwer in Mode gekommen.“
Beliebt waren sie besonders in den 1940er und 1950er-Jahren, wurden zunächst mit Kleidern und knielangen Röcken getragen, in den Fünfzigern dann „klassischerweise mit Caprihosen oder Petticoats kombiniert“, sagt Haase. Ein Revival erlebten sie in den 1980ern - zu Jeans etwa oder im Zuge der New Romantic zum punkigen Tüllrock. Und zu Beginn der Nullerjahre, nun gerne zur engen Röhrenjeans. Das alles übrigens bei weitgehend unveränderter Grundform, wie Haase sagt.
Und heute? Da sind zum einen viele klassische, runde Modelle zu sehen. „Die können kleine Schleifen haben, die können vorn farblich abgesetzt sein, à la Chanel“, so Schuhexpertin Claudia Schulz. „Sehr angesagt ist auch der Klassiker in Creme und Schwarz.“
Klassiker in neuem Glanz
Doch es gibt auch glänzende Hingucker. Stücke in Metallic-Tönen etwa, Ballerinas in Silber oder Gold, in Platin oder in bronzierten Nuancen. Und: schlanker geschnittene Varianten - bis hin zu Modellen mit spitzer Kappe und kleinem Absatz. Eine Abwandlung des Klassikers, die gut zur derzeit angesagten weiten Hose oder Jeans passe, sagt Schulz. Außerdem: eckig geschnittene Ballerinas mit Karree-Kappe, sogenannte Square Toe-Ballerinas. Ein passender Kombipartner zur kastig geschnitten Jacke etwa.
Und dann sind da noch die verspielten Modelle: Mary-Jane-Ballerinas mit Riemchen über dem Spann. Eine Variante, die man laut Claudia Schulz ruhig auch mal mit weißen Söckchen tragen kann, beispielsweise zum Minirock.
Ebenfalls angesagt: flache Loafer
Überhaupt bieten Ballerinas der Schuhexpertin zufolge viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Sie passten etwa zu Shorts und zu verkürzten Hosen. Immer eine gute Idee: ein freier Blick auf die Knöchel. Eines sollte man Claudia Schulz zufolge aber bedenken: Das Bein streckt so ein Ballerina nicht gerade. Besonders wenn man weitere Hosen dazu trägt, könne er optisch durchaus etwas stauchen.
Die gute Nachricht: Wer keine Lust auf den Schuhklassiker hat, dürfte in dieser Saison mit einer anderen flachen Alternative ebenfalls im Trend liegen: dem Loafer. Der ist schon eine ganze Weile wieder häufiger zu sehen - und diente, so sagt es Claudia Schulz, als Schrittmacher fürs Ballerina-Comeback. In dieser Saison bekommt er jedoch einen etwas anderen Dreh.
„Er kam ja zunächst mit dicken Sohlen“, so Schulz, werde nun aber „wieder klassischer interpretiert, auf dünnen Sohlen“. Das gerne auch zweifarbig, mit klassischer Spange in der Mitte oder als Penny Loafer - mit querlaufendem Schlitz, in den man den Penny stecken könnte, in der Schaftbrücke.
Kombinieren lassen sich flache Loafer übrigens gut zu knöchellangen, geraden Hosen oder zur knöchelfreien Jeans und überhaupt zu vielem, was den sogenannten Ivy League-Stil ausmacht, gehoben sportlich also.
Kein Wunder: An den Eliteuniversitäten der amerikanischen Ostküste war der Loafer, der eine Weiterentwicklung der Mokassins ist, schon in den 1930er-Jahren beliebt. Eine „gewisse Lässigkeit“ strahlt er bis heute aus, sagt Modehistorikerin Birgit Haase. Lässigkeit, die sie auch dem Ballerina attestiert.
© dpa-infocom, dpa:240229-99-161956/2
Artikel kommentieren