Rund und bunt
Das sind die Trends der Möbelmesse IMM in Köln

02.06.2023 | Stand 22.08.2023, 14:31 Uhr

Hocker Ayaka von Schönbuch - Farben machen mehr Spaß: Verspieltere Möbel kommen laut Einrichtungsexperten in Trend - ein Beispiel dafür können die Hocker Ayaka von Schönbuch sein, die auf der IMM in Köln gezeigt werden. - Foto: Schönbuch/dpa-tmn

Sind Sie bereit für etwas Neues? Einrichtungsexperten erwarten, dass ein neuer Zeitgeist Einfluss auf unsere Möbel und Wohndekorationen nimmt. In welcher Form, zeigt die Möbelmesse IMM in Köln.

Wie sieht Freude aus? Ein Bad mit Bällen, fröhlich tanzende Menschen, ein herzhaftes Lachen des Gegenübers. Gute Laune überträgt sich, und auch die Wohnungseinrichtung kann ein Faktor sein, wenn Menschen positiv gestimmt sind. Oder es sein möchten und eine optimistische, fröhliche Atmosphäre schaffen wollen.

Das ist einer der Einrichtungstrends der internationalen Möbelmesse IMM Cologne (4. bis 7. Juni), sagt Markus Majerus. Der Sprecher der Koelnmesse macht zum Beispiel farbenfrohere Einrichtungsideen als noch zuletzt aus. Viel mehr Möbel sind nun oval bis rund, selbst die Linien der Kastenmöbel oft geschwungen. «Denn wenn ich froh bin, wenn ich lustig bin, wenn ich Spaß habe - das passt nicht zu kantigen, rechteckigen Möbeln und strengen Farben», so Majerus.

Die Trendanalysten der Kölner Einrichtungsmesse interpretieren diese Entwicklung mit einem Stimmungswandel in Teilen der Gesellschaft. «Wir leben seit Jahren mit vielen negativen Nachrichten, wir werden gar überschüttet mit Horror-Nachrichten wie Corona und Krieg», so Majerus. «Deshalb ist unser Zuhause zum Zufluchtsort geworden.»

Das bleibe es weiterhin - aber mit anderem Blick auf die Dinge. Der IMM-Sprecer: «Wir wollen uns nicht permanent das Leben madig machen. Wir wollen wieder fröhlich sein. Der Trend des Cocoonings wird daher neu interpretiert.»

Cocooning wird neu interpretiert

Der Begriff Cocooning steht für den Rückzug in die eigenen vier Wände - wie Raupen vieler Falter einen Kokon um sich weben und die Außenwelt draußen lassen. Das Zuhause wird besonders schön und gemütlich gemacht. «Zu Coronazeiten haben wir das gebraucht, um uns dem Stress zu entziehen», erläutert Markus Majerus.

Dieser Wunsch nach einer Wohlfühlatmosphäre bleibe. «Aber wir wollen uns zu Hause nicht wegschließen. Wir wollen morgens in einer schönen Wohnung aufstehen und gute Laune bekommen - und diese dann mit nach draußen tragen.»

In einer extremen Ausprägung dieser Entwicklung «gestalten Erwachsene ihr Zuhause ein wenig wie ein Kinderzimmer, verspielt und lieblich», sagt die Trendanalystin Ursula Geismann, Geschäftsführerin der Initiative Furnier + Natur. Kinder- oder Kidscore nennt sich dieser Trend. «Auch das Memphis-Design der 80-er sowie die Popkultur der 70-er Jahre kommen derzeit zurück.» In anderen Worten: grell, ungewöhnlich, manchmal gar krass.

Ein bisschen mehr Farbe, noch mehr Kurven

In der Form, in der es die Entwicklung vermutlich in die meisten Haushalte schaffen könnte, ändert sich gar nicht so viel im Vergleich zu dem, was man aktuell in den Läden findet, sagt Markus Majerus. Die runden Formen nehmen noch mal zu, und es gibt etwas mehr Farbe.

Majerus spricht von Hellviolett, Blau und Rostfarben. Trendforscherin Gabriela Kaiser entdeckt unter den Neuvorstellungen vieles in Terrakotta-, Rost- und Curryfarben. «Und vor allem: angegraute und olivige Grüntöne.» Aber die Farbigkeit kommt laut Kaiser nicht im Rundumschlag zurück - wir wohnen also nicht in der Villa Kunterbunt, es sei denn natürlich, man folgt etwas mehr dem Trend zum Kindercore.

Sondern die Einrichtungsbeispiele der Hersteller werden gerne Ton in Ton gehalten, also mit sanften Abstufungen. Ein Beispiel: «Wir haben uns in den vergangenen Jahren wahnsinnig viel Holz ins Zuhause geholt», sagt Kaiser. «Jetzt verstärken wir die Farbwirkung, indem wir etwa ein terrakotta- oder curryfarbenes Sofa dazustellen. So wird die Atmosphäre im Raum noch mal wärmer, noch wohliger, noch gemütlicher.»

Auch Stilexpertin Ursula Geismann sieht farbige Akzente, vor allem bei den Heimtextilien wie Polstermöbel-Bezügen, aber auch bei Dekorationen. So dosiert sind die starken Farben nicht zu dominant.

Eine Dosis positive Stimmung

«Eigentlich sind sie ja ein Widerspruch zur Stimmung in der Bevölkerung», so Geismann. «Die ist gerade eher in Moll, wenn nicht gar mies. Aber wir versuchen, auch Strohhalme zu finden, um optimistischer zu werden. Es muss doch irgendwie weitergehen und es muss auch positiv weitergehen.» Dabei muss es dann nicht das Bällebad sein, auch frische Farben und Formen können die Stimmung aufhellen.

© dpa-infocom, dpa:230601-99-907446/2