Ingolstadt

Mondän und kostbar

Das Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt und die Stiftung für Konkrete Kunst und Design würdigen Erich Buchholz

02.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:58 Uhr

Schimmerndes vor violettem Hintergrund: Das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt setzt Werke von Erich Buchholz spektakulär und effektvoll in Szene. So wie etwa den „Rohglasblock in Rot/Rubin“. Foto: Schaffer

Von Katrin Fehr

Ingolstadt – Man traut seinen Augen nicht. Da schimmert ein beachtlicher Rohglasblock mystisch in Rot und Rubin, da leuchten goldene Rahmen mit durchsichtigen Würfeln auf den violett bemalten Wänden – und da hängen Ölgemälde in starken Farben und in so gar nicht konkret-konstruktivistischem Stil im Museum für Konkrete Kunst (MKK). Und dann noch der Titel der Ausstellung: „Erich Buchholz – Ungeahnt mondän“.

Ausstellung anlässlich des 50. Todestags

Überraschend ist die gesamte Kabinettausstellung, die das Museum für Konkrete Kunst dem Maler, Bildhauer, Möbeldesigner, Bühnenbilder, Typografen, Objekt- und Raumgestalter und Architekten anlässlich seines 50. Todestags (1891–1972) präsentiert. Und dafür in das große Depot der inzwischen 19 Nachlässe umfassenden Stiftung für Konkrete Kunst und Design (SKKD) gegriffen hat, die 2007 von Ludwig Wilding und Ingeborg König sowie der Stadt Ingolstadt gegründet wurde und seitdem von Audi ArtExperience unterstützt wird. 2012 kam ein großer Teil des künstlerischen Nachlasses von Erich Buchholz dazu.

Die Ausstellung von Kuratorin Marie-Luise Heske, die aus dem gewaltigen Konvolut klug und präzise die Werke ausgewählt hat, schlägt einen Bogen von den Goldenen – mondänen – 20er Jahren – in denen das als Gesamtkunstwerk gestaltete Atelier Buchholz am Berliner Herkulesufer 15 zu einem wichtigen Treffpunkt der künstlerischen Avantgarde wurde – bis ins Jahr 1970. Als Entree zur Ausstellung stehen denn auch eines der Holzreliefs, „Kreis des Aufgangs II“ von 1922, längst ein Klassiker der Moderne, und eines der raffinierten und komplexen Plexiglasobjeke von 1970, die beide die Leidenschaft Buchholz’ für das Kreismotiv, für eine reduzierte Farbpalette, aber auch für Licht und das Leuchten und unterschiedliche Materialien zeigen. Wie etwa auch das Pastell auf Velourspapier und andere, selten ausgestellte Werke von Buchholz, die seit den 50er Jahren entstanden sind. In den Jahren, in denen er nach dem Zweiten Weltkrieg – von 1933 bis 1945 wurde er von den Nationalsozialisten mit einem Berufs- und Ausstellungsverbot belegt – wieder nach Berlin zurückgekehrt war.

ExperimentierfreudigerKünstler

Erich Buchholz gilt als Meister der geometrischen Abstraktion, war aber auch ein vielseitiger und experimentierfreudiger Künstler. Das Kunsthaus Dahlem zeigt derzeit eine große Ausstellung von und über ihn – mit Werken aus der Ingolstädter Stiftung. Die Ausstellung im MKK ist ein Kleinod, eine Preziose – wie viele der außergewöhnlichen Werke von Erich Buchholz.

DK


MKK Ingolstadt: bis 5. März, Di bis So von 10 bis 17 Uhr. Am Mittwoch, 14. Dezember, spricht Kuratorin Marie-Luise Heske von 18 bis 19.30 Uhr unter dem Titel „Der Künstler*innen-Nachlass. Kostbares Erbe oder überbordende Werkflut? “ über die Stiftung Konkrete Kunst und Design. Um Anmeldung wird gebeten unter skkd@ingolstadt.de.

URL: https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/mondaen-und-kostbar-8752836
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