Fahrbericht
Erstmals vollelektrisch: Setzt der BMW i7 neue Standards?

11.04.2023 | Stand 11.04.2023, 17:41 Uhr

BMW i7 - Nicht nur das Frontdesign hat sich bei der siebten Generation des 7er BMWs stark verändert. Erstmals gibt es die Vorzeigelimousine auch als reinen Stromer. - Foto: Bayerische Motoren Werke AG/dpa-mag

E-Antrieb oder Verbrenner? Die Autowelt ist noch gespalten. Weil es sich BMW mit keinem Lager verscherzen will, kommt der neue 7er gleich im Doppelpack. Doch ein genauerer Blick lohnt vor allem auf die Elektrovariante.

Führungswechsel bei BMW: Im Dezember bringen die Bayern ihr neues Flaggschiff und schicken zu Preisen ab 114.300 Euro die siebte Generation des 7ers ins Rennen. Wie schon Mercedes mit seiner Doppelspitze aus S-Klasse und EQS fährt auch BMW bei der Antriebsart nun zweigleisig. So wird es den Siebener nicht nur als Benziner oder Diesel geben, sondern auch als reinen Stromer.

Noch mehr Beachtung durch neues Frontdesign

Aufmerksamkeit ist dem neuen Spitzenmodell der Bayern wohl sicher. Der Siebener wird jeweils fünf Zentimeter breiter und höher als bisher. Nur noch als Langversion erhältlich, kommt er zudem auf knapp 5,40 Meter Länge. Doch noch bemerkenswerter: Die Limousine erhält ein völlig neues Frontdesign mit vier markanten LED-Schlitzen und dazwischen eine fast schon grotesk große Niere, die beleuchtet ist.

Man muss das neue Flaggschiff gar nicht in der auffälligen Zweifarb-Lackierung bestellen, um selbst einem Rolls-Royce Ghost die Schau zu stehlen. «Mir san mir» lautet die Attitüde der Bayern, die sich um die Stilkritik an ihren letzten Modellen wenig scheren. Und die Verkäufe geben ihnen schließlich recht.

Stimmungsvolle Lounge mit vielen Spielereien

Zwar wird im Innenraum aus Gewissensgründen gern auf Leder verzichtet, an hochwertigen Materialien fehlt es jedoch nicht. Mit dem animierten Cockpit aus dem iX übernimmt der 7er auch jede Menge digitaler Spielereien. So kann der Fahrer aus einem halben Dutzend Modi wählen, für die BMW eigens Elektronik-Künstler verpflichtet hat. Vorbei die Zeit, in der bei den Fahrprofilen allein Lenkung, Motorverhalten und Federung variierten. Jetzt können nicht nur die Fahreigenschaften, sondern auch das Innenraumambiente individuell abgestimmt werden.

Wie bei Luxuslimousinen der alten Schule bietet auch der 7er im Fond besonders viel Komfort. Der Sessel hinten rechts wird auf Knopfdruck zur Liege, aus der Rücklehne des Vordersitzes klappt eine Fußraste aus und von der Decke surrt ein riesiger Bildschirm herunter. Aktuelle E-Limousinen wie der Mercedes EQS, Teslas Model S oder der Nio ET7 haben es da schwer mitzuhalten.

Bei aller Liebe zum Luxus schießen die Bayern aber etwas über das Ziel hinaus: So gibt es etwa kristallene Ornamente im Swarovski-Stil, und an den viel zu behäbigen Automatiktüren sind innen Touchpads angebracht. Solche Gimmicks treiben zwar die Preise in die Höhe, dürften aber für viele Interessenten keinen echten Mehrwert haben.

Trotz seiner Größe schnell und wendig

Anders sieht es bei den Motoren und der Abstimmung aus. Hier sorgt jede Besonderheit für spürbar mehr Freude am Fahren. Dank der Hinterachslenkung und seinem adaptiven Fahrwerk ist der i7 ein für sein Format überraschend handliches Auto. Zudem hat er eine engere Verbindung zur Fahrbahn als etwa der EQS und lässt sich auch auf kurvigen Straßen erstaunlich engagiert vorantreiben. Da kann man es gut verschmerzen, dass BMW beim autonomen Fahren weiter hinterher fährt.

Den Antrieb übernehmen zunächst zwei Elektromotoren mit zusammen 400 kW/544 PS. Mit bis zu 745 Nm beschleunigen sie die große Limousine in 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und bringen sie auf eine Spitzengeschwindigkeit von 240 km/h. Die Energie dafür liefert ein Akku mit rund 102 kWh Netto-Kapazität, der eine Normreichweite von 625 Kilometer ermöglicht.

Mit bis zu 200 kW am Gleichstrom-Kabel geladen, steht der 7er im besten Fall zehn Minuten für 110 Kilometer an der Steckdose. Zwar rühmen die Bayern den i7 als erste echte Luxuslimousine, die elektrisch fährt. Doch weil BMW sich die Zukunft vorerst noch offen hält, bieten sie ihr Vorzeigemodell auch mit einem Verbrenner an. In Europa ist dies ein Dieselmotor mit sechs Zylindern, drei Litern Hubraum und 220 kW/300 PS. Daneben stehen zwei Benziner als Plug-in-Hybrid mit 360 kW/489 PS oder 420 kW/571 PS und jeweils knapp 100 Kilometern elektrischer Reichweite zur Auswahl.

Fazit: Fahren auf höchstem Niveau

Das Design ist etwas gewöhnungsbedürftig und der Hightech-Pomp im Innenraum auch. Doch der Luxus vor allem für die Hinterbänkler ist selbst in dieser Liga eher die Ausnahme. Und auch die Fahrleistungen lassen sich nur schwer übertreffen - egal für welche Antriebsart man sich am Ende entscheidet.

Datenblatt: BMW i7 xDrive60

Motor und AntriebZwei Elektromotoren
Max. Leistung:400 kW/544 PS
Max. Drehmoment:745 Nm
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Eingang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge:5391 mm
Breite:1950 mm
Höhe:1544 mm
Radstand:3215 mm
Leergewicht:2640 kg
Zuladung:610 kg
Kofferraumvolumen:500 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:240 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:4,7 s
Durchschnittsverbrauch:18,4 kW/100 km
Reichweite:625 km
Batteriekapazität (netto):101,7 kWh
Kraftstoff:Strom
Schadstoffklasse:k.A.
Effizienzklasse:A+
Kosten:
Basispreis der Modellreihe:114.300 Euro
Preis BMW i7 xDrive60:135.900 Euro
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Acht Airbags, LED-Scheinwerfer, Anstandstempomat mit Lenkeingriff
Komfort:Klimaautomatik, Digitales Infotainment, Lederpolster, Sitzheizung

Alle Daten laut Hersteller

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