Konsumgütermesse Ambiente
Einrichtungsideen mit ungewöhnlichem Design

19.05.2023 | Stand 30.08.2023, 17:30 Uhr

Blumentopf von Migration of Matter Studio - Naturverbundenes Design: Was wie ein Haufen Erde wirkt, ist der Blumentopf: Dieses Beispiel für ungewöhnliche Optiken von Migration of Matter Studio war in der Trendausstellung der Messe Ambiente zu sehen. - Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Ein Gefäß, drei Löcher: Das ist ein Salzstreuer. Oder? Designer testen die Grenzen der gewohnten Optik vieler Produkte aus. Oder geben ihnen etwas, was verwundert.

Kann das ein Salzstreuer sein? Und was ist mit der Vase passiert, ist sie gebrochen? Diese Reaktionen können neue Designs auslösen, die auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt zu sehen waren. Viele Alltagsgegenstände sind einfach anders geformt, als wir es gewohnt sind.

Hier ist ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie finden eine aufrecht stehende Banane auf dem Tisch. Sie ist aber ein Salz- oder Pfefferstreuer. Oder eine Vase. Alle drei übrigens Neuvorstellungen von Donkey Products.

Oder Klassiker von Alessi, die das italienische Designunternehmen neu aufgelegt hat: Die Gewürzstreuer und der Korkenzieher der Serie Twergi. Sie wirken wie ein Türmchen, das ein Kind aus bunten Holzklötzchen gebaut hat.

Was ist echt, was ist unecht?

«Das sind ungesehene Formen, aber manchmal auch nur ungesehene Farben, die verwundern», sagt Trendforscherin Annetta Palmisano über diese Produkte. Man stutzt unweigerlich beim ersten Blick darauf. Warum stehen Bananen aufrecht auf dem gedeckten Tisch? Was hat das Kind da vergessen?

Und das ist es, was diesen Einrichtungsgegenstand so spannend macht, für einen selbst und für die Besucher unseres Zuhauses: Die Geschichte und den Zweck zu hinterfragen. «Die Produkte wirken zwar fremd, aber nicht als was Negatives», erklärt Annetta Palmisano. «Sondern als etwas sehr Spannendes. Weil auch immer so ein bisschen das Spiel mit dem Zweifel dabei ist. Was ist echt, was ist unecht?»

Oder man muss sich fragen: Was genau ist das Ding eigentlich?

Da ist etwa die Karaffe von Nude. Sie wirkt aber nicht wie eine, denn ihr fehlt auf den ersten Blick die Öffnung fürs Ausgießen. Oder die beiden Kieselsteine auf einem eingedeckten Schautisch am Stand von Kütahya Porselen. Würde man bei näherer Betrachtung nicht die winzigen Öffnungen entdecken, käme man nicht auf die Idee, dass es sich dabei um Salz- und Pfefferstreuer handelt.

Oder die Blumentöpfe von Migration of Matter Studio: Sie wirken wie ein Klumpen Erde um die Wurzeln.

Manchmal wundert man sich auch: Was ist denn damit passiert?

Etwa bei der Vase Cuffs von Evg.works, die aussieht, als hätte ein Superheld sie in seiner starken Hand verdreht und beschädigt. Oder das Geschirr von Ceramic Japan, dessen Teller wirkt wie ein weißes Blatt Papier, das erst zerknüllt und dann wieder, so gut es eben geht, geglättet wurde.

Und manchmal faszinieren einfach die optischen Effekte. Etwa wenn die durchsichtige Acryl-Vase Halo Long von by Vivi in Regenbogenfarben schillert.

All das klingt exzentrisch? Nein, sagen die Experten vom Stilbüro Bora.Herke.Palmisano. Sie haben die aktuellen Trends bei der Einrichtung und den Konsumgütern für die Messe Frankfurt analysiert. «Diese Produkte sind durchaus was für jeden. Für den ganz normalen Wohnbereich oder für den Lifestyle, der jetzt nicht absolut ungewöhnlich ist», so Annetta Palmisano.

«Diese Sachen fügen sich in das Umfeld ein. Es sind auch nicht unbedingt die lauten, plakativen Dinge, sondern sie irritieren einfach für einen Moment.» Und vielleicht wird so aus Salzstreuern und Vasen gar ein Partygespräch oder ein Thema für den Kaffee-Besuch, wenn die Gäste zweimal hinschauen müssen und Sie dann danach fragen.

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