Schrobenhausen

Verkehrsentwicklungsplan: Koste er, was er wolle

Stadtrat erteilt der Verwaltung einen Freibrief zum Bau einer weiteren Anschlussstelle für die B 300 – Die Leuchtturmprojekte

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 22:28 Uhr

Jeden Morgen dasselbe: Zwischen halb acht Uhr und Schulbeginn ist Stau in der Gerolsbacher Straße. Stop-and-Go-Verkehr. Mittendrin: Hunderte Schüler, die sicher zum Unterricht wollen. Foto: M. Schalk

Schrobenhausen – Ohne sich auf eine grundlegende Marschrichtung für ein Verkehrsentwicklungskonzept verständigt zu haben, diskutierte der Stadtrat am Dienstagabend nach gut einstündigem Vorgeplänkel (siehe Seite 19) vier – von der Fraktionssprecherrunde so genannte – „Leuchtturmprojekte“. Eines der vier superwichtigen Projekte nahm die Stadtverwaltung allerdings selbst gleich wieder von der Tagesordnung: „Neustart des Stadtbusses in Kombination mit Rufbus“ – weil es im Landratsamt dazu keinen Sachbearbeiter gebe, könne man nichts machen, sagte Stadtjurist Christian Finster.

„Das kann doch nicht sein, dass die Zuständigkeit des Landratsamtes an deren Personaldecke hängt“, erwiderte Joachim Siegl von den Grünen. Darauf Finster: „Ich kann dort die Vorgesetzten anrufen, aber sonst kann ich nichts machen.“

Blieben also drei Leuchtturmprojekte:

Nummer eins:Gritscheneck-Kreisel

Die Idee: Die Ampel am Gritscheneck durch einen Kreisverkehr zu ersetzen. Zwischen Kirche und Brauereigebäude sei nicht ausreichend Platz, sagte Planer Robert Ulzhöfer, der ebenfalls zur Sitzung gekommen war. Aber östlich davon sei einer denkbar, wenn man über das im Moment noch mit einem Wohnhaus bebaute Grundstück verfügen würde. Nach seinen Berechnungen wäre er „erstaunlicherweise von der Leistungsfähigkeit her gut.“ Noch besser aber wäre zusätzlich ein zweiter Kreisel nahe der Tankstelle. Ulzhöfer: „Mit zwei Kreiseln könnte man nämlich auch Wendemöglichkeiten schaffen.“ Inge Eberle (CSU) wies auf die vielen Schulkinder hin, die hier über die Straße müssten und forderte eine Ampel für sie. „Aber dann gibt es wieder Stau …“

„Ich hätte mir erwartet, dass es Vorgespräche mit dem staatlichem Bauamt bezüglich der Machbarkeit gegeben hätte“, sagte Hartmut Siegl (CSU). „Wir haben bereits Gespräche geführt, wir sind an dem Thema schon dran“, erwiderte Bürgermeister Reisner. Als Siegl später nochmals nachhakte, gab Reisner zu, das Gespräch mit dem Bauamt liege eineinhalb Jahre zurück. Vor vier Wochen habe man erneut angefragt, aber noch keine Antwort, ergänzte sein Mitarbeiter Thomas Zaum.

„Das ist wieder eine Maßnahme, die den motorisierten Verkehr begünstigt und die einen Haufen Geld kostet“, sagte Joachim Siegl und verwies erneut auf einen fehlenden Grundsatzbeschluss. „Es ist grausam, in der Aichacher Straße zu radeln, weil du dir jedes Mal überlegst, ob du es überlebst“, schaltete sich Günther Schalk (FW) ein. „Zu warten, bis es keine Autos mehr gibt, ist keine Lösung, wir müssen das Problem jetzt lösen.“

Planer Ulzhöfer gab allerdings Joachim Siegl vom Grundsatz her recht: „Man muss natürlich zuerst den Kassensturz machen: Wenn man weiß, dass man fünf Millionen Euro hat, muss man sich darüber klar werden, wofür man sie ausgeben will.“ Günther Schalk schlug einen Kompromiss vor: eine Machbarkeitsprüfung. Das wurde gegen die Stimmen der Grünen beschlossen.

Nummer zwei:Neuer B300-Anschluss

Die Idee: Die Straße nach Pfaffenhofen endlich an die B300 anzubinden. Bürgermeister Reisner sagt, das Staatliche Bauamt sei zunächst skeptisch gewesen, wegen zu vieler Auffahrten auf zu kurzer Distanz. Inzwischen gebe es aber grundsätzliche Bereitschaft. Planer Ulzhöfer verwies auf die Schwachstelle der Planung: die bestehende Brücke, die ziemlich eng sei. Aber es gab klares Interesse im Stadtrat, dieses Projekt weiterzuverfolgen. Nach kurzer Diskussion wurde dann auch gleich die Umsetzung final beschlossen. Ohne über Kosten zu reden, erteilte der Stadtrat der Verwaltung eine Generalvollmacht zur Umsetzung, mit dieser einzige Einschränkung: „Sollte die Umsetzung der Maßnahme aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen nicht möglich sein, ist dem Stadtrat zu berichten.“

Nummer drei:Die Schulstraße

Die Idee: die Georg-Leinfelder-Straße zu Schulbeginn und Schulende zu sperren. Planer Ulzhöfer hält den Bereich zwischen alter Grundschule und Mittelschule für einen sechsmonatigen Versuch für sinnvoll. Elterntaxis könnten dann zumindest von Norden und von Süden her ihre Kinder anliefern oder einsammeln, müssten dann aber wenden und in derselben Richtung wieder zurückfahren. Die Gefahr sei aber groß, dass die Bischof-Sailer-Straße Ausweichstraße würde. Das wiederum könnte man verhindern, indem man dort im Wohngebiet Einbahnstraßen einrichte, was wiederum umständlich für die Bewohner wäre.

Martha Schwarzbauer (SPD) schlug vor, die Straße gleich ab der Gerolsbacher Straße zu sperren. Franz Mühlpointner (BVS) fragte an, was der Planer von einer Einbahnregelung in der Georg-Leinfelder-Straße hielte. Der warnte: „Die Gegenrichtung muss ja auch wo hin. Die würde dann in die Bischof-Sailer-Straße ausweichen.“

Dann ging es eine Weile hin und her um die Frage der Notwendigkeit von Elterntaxis. Bei der Aufzählung der Schulen in der Straße hatte niemand die Berufsschule und die Förderschule im Blick, die womöglich auch Anforderungen haben. Andy Vogl erinnerte daran, dass es auch immer noch die Drei-Kilometer-Grenze gebe: Wer einen kürzeren Schulweg habe, müsse den Schulbus s selbst bezahlen – auch ein Motiv für Elterntaxis.

Dann wurde über dieses Leuchtturmprojekt abgestimmt: Die Idee der Sperrung der Straße fiel mit 7:16-Stimmen durch, die Ausweisung als Fahrradweg mit 8:15, die Idee, eine weitere Ampel zur Steuerung des Verkehrs anzubringen, mit 3:21. Mit 16:9-Stimmen ging aber der Antrag durch, alles zu lassen wie es ist – nach drei Jahren VEP-Vorbereitung. Dann brach Harald Reisner die Sitzung ab.

SZ

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