Minimalismus und Romantik, klare Schnitte zu Fransen und Pailletten, sanfte Farben zu erdigen Tönen - in der Mode kommt es auf die Mischung an. Und die ist aktuell vor allem eines: durchdacht.
„Einfachheit trifft auf Raffinesse“, sagt Madeline Dangmann, Moderedakteurin bei „Glamour“ - und beschreibt mit diesem kurzen Satz einen der wichtigsten Fashion-Trends für den Frühling und Sommer.
Denn es ist nicht die ganz große Extravaganz, die jetzt viel zu sehen ist, sondern das Besondere im Alltäglichen, das gewisse Extra im Schlichten. Oder anders: „Everyday-Kleidung wird aufregend.“
Minimalismus mit einem Schuss Liebe zum Detail
Der Fokus liegt zum einen auf an sich simpler, aber hochwertiger Kleidung, die sich vielseitig kombinieren lässt: locker sitzende Blazer etwa, hoch geschnittene Anzughosen, Straight Fit Jeans oder Caprihosen. „Minimalismus wird wieder großgeschrieben“, sagt Dangmann. An sich klassischen Stücke würden aber häufig auf eher unerwartete Weise interpretiert. „Ganz minimalistische und fließende Kleider haben dann schlichte Schnitte, aber eine ganz spannende Spitze.“ Oder sie warten mit Details auf, aufgestickten 3D-Blumen etwa.
„Genau diesen Luxury Minimalismus hat man durch alle Kollektionen hinweg beobachten können für den Sommer“, so die Moderedakteurin. Ein besonders exemplarisches Beispiel für sie: weiße Kleider. Die seien im Frühjahr und Sommer sehr präsent - etwa mit asymmetrischem Schnitt oder klassisch geschnitten, aber mit schillernden Stoffen wie Organza.
Überhaupt: Mit einem weißen Kleid macht man in dieser Saison wenig falsch, findet Dangmann. Gerade geschnitten oder als figurbetontes Tube-Dress etwa, längenmäßig sei derzeit alles möglich. Kombinieren lassen sich die Kleider zu Sandalen mit zarten Riemchen oder zu derzeit angesagten Mary Jane-Ballerinas. Ein kleiner Stilbruch gelingt mit Sneakern.
Fransen sind gefragt
Für Andreas Rose ist er eines der wichtigsten Stücke der Saison: der Bleistiftrock. „Von zeitloser Ästhetik geprägt, gilt er als echter Fashion-Allrounder“, sagt der Stilberater. Und den Klassiker gebe es auch in auffälligen Varianten, etwa in weinrotem Leder bei Gucci, im Khaki-Style bei Saint Laurent oder stilisiert mit silbrigen Fransen bei Prada.
Fransen: Ein Thema, das in den Frühjahrs- und Sommerkollektionen generell eine größere Rolle spielt. Etwa geometrisch angeordnet am goldenen, gerade geschnittenen Minikleid beim Schweizer Label Akris. Oder am ansonsten schlichten ärmellosen weißen Kleid von Jil Sander. Fransendetails würden durch Bewegung gekonnt in Szene gesetzt, sagt Andreas Rose. „So gibt es zum Beispiel auch Fransenrockgürtel. Ein Upgrade für fast jedes Outfit, wie bei Prada zu einer Shorts getragen. Sie müssen sich also nicht gleich ein ganzes Fransenkleid kaufen.“
In diesen Trend, der einen Hauch von 20er-Jahre-Ästhetik in die Mode bringt, fügen sich Stücke mit Pailletten gut ein. Auf Kleidern und Röcken, auf Hosen, etwa beim französischen Label Ami Paris, oder auf Bodys, zum Beispiel bei Michael Kors. Kombinieren lassen sich die Kreationen mit einem eher schlichten Gegenstück. „Um Pailletten-Outfits lässig zu stylen, werden sie mit einem klassischen weißen Hemd oder einer schwarzen Jeans getragen“, so Stilberater Andreas Rose.
Sanfte Farben und erdige Töne
Glänzend kann es auch sonst zugehen. „Gold, Silber, Bronze wird viel zusammen miteinander kombiniert“, sagt Andreas Rose. Und eine große Rolle spielten derzeit eher hauchzarte pastellige Farben. „Violett gehört zu den Trendfarben im Frühling und Sommer in vielen Schattierungen, darunter Flieder, Amethyst und Lavendel.“
Madeline Dangmann sieht neben Flieder, Babyblau oder Buttergelb auch viele erdige Töne – Töne, die sich gut zu Pastellfarben kombinieren lassen. Für die Moderedakteurin etwa eine gelungene Paarung: Beige zu Babyblau. „Das ist immer ein schöner, subtiler Farbtupfer, ohne dass der Look direkt zu laut wird.“
Bei den kräftigeren Farben bleibt vor allem Rot im Fokus, das im Herbst und Winter häufig in der einer tomatenroten Variante zu sehen war. Es wird „im Zuge der reduzierten Farbpalette aber noch mal um ein Dark Cherry, ein dunkles Kirschrot, ergänzt“, sagt Dangmann. „Wenn man einen Farbtupfer will, liegt man damit im Sommer total im Trend.“
Klare Töne bei den Herren
Und bei den Herren? Da haben die pastelligen hellen Blau- und Grüntöne ihren Zenit überschritten, zumindest wenn es sich um Anzüge für besondere Anlässe handelt, beobachtet André Bangert, Ressortleiter Menswear bei der Fachzeitschrift TextilWirtschaft. Die Entwicklung gehe von einer „sommerlich lieblichen Ästhetik hin zu etwas mehr Schärfe, mehr Schick, mehr Eleganz“.
Deutlich mehr als zuletzt gefragt: sämtliche Braun- und Grautöne, von Beige bis Mittelbraun, von ganz hellem Grau bis hin zu Anthrazit. Auch Schwarz werde wichtig, sagt Bangert. Und lasse sich ideal dazu kombinieren, um noch mehr Eleganz und Modernität in die Looks zu bringen. „Selbst ein leichter Glanz auf den Sommerstoffen kommt gut an. Der Mix aus sommerlicher Leichtigkeit und Glamour bringt Spannung in die Menswear.“
Generell sieht er mehr Schick in der Männermode - auch im Alltag: „Also, dass man wieder wie selbstverständlich aus Lust wieder öfter mal ein Hemd anzieht, ein Polo- statt T-Shirt, dazu Denim, aber dann kein Sneaker, sondern ein Loafer dazu.“
Gerade geschnittene Hosen und Schlag
Eine weitere Entwicklung: weite, gerade geschnittene Hosen lösen die Tapered-Form ab, die in vergangenen Saisons viel zu sehen war - oben weiter geschnitten, nach unten enger zulaufend. „Für modisch Ambitionierte sind sie das Nonplusultra“, so Bangert. Leicht ausgestellte Boot-Cut-Modelle blieben Fashion-Fans vorbehalten. „Aber eine gewisse Cowboyästhetik darf schon sein. Sommerstiefel in Velourslederoptik, ein bisschen smarter gemachte Cowboystiefel komplettieren den Denim-Look. Es muss im Sommer nicht immer der Sneaker sein.“
Größe und Minimalismus beim Schmuck
Und beim Schmuck? Da sind Dauerbrenner präsent: größere Creolen etwa, in klaren, markanten Formen. Und die Gliederkette. Laut dem Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BV Schmuck + Uhren) festigt sie „ihren Platz in der Schmuckschatulle“, verändere ihren Look nur in Nuancen. „Halsnahe Modelle mit kräftigen Gliedern bleiben“, heißt es im Trendbericht des Verbands, „längere Varianten tendieren dazu, etwas schmaler zu werden“.
Generell darf es beim Schmuck demnach aber wieder größer werden. Breite Armreifen oder sogar Armmanschetten ersetzten etwa schmale Armbänder, schreibt der Verband im Trendbericht. Und auch Minimalismus ist eine gefragte Richtung. Der BV Schmuck + Uhren sieht etwa skulpturale Designs in minimalistischer Ästhetik im Trend, Armcuffs, Creolen und Colliers inspiriert von Architektur und Bildhauerei. Das Motto: klar in der Form, groß in der Fläche und geometrisch oder organisch fließen.
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