Jungstar des TSV 1860

„Im Profifußball Fuß fassen“: Marius Wörl aus Gosseltshausen ist Rohdiamant der Löwen

18-Jähriger fasst im Profiteam der Sechziger Fuß und gibt Debüt in der U-19-Nationalelf

06.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:00 Uhr

Sein Stern bei den Löwen ging im November auf: Marius Wörl erhielt als Sechser im Drittliga-Team mehrfach den Vorzug vor arrivierten Akteuren wie Quirin Moll oder Daniel Wein. Foto: Imago Images

18-Jähriger fasst im Profiteam der Sechziger Fuß und gibt Debüt in der U19-Nationalelf.



An den 15. Oktober 2022 werden sich Marius Wörl und seine Familie noch lange zurück erinnern, denn für den Gosseltshausener geht an diesem Tag ein Traum in Erfüllung: Der Traum vom ersten Startelfeinsatz im Profi-Fußball. Bereits zuvor durfte der 18-jährige Wörl im Trikot des TSV 1860 München auflaufen, doch an diesem Tag gab die Nummer 38 der Löwen ihr Startelf-Debüt in der dritten Liga. Und nur ein paar Wochen später klopfte sogar der Deutsche Fußball-Bund bei Wörl an.

Begonnen hat alles auf dem Platz des TSV Rohrbach, auf dem der 2004 geborene Wörl mit dem Fußballspielen begann. Schnell sah sein Vater Andreas Wörl, dass er ein wenig mehr Talent besaß, als der Rest der Mannschaft: „Mir ist seine Begabung aufgefallen. Dass es aber so weit reicht, konnte man nicht absehen.“

Schon als Kleinkind stand der Ball im Fokus

Andreas Wörl erinnert sich, dass sein Sohn schon ganz früh mit dem runden Leder in Berührung kam. „Er konnte noch nicht Mal laufen, hat aber schon immer mit einem Ball gespielt. Als Sohn Marius dann laufen konnte, musste ich mit ihm jede freie Minute im Garten Fußball spielen.“ Und hier hatte er mit seinem Papa den perfekten Förderer: Andreas Wörl spielte in seiner aktiven Zeit beim MTV Ingolstadt in der Bayernliga höherklassig Fußball. Nach seiner aktiven Karriere trainierte er den TSV Rohrbach, den TSV Hohenwart, den FC Schweitenkirchen und den TSV Wolnzach. Derzeit hat er das Kommando beim FC Hettenshausen, mit dem er die A-Klasse 4 Donau/Isar anführt.

Andreas Wörl und seine Frau unterstützen ihren Sohn wo sie können: „Wir nehmen uns für seine Spiele immer Zeit. In der Jugend waren wir bei fast allen Partien dabei, weil wir ja nicht wussten, wie lange es auf diesem Niveau weitergeht. Das ist schon ein enormer Aufwand und geht ganz schön ins Geld. Zu Beginn seiner Zeit beim FC Bayern München mussten wir noch selber fahren, das war Stress pur.“ Mittlerweile verfolgt der Papa die Spiele seines Sohnes im Fernsehen.

Den Wechsel zu einem höherklassigen Verein vollzog Marius Wörl schon früh und so tauschte der Gosseltshausener bereits ab der U8 das Rohrbacher Trikot gegen das des FC Bayern München. Beim deutschen Rekordmeister blieb er bis zur U14, ehe er den Wechsel in das Nachwuchsleistungszentrum der Löwen wagte. „Es war sehr harte Arbeit, wenn andere sich abends mit Freunden trafen, habe ich für die Schule lernen müssen“, sagt Marius Wörl. Ab der U15 zog er dann in das Internat der Münchener, um sich voll auf den Fußball konzentrieren zu können.

Die harte Arbeit zahlte sich nun, drei Jahre später, gleich doppelt aus: Am 10. September diesen Jahres stand der defensive Mittelfeldspieler das erste Mal im Drittliga-Kader der Löwen, eine Woche später bekam er direkt den ersten Kurzeinsatz gegen Erzgebirge Aue. 1860-Trainer Michael Köllner zeigte sich mehr als zufrieden mit der Leistung des Talentes und belohnte ihn mit dem ersten Startelf-Einsatz am 15. Oktober gegen den VfL Osnabrück. Weitere vier Startelfeinsätze kamen inzwischen hinzu: Wörl stand auch gegen Wiesbaden, Bayreuth und Essen von Beginn an auf dem Platz. „Mein nächstes Ziel ist es, mich vollständig in der 3. Liga zu etablieren und viele weitere Minuten zu bekommen. Klar war das ein super Anfang mit sechs Einsätzen, aber die richtige Arbeit, damit ich im Profifußball Fuß fassen kann, geht jetzt erst los“, sagt Marius Wörl, der bei den Löwen in der Rückrunde seinen Beitrag dazu leisten will, dass der Aufstieg in die 2. Bundesliga klappt. „Sollte das gelingen, ist es natürlich mein langfristiges Ziel, die 1. Bundesliga zu erreichen.“

Ende November folgt das Debüt im Nationaltrikot

Nicht nur beim TSV 1860 geht es für ihn aufwärts: Vor rund drei Wochen erhielt der 18-Jährige seine erste Nominierung zur deutschen U19-Nationalmannschaft. „Auf diese bin ich natürlich sehr stolz. Aber es ist ein extrem hohes Niveau, da ist schon im Training ein brutales Tempo drin.“ Eine Woche später saß er im Flugzeug zum DFB-Vorbereitungsturnier auf Malta. Dort gab er am 23. November sein Debüt im Nationaltrikot: Beim 3:0-Sieg gegen Polen wurde Wörl in der 85 Minute eingewechselt. Am 26. November, beim 7:0-Sieg gegen Malta, durfte er bereits 30 Minuten spielen.

Natürlich haben Wörl und seine Teamkollegen auf Malta auch die Auftritte der A-Nationalmannschaft bei der WM in Katar verfolgt. Zum deutschen Vorrunden-Aus hat er eine klare Meinung: „Wir haben einen sehr starken Kader, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das der letzte Wille gefehlt hat und es vor allem in der Abwehr nicht harmoniert. Der Nationalelf fehlen Typen wie Schweinsteiger oder Lahm, die vorangehen und sich für Deutschland zerreißen. Das Ausscheiden ist verdient.“ Dass das Turnier derzeit in einem Land stattfinde, in dem Menschenrechte stark eingeschränkt und viele Arbeiter beim Bau der Stadien ums Leben gekommen seien, könne er nur schwer nachvollziehen.

PK



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